Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)

Titel: James Bond 04 - Diamantenfieber (German Edition)
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
DIE PIPELINE ÖFFNET SICH
    Der große Pandinus-Skorpion kam mit einem trockenen Rascheln aus dem fingergroßen Loch unter dem Stein hervor und hielt seine zwei Kampfklauen vor sich wie ein Ringkämpfer seine Arme.
    Vor dem Loch befand sich ein kleiner Bereich aus harter flacher Erde, und der Skorpion stellte sich auf den Spitzen seiner vier Beinpaare in die Mitte dieser Stelle. Seine Nerven und Muskeln waren angespannt und jederzeit für einen schnellen Rückzug bereit, und seine Sinne suchten nach den winzigen Schwingungen, die seinen nächsten Schritt bestimmen würden.
    Das Mondlicht, das durch den großen Dornbusch fiel, ließ den harten schwarzen Panzer seines fünfzehn Zentimeter langen Körpers saphirblau schimmern und glänzte auf dem feuchten weißen Stachel, der aus dem letzten Segment des Schwanzes hervorragte, der nun parallel zum flachen Rücken des Skorpions gebogen war.
    Langsam glitt der Stachel in den Schwanz zurück, und die Nerven im Giftsack darunter entspannten sich. Der Skorpion hatte sich entschieden. Gier hatte über Angst gesiegt.
    Dreißig Zentimeter entfernt, am Fuß eines steilen Sandabhangs, war der kleine Käfer allein damit beschäftigt, zu besseren Nahrungsgründen weiterzutrotten und die, die er unter dem Dornbusch vorgefunden hatte, hinter sich zu lassen. Die Geschwindigkeit, mit der der Skorpion den Abhang hinunterrauschte, ließ ihm keine Zeit, seine Flügel zu entfalten. Die Beine des Käfers zappelten protestierend, als die scharfe Klaue seinen Körper packte. Dann stach der Stachel über den Kopf des Skorpions hinweg in ihn hinein, und er war sofort tot.
    Nachdem er den Käfer getötet hatte, stand der Skorpion fast fünf Minuten lang reglos da. Während dieser Zeitspanne identifizierte er seine Beute und suchte den Boden und die Luft erneut nach feindlichen Schwingungen ab. Beruhigt zogen sich seine Kampfklauen von dem halb zerteilten Käfer zurück. Die zwei kleinen Kieferklauen streckten sich vor und griffen ins Fleisch des Käfers. Dann fraß der Skorpion eine Stunde lang und mit extremer Genauigkeit sein Opfer.
    Der große Dornbusch, unter dem der Skorpion den Käfer getötet hatte, stellte in der weiten Ausdehnung der flachen Steppe knapp fünfundsechzig Kilometer südlich von Kissidougou in der südwestlichen Ecke von Französisch-Guinea die einzige Orientierungshilfe dar. In allen Himmelsrichtungen erstreckten sich am Horizont Hügel und Dschungel, doch hier befand sich eine fünfzig Quadratkilometer große Fläche aus flachem, felsigem Boden, der fast schon eine Wüste war. Und umgeben von tropischen Pflanzen wuchs hier – vielleicht weil sich tief unter seinen Wurzeln Wasser befand – nur dieser eine Dornbusch, der die Höhe eines Hauses erreicht hatte und den man schon aus vielen Kilometern Entfernung ausmachen konnte.
    Der Busch stand mehr oder weniger auf dem Grenzgebiet dreier afrikanischer Staaten. Er befand sich in Französisch-Guinea, aber nur sechzehn Kilometer nördlich von der nördlichsten Spitze Liberias und acht Kilometer östlich der Grenze von Sierra Leone. Hinter dieser Grenze befanden sich die großen Diamantenminen um Sefadu. Sie gehörten Sierra International, die ein Teil des mächtigen Bergbauimperiums Afric International waren, das wiederum eine bedeutende Vermögensgrundlage des Britischen Commonwealth darstellte.
    Ein Stunde zuvor war der Skorpion in seinem Loch zwischen den Wurzeln des großen Dornbusches von zwei verschiedenen Schwingungen alarmiert worden. Die einen hatten von den leisen Kratzgeräuschen des laufenden Käfers hergerührt, und diese Schwingungen hatte der Skorpion sofort erkannt und eingeordnet. Dann war da noch eine Reihe unergründlicher Klopflaute rund um den Busch herum gewesen, denen ein abschließendes heftiges Beben gefolgt war, das einen Teil des Lochs des Skorpions zum Einsturz gebracht hatte. Danach hatte der Boden leicht und rhythmisch gezittert, doch die Bewegungen waren so regelmäßig gewesen, dass sie bald zu einer unbedeutenden Hintergrundschwingung geworden waren. Nach einer Pause war das leise Kratzen des Käfers weitergegangen, und nachdem sich der Skorpion den ganzen Tag vor seinem tödlichsten Feind versteckt hatte, war es die Gier nach dem Käfer gewesen, die schließlich die Oberhand über die Erinnerung des Skorpions an die anderen Geräusche gewonnen und ihn aus seiner Höhle ins matte Mondlicht hinausgetrieben hatte.
    Und nun, während er langsam die Überreste des Käfers von seinen Kieferklauen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher