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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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froh die sind, uns zu sehen.«
    Ich meinte: »Vielleicht ist das zu weithergeholt, aber Maggie hat mir mal erzählt, Jilly hätte was mit Rob Morrison. Wir sollten mal vorbeischauen, schaden kann’s sicher nicht.«
    Morrisons Häuschen lag verlassen da, nicht einmal ein Auto stand davor. Keine frischen Reifenspuren. Es sah aus, als wäre schon seit Tagen niemand mehr hier gewesen.
    Savich drehte am Türknauf. Zugeschlossen. Er feixte mich an und sagte: »Es geht um was Persönliches, Mac.« Er holte ein kleines Dietrich-Set aus der Tasche und machte sich an die Arbeit. Aber er bekam die Tür nicht auf. »Interessant«, brummte er.
    »Ja, wirklich«, pflichtete ihm Sherlock bei, die ihm über die Schulter geschaut hatte. »Wer macht sich schon ein Hochsicherheitsschloss an eine Holzhütte?«
    »Gute Frage.«
    Ich ging um das Häuschen herum zu dem großen Fens-ter über der Küchenspüle. Leise pfeifend schlug ich das Glas ein. Also das konnte man jetzt durchaus als Einbruch bezeichnen.
    Es gelang mir, ohne Schnittwunden davonzutragen durchs Fenster in die Küche zu klettern. Ich sprang auf den Linoleumboden. Das Schloss an der Vordertür war derart kompliziert, dass ich eine Weile brauchte, bis ich es aufbekam. Ich musste drei verschiedene Hebel umlegen und ließ dann die anderen rein.
    »Hier wohnt ein Kerl?«, fragte Sherlock und sah sich erstaunt um. »Allein? Hier ist es ja so ordentlich wie bei uns, kurz nachdem Julie, unsere Haushälterin, sauber gemacht hat.«
    »Morrison hat einen Haushälter, einen ehemaligen Alaskafischer namens Mr. Thorne. Hab ihn nie kennen gelernt, aber er leistet wirklich gute Arbeit.«
    Dann machten wir uns an unsere Arbeit. Zwanzig Minuten später kamen wir wieder im Wohnzimmer zusammen, kein bisschen schlauer als zuvor. In einer Schublade hatten wir seine Papiere entdeckt, Versicherungen, Arztrechnungen, KFZ-Rechnungen von drei verschiedenen Werkstätten und einige wenige Briefe von Verwandten, die weder sonderlich interessant noch informativ waren. Ein paar gerahmte Fotos standen herum, aber das Einzige, bei dem ich wie erstarrt stehen blieb, war eins, auf dem Jilly abgebildet war. Es steckte in einem Goldrahmen und lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Nachttisch. Sie stand grinsend an einer Klippe, hatte eine dunkle Sonnenbrille auf und trug ein leichtes Sommerkleid.
    »Der Schuppen neben dem Haus«, sagte Savich. »Ich möchte mich mal drin umsehen.«
    Der Schuppen sah so alt aus wie die Erde, auf der er errichtet worden war. Das Holz roch modrig, die Tür hing ein wenig schief. Sie war ebenfalls verschlossen. Savich gab ihr einen kräftigen Faustschlag. Sie erzitterte und fiel dann wie in Zeitlupe nach innen. Ein abscheulicher Gestank schlug uns entgegen.
    »Was ist, Dillon?«, fragte Sherlock und drängte sich neugierig heran.
    »Herrgott«, sagte Savich, drehte sich um und packte sie am Arm. »Bleib zurück.«
    Jilly hatten wir nicht gefunden.
    Aber Rob Morrison.

33
    Ich schaute Maggie an, die beobachtete, wie man ihren Liebhaber in einen Leichensack packte. Zwei Männer hievten die Leiche in den Wagen des Leichenbeschauers und knallten die Türen zu. Sie stand einfach nur da und starrte dem Kleinlieferwagen nach, bis er, etwa eine halbe Meile von Rob Morrisons Häuschen, um eine Kurve bog und verschwand.
    Sie hatte nur einen Blick auf seine Leiche geworfen, die Hand vor Nase und Mund gedrückt und sich dann wortlos abgewandt. Tatsächlich sprach sie mindestens zehn Minuten lang mit keinem ein Wort. Danach warteten wir fast eine Stunde lang, bis der Wagen des Gerichtsmediziners und die Typen von der Spurensicherung eintrafen, allen voran Detective Minton Castanga. Er hatte bis jetzt noch kein Wort zu Maggie gesagt, nichts weiter getan, als uns zu begrüßen.
    Es begann zu regnen, als der Wagen des Gerichtsmediziners davonfuhr. Castanga winkte uns ins Haus.
    »Und jetzt raus mit der Sprache«, forderte er, während er sich auf Rob Morrisons Sofa setzte.
    Wir erzählten ihm alles, bloß dass wir behaupteten, erst nach dem Auffinden der Leiche ins Haus eingebrochen zu sein.
    Castanga kratzte sich mit seinem Stift am Kinn. »Mal sehen, ob ich Sie richtig verstanden habe. Eure Leute schwärmen schon seit fast einer Woche überall in der Stadt herum, dann kamt ihr vier hierher, weil ihr hofftet, vielleicht Macs Schwester zu finden. Oder weil Morrison eventuell etwas über ihren möglichen Aufenthaltsort wüsste?«
    »Ganz genau«, bestätigte ich. Laura saß neben mir, ein wenig
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