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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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fasziniert ihn ihre Zartheit so stark? Weil er eher grob und handfest und sie ganz anders ist. Was ist an seiner Art derart unwiderstehlich? Es ist auch hier die Andersartigkeit, mit der man durch den Partner in Kontakt kommt.
    Andersartigkeit wirkt faszinierend, weil man sich von ihr etwas verspricht. Man verspricht sich von der Nähe zum anderen beispielsweise Intensität, Bereicherung, Ergänzung, Erotik, Bestätigung, Zärtlichkeit, Liebe … Dieses sich selbst gemachte Versprechen macht sich im Verlangen nach dem Partner bemerkbar. Andersartigkeit bedeutet auf psychischer und emotionaler Ebene Distanz, und das Verlangen nach dem Partner will diesen Abstand überwinden. Wenn sich die Partner einander nähern, knistert es, es fliegen Funken oder ein Feuer wird entfacht. Dieser Vorgang wird als erotisch – weil grenzüberschreitend – empfunden, man fühlt sich darin lebendig und erfährt, wenn es gut läuft, die Erfüllung des Verlangens. Der erotische Höhepunkt liegt dann vielleicht in einer sexuellen Begegnung und dem ersehnten Gefühl, miteinander zu verschmelzen.
    Damit es derart funken und das Feuer der Leidenschaft auflodern kann, muss also eine unabdingbare Voraussetzung erfüllt sein: Die Partner müssen einander bewusst oder unbewusst als recht verschiedenartig erleben. Treffen zwei Partner aufeinander, die sich auf Anhieb ähnlich zu sein scheinen und die kaum Unterschiede aneinander wahrnehmen, bleibt die erotische Faszination aus. Es fliegen keine Funken, es springt nichts über und nichts flackert auf. Schon gar nicht schlägt ein Blitz ein. Die heiße, die leidenschaftliche Liebe bleibt ganz einfach aus. Der Volksmund beschreibt die Voraussetzungen des Funkenflugs und Feuerfangens mit den Worten »Gegensätze ziehen sich an.« Daran ist viel Wahres – aber auch das Gegenteil trifft zu.
Wann es »passt«
    Auch für dieses Gegenteil hält der Volksmund eine Beschreibung parat, sie lautet: »Gleich und gleich gesellt sich gern.« Diese Erkenntnis bezieht sich aber nicht auf die erotischen Aspekte einer Beziehung, sondern darauf, wie gut die Partner im alltäglichen Leben zusammenpassen. Diese sogenannte Passung hat also die entgegengesetzte Voraussetzung zum Funkenfliegen. Damit es passt, müssen Partner einander ähnlich sein. Es ist schwer vorstellbar, dass zwei, die unterschiedliche Meinungen vertreten, unterschiedliche Interessen haben, unterschiedliche Umgangsformen zeigen und entgegengesetzte Lebensentwürfe verfolgen, einen liebevollen Alltag und ein harmonisches Leben miteinander verbringen können.
    Stellen Partner im Lauf der Zeit fest, dass sie zueinander passen, entsteht ebenfalls Liebe füreinander, allerdings keine leidenschaftliche, sondern eine partnerschaftliche Liebe, aus der sich eine verlässliche und tief vertraute Beziehung ergibt.
Beides, und bitte gleichzeitig!
    Sowohl die leidenschaftliche als auch die partnerschaftliche Liebe sind wunderschön und für die meisten Menschen Bestandteile einer erstrebenswerten Beziehung. So wundert es nicht, dass suchende Single beides zur Bedingung ihrer zukünftigen Beziehung machen. Aber sie möchten noch wesentlich mehr: Sie möchten beides gleichzeitig geliefert bekommen. Das ist nun alles andere als selbstverständlich, und dieser Wunsch wirft große Probleme auf. Die beiden Liebesformen kommen nämlich nicht Hand in Hand daher, sie folgen einander meist in einigem Abstand.
    In den meisten Fällen kommt die Leidenschaft zuerst, und wenn die Partner allmählich feststellen, in ihren Lebensvorstellungen und ihrem Alltagsverhalten zueinander zu passen, ergibt sich eine partnerschaftliche Verbindung. Um diese Aussage nachzuvollziehen, braucht man sich nur an die eigene Jugend zu erinnern, an die erste oder zweite oder dritte Liebe. Auch damals suchte man, allerdings war die Suche auf den Funkenflug beschränkt. Kaum ein junger Mensch von 17 oder 20 Jahren macht sich Gedanken darüber, ob ein Partner für ein gemeinsames Leben taugt. Erst einmal soll die leidenschaftliche Liebe da sein, erst einmal muss es funken – und erst lange danach wird geprüft, ob es auch passt. Junge Menschen leisten sich eine recht lange Phase frei von konkreten Zielen und Absichten, frei von verbindlichen Zusagen und Verpflichtungen.
Nicht suchen – gleich finden
    Den Luxus solcher Unverbindlichkeit will sich der dauerhaft suchende Single nicht mehr gönnen. Er steht unter enormem Druck und hat weder die Zeit noch das Vertrauen, einen Partner zu suchen. Er
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