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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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verschwunden, das Haus, einschließlich Computer, leer geräumt. Tarcher gibt sich vollkommen unwissend. Man kann ihm nichts anhängen, zumindest noch nicht. Nach Jilly wird auch noch gesucht. Das wär’s. Der letzte Stand von vor zwei Stunden.«
    Ich half Laura, sich ein wenig aufzusetzen. »Schon besser. Und was ist mit Charlie Duck und den Substanzen, die der Gerichtsmediziner in seinem Blut fand?«
    »Tarcher sagt, er hätte keine Ahnung, wie Charlie Duck an Pauls Droge herangekommen wäre. Vielleicht hat Paul ihn umgebracht, meint Tarcher.« Ich küsste Lauras Hand. Ihre Haut war weich und glatt. Ihre Finger schlossen sich um die meinen. Ihr Griff war jetzt wieder kräftiger. »Wie du dir vorstellen kannst, ist Miss Sheriff, Maggie Sheffield, alles andere als glücklich. Sie und Atherton hacken aufeinander ein wie zwei Hähne, die sich um dieselbe Henne streiten.«
    Laura lachte.
    »Na ja, oder wie zwei Hunde um denselben Knochen. Du weißt schon, was ich meine. Da ich das von Atherton habe, war der Wortlaut natürlich etwas anders. Er meinte lediglich, dass der örtliche Sheriff alles andere als kooperativ sei und ihm nur Steine in den Weg lege.«
    »Und was machen wir jetzt, Mac?«
    Ich küsste sie auf den Mund, dann auf die Nasenspitze. Beim dritten Kuss erwischte ich ihr Ohrläppchen. »Wir bleiben hier, bis es dir wieder besser geht. Und dann«, ich holte tief Luft, »dann fliegen wir nach Edgerton zurück. Ich muss Jilly finden.«
    »Lass mir noch ein, zwei Tage Zeit, Mac. Dann fliegen wir zusammen.«
    Vier Tage später landeten wir vier in Portland, Oregon. Sherlock und Savich hatten darauf bestanden, noch bei uns zu bleiben.
    Savich mietete sich einen Toyota Cressida und ich mir einen Ford Explorer. Man erinnerte sich noch an uns und bedachte uns mit argwöhnischen Blicken, aber unsere ursprünglichen Mietwagen waren ordnungsgemäß zurückgebracht, die Reparaturrechnungen bezahlt worden. Alles hatte seine Richtigkeit.
    Ich folgte Savichs rotem Ihr-könnt-mich-alle-mal-Flit-zer in Richtung Edgerton. Gut eine Stunde später bogen wir in die Auffahrt zu Pauls Haus in der Liverpool Street. Es war zwei Uhr nachmittags an einem Donnerstag Anfang Mai. Ein dicker, feuchter Nebel hing über der Küste. Da Pauls und Jillys Haus keine fünfzehn Meter von der Küstenlinie entfernt lag, war der Nebel hier so dick, dass ich selbst Savichs Auto, das direkt vor mir fuhr, kaum erkennen konnte. Mir taten sämtliche Knochen weh, ein Überbleibsel des Bombenanschlags. Ich fragte mich, ob Lauras Schulterwunde wohl ebenso ziepte und zerrte.
    Weit und breit war niemand zu sehen, der mich hätte beobachten können, wie ich mir mit einem Dietrich Zugang zum Haus verschaffte.
    »Als Einbruch im eigentlichen Sinne kann man das auch gar nicht bezeichnen«, überlegte Savich, der mich deckte, während ich das Schloss an der Haustür knackte. »Immerhin ist es das Haus deiner Schwester.«
    Drinnen war es so kalt und öde wie immer.
    Und leer. Falls Paul irgendwelche Aufzeichnungen, Ausrüstungsgegenstände oder Notizen zurückgelassen hatte, waren sie längst von den Cops konfisziert worden. Aber wahrscheinlich hatte er ohnehin nichts zurückgelassen.
    »Wir können ebenso gut nachsehen«, schlug Laura, die neben mir stand, vor. »Man kann nie wissen.«
    Sherlock verschwand laut summend im Rückteil des Hauses. Ich stand reglos im Wohnzimmer und fragte mich, wo Paul wohl etwas versteckt haben konnte, das er nicht mitgenommen hatte.
    Ich wandte mich langsam in dem kalten, modernen Raum mit dem vielen Glas und Schwarz-Weiß um. Er gefiel mir nicht besser als vorher.
    Dreißig Minuten später schloss ich mich Savich an, der oben im ersten Stock Pauls Labor durchsuchte. Er inspi-zierte gerade ein paar leere Schränke, wobei er einen Country-and-Western-Song vor sich hin summte.
    Ich musste lächeln, während ich sorgfältig den Blick durch den langen, schmalen, rechteckigen Raum gleiten ließ. Vielleicht entdeckte ich ja etwas, das mir nicht ins Bild zu passen schien, etwas, das nicht hergehörte, wie zum Beispiel einen Spalt in der Wand oder so. Alles, was mir auch nur im Geringsten ungewöhnlich vorkam.
    Nichts.
    Savich sang nun leise ein Lied, in dem ein gewisser Tommy aus einem finsteren mexikanischen Gefängnis ausbrach...
    Er streckte den Kopf aus dem Schrank. »Hab sogar die Wände abgeklopft. Nichts.«
    Er wischte sich die Hände an der Hose ab. »Tja, ich schätze, dann fahren wir mal bei den Tarchers vorbei. Mal sehen, wie
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