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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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Zuckerschlösschen einbogen, richtete sich Laura blinzelnd auf, als hätte gerade ein Wecker geklingelt. Sie behauptete hartnäckig, sich prima zu fühlen nach dem stärkenden Sandwich und einem Mittagsschläfchen.
    »Ein fünfminütiges Mittagsschläfchen.«
    »Ich bin eine Frau. Ich komme mit sehr wenig sehr weit.«
    Sherlock und Savich bogen hinter uns in die Auffahrt.
    Auf mein Klopfen ging die Tür sofort auf.
    Ich grinste Cotter Tarcher an, der drohend im Türrahmen stand. Er trug schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt und sah aus wie einer der Halbstarken in »Denn sie wissen nicht, was sie tun«. Sogar schwarze Stiefel hatte der Lackaffe an. Schien es gar nicht abwarten zu können, sich in die nächste Schlägerei zu stürzen.
    »Hallöchen, Cotter«, säuselte ich gemächlich. »Sie erinnern sich sicher an Savich und Sherlock, nicht? Und an Miss Scott? Aber sicher. Savich und Sie hatten doch diese kleine Auseinandersetzung.«
    Er trat zurück und wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen. »Nicht doch«, bat ich höflich. Dann knallte ich die Tür auf, so dass er auf den Hintern fiel und noch ein gutes Stück über den blank gewienerten, original italienischen Marmorboden schlitterte.
    »Reißen Sie sich zusammen, Cotter. Wir sind hier, um mit Ihren Eltern zu sprechen. Sie sollten endlich ein paar Manieren zeigen.« Ich betrat das Haus, Laura, Savich und Sherlock dicht auf den Fersen. »Sie müssen sich dieses Halbstarken-Image wirklich mal abgewöhnen.«
    Er machte Anstalten, aufzuspringen und sich auf mich zu stürzen, wurde jedoch von einer Frauenstimme zurückgehalten.
    »Nicht, Cotter, verschwende deine Energie nicht mit diesen Bundespolizisten. Es sind vier, und du bist allein, obwohl die Frauen nicht ganz so gefährlich aussehen. Ich denke, die mit der Armschlinge könntest du besiegen. Und vergiss nicht, dass sie dich jederzeit verhaften können. «
    Dann wandte sie sich an uns. »Wie ich sehe, dringen Sie uneingeladen in mein Haus ein. Da ich jedoch durchaus Manieren habe, sehr gute sogar, dürfen Sie ein Weilchen bleiben. Sie sagten, Sie wollten mich sprechen?« Auf mein Nicken winkte sie nachlässig mit der Hand. »Dann kommen Sie eben ins Wohnzimmer. Der Himmel weiß, wir hatten in letzter Zeit genug Agenten hier, die durchs Haus trampelten, ein Chaos anrichteten und überhaupt nicht daran dachten, hinterher wieder Ordnung zu schaffen. «
    Elaine Tarcher sah sehr elegant aus in einer engen weißen Jeans und einem weiten, pfirsichfarbenen Sweater. Ihr dichtes, glänzendes braunes Haar war modisch zurechtgezupft, an den Füßen trug sie beige Ballettschuhe. Sie ging uns voran ins Wohnzimmer, ohne zu schauen, ob wir ihr auch folgten.
    »Arme Maggie«, sagte sie, während sie sich anmutig auf einem Ohrenbackensessel niederließ, der mindestens zweihundert Jahre alt aussah. »Ist sie sehr verzweifelt über Robs Tod?«
    »Wie haben Sie das so rasch erfahren?«, erkundigte sich Sherlock und beugte sich erstaunt vor.
    Elaine zuckte anmutig die Schultern. »In Edgerton sprechen sich Neuigkeiten immer sehr schnell herum. Möglicherweise war es unser Postbote, der es unserem Dienstmädchen, die es wiederum vor ein paar Minuten mir erzählt hat. Ich kann mich nicht an alles erinnern, was in diesem Haus vorgeht.«
    »Er ist nicht einfach gestorben«, erklärte ich. »Er wurde ermordet. Zwei Schüsse in den Rücken. Man warf ihn in den Schuppen und ließ ihn einfach dort liegen. Wir fanden ihn rein zufällig.«
    »Ja, ich weiß. Rob war Maggie ganz und gar nicht treu, wissen Sie. Es war nicht Maggies Schuld. Um ehrlich zu sein, war Rob einer Frau nie länger treu als höchstens, sagen wir mal zweieinhalb Wochen.«
    Ich lehnte mich in meinem Sessel vor, der ihrem aufs Haar glich, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, die Hände zwischen den Knien. »War er Ihnen so lange treu, Elaine?«
    »Ich nehme an, es wird eine Untersuchung geben«, sagte sie und schenkte mir ein trauriges Lächeln. »Es waren genau zweieinhalb Wochen. Ich kann Ihnen sagen, ich war ziemlich überrascht, als er mir eines Abends, nachdem wir uns geliebt hatten, die Wange täschelte und sagte, er mache sich auf zu grüneren Gefilden. Natürlich meinte er das nur metaphorisch, da wir in seinem Häuschen waren und ich diejenige war, die gehen musste. Es war dort immer so sauber und ordentlich, in seinem kostbaren kleinen Heim. Mr. Thorne ist eine wahre Perle. Es kam mir nie in den Sinn zu fragen, ob die Laken frisch waren. Ich wusste,
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