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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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trifft sich, man spricht miteinander, man fragt sich gegenseitig aus, man schaut sich länger in die Augen oder berührt sich wie zufällig. Vielleicht fassen sich beide sogar schon an oder verbringen eine erste Nacht miteinander.
    In dieser Phase geschieht eine ganze Menge. Die potenziellen Partner erfahren einige Lebenseinstellungen und Ansichten, vergleichen den sozialen Status und die finanzielle Situation, erfahren etwas aus der Lebensgeschichte des anderen. Sie nehmen seinen Geruch wahr und hören den Klang seiner Stimme und anderes mehr. In dieser größeren Nähe lassen sie die Erscheinung des anderen bewusst und zu großen Teilen unbewusst auf sich wirken. Die Nähe, die ausgetauschten Informationen und die körperlichen Kontakte dienen einem Test. Beide Seiten testen, was zwischen ihnen entsteht. Das kann beispielsweise eine erotische Spannung sein oder eine grundsätzliche Übereinstimmung in geistiger Hinsicht oder in der Interessenlage.
Jetzt wird getestet
    Wenn alles gut geht, festigt sich in der Kontaktphase das Interesse füreinander, ohne dass sich bereits stark bindende Gefühle einstellen. Das wäre nur der Fall, wenn auf beiden Seiten der Blitz einschlägt. Dann hätten die Partner die Kontakt- und oft auch die folgende Anbahnungsphase quasi übersprungen und würden gleich in einer Beziehung landen. So etwas passiert natürlich, aber eher jungen Menschen. Der dauerhaft suchende Single ist meist zurückhaltend und vorsichtig, er nutzt die Kontaktphase zu Testzwecken.
    Kommt sein Test zu einem negativen Ergebnis, wird der potenzielle Partner ohne großes Aufhebens aussortiert. Es besteht aber ein Unterschied zum Aussortieren in der ersten Phase. Jetzt verlieren suchende Singles nämlich ihre Unschuld. Ich meine damit, dass sie mit dem absichtlichen und vorsätzlichen Aussortieren beginnen. In der Sympathiephase folgen sie schlicht einem unerklärlichen Gefühl, jetzt hingegen können sie ihre Entscheidung begründen und Auskunft darüber geben, was ihnen am anderen missfällt und weswegen sie ihn als potenziellen Partner ablehnen. Denn sie haben ausführlich getestet, was miteinander möglich zu sein scheint. Ein solcher Test macht natürlich nur vor dem Hintergrund von Erwartungen Sinn. Niemand kann erwartungsfrei suchen, und daher sind Erwartungen unverzichtbar, sie treiben den Single durch Hoffnungen und Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte zu seiner Suche an.
Es soll funken und es muss passen
    Welche Erwartungen sollen in der Kontaktphase erfüllt werden? Wer sich eingehend mit suchenden Singles unterhält, bemerkt schnell, dass sie zwei grundlegende Erwartungen an einen potenziellen Partner stellen. Zum einen soll es zwischen beiden »funken« und zum anderen muss es »passen«. »Was sonst?«, möchte man ausrufen, »Das ist doch selbstverständlich!« Allerdings nur auf den ersten Blick. Denn diese beiden Erwartungen sind recht unterschiedlicher, beinahe gegensätzlicher Natur. Und sie erfüllen sich nicht so selbstverständlich, wie es erwartet wird.
Wann es »funkt«
    Funken springen zwischen Stoffen über, die unterschiedliche elektrische Ladungen aufweisen. Dieses physikalische Gesetz gilt auch in der Liebe – allerdings nur für die leidenschaftliche Liebe. Diese ist eine Liebesform neben der freundschaftlichen und partnerschaftlichen Liebe, die in Beziehungen vorkommen.
    Partner können sich aus unterschiedlichen Gründen lieben. Etwa weil sie in freundschaftlicher Hinsicht geistige oder andere Interessen miteinander teilen und sich Gutes tun. Oder weil sie sich in partnerschaftlicher Hinsicht, beispielsweise bezüglich der Arbeit oder Familie oder anderer Lebensprojekte, besonders gut unterstützen. Die freundschaftliche und partnerschaftliche Liebe ergeben sich in der Regel aber erst, nachdem die Partner eine Weile zusammen sind. Die heute zumeist am Anfang einer Beziehung stehende Liebesform ist die leidenschaftliche Liebe.
Faszination und Anziehung
    Mit der Metapher des »Funken« wird diese leidenschaftliche, tief emotionale und erotische Spannung zwischen Partnern beschrieben. Der andere fasziniert und wirkt anziehend wie ein Magnet. Auch Magneten ziehen sich dort an, wo sie unterschiedliche Ladungen aufweisen, am Plus- und Minuspol.
    Partner beschreiben diese Anziehung etwa folgendermaßen: »Er riecht so gut« oder »Ich bin von ihrer Zartheit hin und weg« oder »Seine Art zieht mich unwiderstehlich an«. Warum riecht er so gut? Weil er anders riecht als man selbst. Warum
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