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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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kaufen. Da wir weder Geldbeutel noch Ausweise, ja nicht einmal eine einzige Dollarnote bei uns hatten, baten wir Dr. Salinas, uns etwas zu leihen. Nachdem Savich und ich uns rasiert hatten und nicht länger wie Desperados aussahen, ließen sie uns sogar in die Geschäfte hinein. Wieder zurück im Krankenhaus, duschten wir zuerst einmal in der Ärztedusche und zogen uns um. Dann aßen wir etwas und warteten. Vertreter der örtlichen Polizei tauchten auf, um uns zu befragen und unter ihren Schutz zu stellen, was uns angesichts der unberechenbaren Natur von Molinas’ Soldaten sehr erleichterte. Sie erklärten sich bereit zu warten, bis Vertreter der DEA und des FBI eintrafen. Sie waren besorgt und hilfsbereit. Ein Polizeileutnant erzählte uns, er habe von einer alten Kaserne unweit von Dos Brazos gehört. Er war überrascht zu hören, dass sie jemand als Stützpunkt für den Drogenhandel in sein Land benutzen könnte. Mit so etwas würden sie in Costa Rica nicht durchkommen.
    Der Tag zog sich wie Kaugummi in die Länge. Laura erwachte einmal kurz, schlief aber die meiste Zeit über. Wir beschlossen einstimmig, die Nacht im Krankenhaus zu verbringen, nicht zuletzt auch auf Drängen der sechs Polizisten, die zu unserem Schutz abgestellt waren.
    Am nächsten Morgen saßen wir in Lauras Zimmer und unterhielten uns leise, da sie schlief. Ich hörte eine Männerstimme, reagierte aber nicht. Dann ging die Tür auf, und Savich erhob sich wie von der Tarantel gestochen. »Du meine Güte, Sir, bin ich aber froh, Sie zu sehen!«
    Vizedirektor Jimmy Maitland, Savichs Boss, stürmte herein wie ein Kampfbulle. Als er Sherlock und Savich entdeckte, grinste er von einem Ohr zum anderen.
    »S und S, schön, euch putzmunter und lebendig zu sehen! Aber ich muss zugeben, ich bin froh, solche Sachen hinter mir zu haben.« Er gab Sherlock eine Bärenumarmung und schüttelte Savich die Pranke.
    Hinter ihm kam mein eigener Boss, Big Carl Bardolino, ein Mann, für den ich auch über glühende Kohlen laufen würde, ein Mann, der ebenso hingebungsvoll in seiner Loyalität seinen Leuten gegenüber war wie Jimmy Maitland. Big Carl war einsneunzig groß und wog die Kleinigkeit von einhundert Kilo. Ich hatte noch keinen Agenten erlebt, der es im Trainingsraum mit ihm aufnehmen konnte. »Sir«, sagte ich. »Willkommen in Costa Rica.«
    »Schön zu sehen, dass Sie diesmal noch in einem Stück sind, Mac.«
    Ein anderer Mann, den ich nie zuvor gesehen hatte, steuerte Lauras Bett an. Er war nicht vom FBI. Komisch, aber das war mir sofort klar. Was ich außerdem sofort merkte, war, dass mir der Kerl nicht grün war.
    »Wir haben diesen Herrn hier am Flughafen getroffen«, erklärte Jimmy Maitland. »Er ist von der DEA. Wir haben ihn mitgenommen, weil er Laura Bellamys Boss ist.
    Zumindest behauptet er das. Sein Name ist Richard Atherton.«
    Ich musterte den Typen. Er war hoch gewachsen und schlank, sehr blond, für einen Bundespolizisten viel zu gut gekleidet und wirkte außerdem oberflächlich. Er trug Lederschuhe mit kleinen Quasten dran. Ich sagte zu ihm: »Ich war nicht auf Befehl des FBI in Edgerton. Es war eine Privatangelegenheit, ging um meine Schwester. Sie irren sich also.«
    »Das haben Sie mir schon am Telefon gesagt«, entgegnete Atherton und blickte dabei Big Carl an. Er ignorierte uns, blickte ein paar Sekunden auf Laura hinab und sagte dann zu Savich: »Und Sie waren wahrscheinlich nur dort, um ihn zu besuchen, nehme ich an.« Er nickte in meine Richtung.
    »Stimmt genau. Er hat Ihnen sicher erzählt, dass man versucht hat, ihn umzubringen. Sherlock, und mir gefällt es nicht, wenn jemand versucht, unsere Freunde umzubringen. «
    Eine hellblonde Braue wölbte sich. »Sie sind Sherlock?
    Sie sind die Agentin, die den Bindfadenmörder ausgeschaltet hat?« In seiner Stimme lag unüberhörbare Bewunderung, und Savich runzelte die Stirn.
    Sherlock zuckte ein wenig zusammen, und da wusste ich, dass sie an ihre drogeninduzierten Alpträume von Marlin Jones denken musste. Ohne Atherton weiter zu beachten, wandte sie sich an Big Carl und Maitland. »Die örtlichen Cops sind genauso scharf darauf wie wir, dieses Lager auseinander zu nehmen. Soll ich ihnen Bescheid sagen, dass wir bereit sind?«
    »Schon gut, Sherlock«, sagte Maitland. »Es ist bereits alles vorbereitet.«
    »Dies ist eine Angelegenheit der DEA«, verkündete Atherton hochmütig. »Das fällt nicht in die Jurisdiktion des FBI. Was immer Sie auch zu sagen haben, sagen Sie zuerst
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