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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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Single aber macht sie Sinn. Er kann nicht anders. Schließlich fühlt er so, und dafür kann er doch nichts. Gefühle können doch nicht falsch sein ...
Gefühle täuschen nicht, oder doch?
    Aber natürlich können Gefühle täuschen! Zwar irrt sich der suchende Single nicht über sein Gefühl, es ist da, es ist echt und es ist mächtig. Aber Gefühle können uns eine scheinbar untrügliche Bedeutung nahelegen, die wir an einem bestimmten Merkmal festmachen.
    Wer sich an weißen Socken, sächselnden Partnern oder Rechtschreibfehlern stört, hat am eigenen Leib oder indirekt schlechte Erfahrungen mit diesen Merkmalen gemacht, ansonsten könnten sie keine ablehnende Reaktion hervorrufen. Mit seinem schnellen Urteil will sich der suchende Single nun erneute Unannehmlichkeiten, Frust oder gar Schmerzen ersparen. Seine Gefühlswelt sperrt sich mit Händen und Füßen dagegen, sich mit einem derart unmöglichen Partner weiter einzulassen. Er ist sich sicher: »Wenn ich einen sächselnden Partner habe, werden mich meine Freunde auslachen«, »Wer die Rechtschreibung nicht beherrscht, hat einen einfältiges Wesen« oder »Wer weiße Socken trägt, ist geschmacklos und altmodisch«.
    Das Schnellgericht beruft sich auf Überzeugungen von der Bedeutung eines Merkmals, wie sie in der Vergangenheit entstanden sind. Die negativen Gefühle gelten aber dem Merkmal und eben nicht der Person, die dem suchenden Single gegenwärtig gegenüber steht. Das aber interessiert den suchenden Single wenig. Wer einen Schnellrichter zur Revision seines Urteils bewegen möchte, könnte ebenso eine Katze baden wollen. Es wird ihm nicht gelingen, weil der suchende Single sich sicher ist: »Das kann nicht gut gehen.« »Das brauche ich mir nicht anzutun.« »Da kannst du sagen, was du willst.« »Damit kenne ich mich aus.« »Das lassen wir mal lieber.« »Das hat keinen Sinn!« Damit will ich nicht sagen, dass jedes Aussortieren falsch wäre. Aber ob es richtig oder falsch ist, lässt sich sehr selten sofort erkennen, und wenn das Urteil zu schnell fällt, wird man nicht erfahren, ob es angebracht war.
Schnell kennenlernen, schnell urteilen
    Wie rasant Urteile vor dem Schnellgericht gefällt werden, lässt sich beim Speed-Dating erkennen, bei dem Singles nur einige Minuten Zeit für einen ersten Kontakt haben. Jeder testet sein Gegenüber blitzschnell ab, sucht nach ersehnten, erwarteten Merkmalen und bleibt am Störenden hängen. Er fokussiert selbst bei diesem kurzen Kontakt auf störende Merkmale, er starrt den Pickel an und übersieht den schönen Mund. Damit schiebt sich der Schatten einer Vergangenheit zwischen ihn und den Partner. Aber daran lässt sich seiner Meinung nach selbst dann nichts ändern, wenn der Schnellrichter sein Urteil bemerkt. Gegen seine Gefühle, so meint er, komme er nicht an.
    Außenstehende mögen den Kopf schütteln ob der Sicherheit des suchenden Singles, ob der Starrheit seines Urteils, ob der Sturheit, mit der er seine Gefühle verteidigt. Männer mit weißen Socken können anregende Partner sein, Schamhaare weisen nicht auf einen verkommenen Charakter hin. Das ändert nichts. Es scheint dem suchenden Single in solchen Situationen unmöglich, von seinen Erfahrungen abzusehen oder seine Gefühle zu relativieren. Ganz im Gegenteil hält er sich für konsequent, wenn er den Partner jetzt schon aussortiert.
    Doch natürlich kann der suchende Single an seinen Gefühlen etwas ändern, er weiß nur nicht, wie er das anstellen soll. Aber dazu später mehr. Zuvor möchte ich mich der nächsten Phase auf dem Weg zu einer Beziehung widmen: der Anbahnungsphase. Obwohl es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass potenzielle Partner überhaupt so weit kommen – so viel, wie in der Kontaktphase aussortiert wird!
PHASE 3: ES BAHNT SICH ETWAS AN
    Überlebt eine Beziehung die Kontaktphase, gerät sie in die Anbahnungsphase. In dieser dritten Phase ergeben sich erste bindende Gefühle. Die Partner hatten wiederholt schönen Kontakt, vielleicht hatten sie intensive erotische Begegnungen oder tolle Gespräche. Allmählich wird es ernster und verbindlicher, man rückt näher aneinander.
    Aufgrund der aufkeimenden Bindung verbringen die potenziellen Partner mehr Zeit miteinander und lernen sich besser kennen. Sie erhalten weitere Einblicke in das Leben des anderen, in Gewohnheiten und Vorlieben, und erfahren dessen Sehnsüchte, Träume und Pläne. Das kann gut gehen – doch bei dauerhaft suchenden Singles wird spätestens in dieser Phase
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