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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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dass das der Fall war.« Sie seufzte und betupfte ihre Augen mit einem hübschen weißen Spitzentaschentuch. »Rob war ein so netter junger Mann. Ich konnte stundenlang mit ihm zusammen sein ohne ein Wort zu sagen. Es genügte mir einfach, seinen herrlichen Körper zu berühren.« Sie seufzte tatsächlich ein zweites Mal. »Und diese Ausdauer. Er wurde mit der Zeit nur noch hingebungsvoller.« Sie warf mir einen Blick unter getuschten Lidern zu. »Was das Fleischliche betrifft, meine ich.«
    »Und wer war Ihre Nachfolgerin?«, erkundigte sich Savich. Er hatte sich nicht hingesetzt, sondern stand hin-ter Sherlock, die auf einem niedrigen, kleinen blauen Brokatsofa saß. Seine Hand ruhte leicht auf ihrer Schulter.
    »Maggie. Ich versuchte ihr klar zu machen, dass Rob keiner Frau treu sein kann, aber sie lachte mich nur aus und meinte, nur weil ich reich bin, heißt das noch lange nicht, dass er bei mir bleiben muss.«
    »Mutter, sieh zu, dass du diese Scheißtypen loswirst. Sag ihnen, sie sollen verschwinden. Sie haben keinen Durchsuchungsbefehl. Die können uns gar nichts.«
    »Das ist kein Grund, gleich unhöflich zu werden, Cotter«, ermahnte ihn Elaine. Sie blickte ihn an, als hätte sie ihn aufrichtig lieb, wolle ihm aber auch zeigen, dass sie als Mutter von seinem Verhalten enttäuscht war. »Du hast doch von klein auf Manieren von uns gelernt, nicht wahr? Ich weiß nicht, wohin sie verschwunden sind.«
    »Irrsinn ist nun mal nicht so leicht zu kurieren«, meinte Sherlock und warf einen Blick auf Cotter.
    Ich hatte den Eindruck, dass Cotter sich gleich auf Sherlock stürzen würde, doch dann sah er Savichs Gesicht.
    »Ich bin nicht verrückt.«
    »Nein, natürlich nicht, mein Lieber. Nur ein wenig aufbrausend, so wie ich, als ich jung war. Ich möchte, dass du ganz ruhig bleibst. Unsere Gäste wollten ohnehin gleich gehen.«
    »Wissen Sie etwas über den Mord an Rob Morrison?«, erkundigte ich mich bei ihm.
    »Einen Scheißdreck weiß ich«, entgegnete Cotter heftig. »Na, was soll’s. Der Mistkerl ist tot. Jetzt will den Arsch keine mehr.«
    Savich schaltete sich mit seiner tiefen, ruhigen Stimme ein: »Ich habe ihr dreckiges Mundwerk allmählich satt, Cotter. Sie sind ein ungezogener Bengel im Körper eines erwachsenen Mannes. Sie widern mich an.«
    Cotter starrte Savich eine ganze Minute an, dann trat er einen Schritt zurück.
    »Ich kann sagen, was ich will, du Arschloch.«
    »Das genügt«, sagte Elaine Tarcher und erhob sich anmutig, um dem Mann entgegenzutreten, der ihr Sohn und außerdem geisteskrank war. »Du bist nicht irgendwo in einer Kneipe mit diesen Leuten, Cotter, du befindest dich im Wohnzimmer meines Hauses.«
    Zu meinem großen Erstaunen und meiner nicht weniger großen Erleichterung erwiderte Cotter mit ruhiger, beherrschter Stimme: »Tut mir Leid, Mutter. Ich würde im Wohnzimmer keine Unordnung machen. Du hast so hübsche Dinge hier drin.« Er hatte die richtige Wahl getroffen.
    »Ja, mein Lieber. Nett von dir, daran zu denken. Geh jetzt und hole deinen Vater.«
    Cotter lief durch den eleganten Türbogen, der aus dem Wohnzimmer führte. Er wandte sich noch einmal um und sagte: »Rob Morrison war ein Narr. Er wollte dich nur für zweieinhalb Wochen, Mutter. War er denn blind? Du bist so wunderschön, der Bastard hätte auf die Knie fallen sollen aus Dankbarkeit, dass er dich überhaupt bekam. Rob war ein kaputter Irrer.« Und weg war er.
    »Ich möchte mich entschuldigen«, sagte Elaine mit einem charmanten Lächeln zu uns allen. »Cotter ist manchmal ein wenig übereifrig. Meine Mutter war ganz genauso. Ich glaube, es liegt an zu viel Kaffee. Er meint es nicht böse. Nun, sind Sie bereit zu gehen? Es wird Zeit, wissen Sie. Ich habe heute noch jede Menge zu tun.«
    Sherlock erschauderte, und Laura sagte: »Mrs. Tarcher, Ihr Sohn ist ernsthaft gestört. Er ist ein Soziopath. Er braucht psychiatrische Hilfe, bevor er anderen oder sich selbst wehtut. Sie sehen das doch sicher ein?«
    »Sie hat Recht«, warf Savich ein. »Er ist gefährlich,
    Ma’am. Es kommt der Tag, da wird er nicht mehr klein beigeben.«
    »Damit werde ich fertig, wenn es so weit ist. Falls es überhaupt so weit kommt«, entgegnete sie. »Er braucht keinen Seelenklempner. Ein absurder Gedanke. Wissen Sie, ich glaube, er hat sich möglicherweise auf Pauls schreckliche Droge eingelassen. Sobald etwas Zeit vergangen ist, wird alles wieder gut.
    Und jetzt möchte ich, dass Sie gehen. Ich war wirklich äußerst kooperativ, aber
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