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Wo niemand dich sieht

Titel: Wo niemand dich sieht
Autoren: Catherine Coulter
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was genug ist, ist genug. Warum starren Sie mich so an, Agent Savich?«
    »Sie sagten, Ihr Sohn nähme Pauls Droge«, erwiderte Savich, die Hand noch immer auf Sherlocks Schulter.
    »Ja, ich fürchte schon. Ich bin nicht sicher, was es eigentlich ist, aber er erscheint mir aggressiver, unbeherrschter als früher.«
    »Was wir Cotter gaben, meine Liebe, war ein einfaches Beruhigungsmittel, das uns Paul empfahl, nichts weiter.« Alyssum Tarcher hatte das Wohnzimmer betreten. Er stand groß und hoch aufgerichtet da, in einer maßgeschneiderten Gabardinehose und einem weißen Hemd, das am Kragen leicht offen stand. Wie viel von dem, was uns seine Frau verraten hatte, hatte er mitbekommen?
    Er fuhr fort: »Nun, nun, wenn das nicht noch mehr Bundesagenten sind, die mein Haus heimsuchen, meine Frau einzuschüchtern versuchen und meinen Sohn provozieren. Der arme Cotter ist in einem schlimmen Zustand. Und jetzt habe ich genug von Ihnen. Falls Sie keinen Durchsuchungsbefehl haben, dann hinaus mit Ihnen.«
    »Sir«, wandte ich mich an Alyssum Tarcher, »wir sind gekommen, um uns nach Jilly zu erkundigen. Ich mache mir große Sorgen um sie. Haben Sie sie gesehen? Wissen Sie, wo sie ist?«
    »Wir haben Jilly schon seit vor ihrem Unfall nicht mehr gesehen«, erwiderte er.
    »Glauben Sie, dass Jilly Pauls Droge genommen hat?«, erkundigte sich Savich. »Vielleicht zu viel davon? Vielleicht wurde ihr Geisteszustand dadurch ja zunehmend instabil und sie raste deshalb über die Klippen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Sie ängstigen meine Frau.«
    Laura hatte Schmerzen, das merkte ich, aber sie verbarg es sehr gut. Sie sagte: »Wussten Sie, dass John Molinas in einem von Del Cabrizo geleiteten Drogenlager in Costa Rica ermordet wurde?«
    »Es kam in den Nachrichten«, erwiderte Alyssum und behielt dabei seine Frau im Auge. Sie saß sehr still da, die Augen auf ihre Ballettschuhe gesenkt. »Elaine und ich haben John schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Wir sind sehr traurig über seinen Tod.«
    »Unglücklicherweise wird Ihre Nichte vermisst«, warf Sherlock ein.
    »Mein Bruder liebte seine Tochter sehr«, sagte Elaine langsam und trat an die Seite ihres Mannes. »Er war kein schlechter Mensch.«
    »Ich möchte, dass Sie jetzt gehen«, befahl Alyssum Tarcher. »Mit irgendwelchem Drogenhandel habe ich nichts zu tun, auch nichts mit diesen schrecklichen Morden, die Sie und Ihre Schwester über uns gebracht zu haben scheinen, Mr. MacDougal. Es gibt hier nichts für Sie zu finden. Ich habe nicht vor, zusammenzubrechen und alles zu gestehen, weil es nichts zu gestehen gibt. Und jetzt hinaus.«
    Wir waren schon fast an der Haustür, als er noch hinzufügte: »Übrigens schicke ich Ihnen eine Rechnung über die Reparaturarbeiten am Seagull Cottage. Sie haben dort enormen Schaden angerichtet.«
    Der Mann hatte vielleicht Nerven.
    »Netter Zug«, fand Savich, nachdem wir gegangen waren. »Sagenhafte Frechheit von dem Kerl.«
    Ich drehte mich noch einmal zum Haus um und sah Cotter, der hinter einem der oberen Fenster zu uns herunterstarrte. Als er merkte, dass ich zu ihm aufblickte, ließ er rasch den Vorhang zurückfallen. Ich wusste ganz genau, was die Droge mit ihm anstellte. Aber ihm gefiel’s wahrscheinlich sogar. Ob sein Vater das Zeug auch nahm? Oder seine Mutter? Wahrscheinlich nicht. Was Cal anging, bei ihr konnte ich mir wohl nie sicher sein, so oder so.
    Ich fühlte mich leer und ausgepumpt. Dieser Besuch war eine Zeitverschwendung gewesen. Jilly war fort, und ich hatte noch immer keine Ahnung, wo ich nach ihr suchen sollte.
    »Kommt, wir fahren zu mir nach Salem«, sagte Laura. »Ich möchte Grubster und Nolan Wiedersehen. Als ich den Hausmeister von San Jose aus anrief, meinte er, sie würden zwar fressen, wären aber gar nicht glücklich über meine Abwesenheit. Es war sehr nett von Maggie, sie zu mir nach Hause zu bringen.«
    »Werden sie mit uns im Bett schlafen?«
    »Es ist ein ziemlich großes Bett«, sagte Laura. »Platz genug für alle. Ach ja, und ich habe ein sehr schönes Gästezimmer für Sherlock und Savich.«
    Ich rief Maggie Sheffield an und sagte ihr, wo wir wären, falls sie etwas Neues für uns hatte, was ich bezweifelte. Sie ebenfalls, war aber nett genug, es nicht zu sagen.
    Ich schlief rasch in Lauras sehr bequemem Bett ein, eine Armeslänge von ihr entfernt, weil es sich der fette Kater in den Kopf gesetzt hatte, die Nacht in ihren Armen zu verbringen. So wie er schnurrte, schien es ihm sehr zu
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