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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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möchte ihn viel lieber gleich finden. Eine Frau bringt das auf den Punkt: »Ich bin jetzt 45. Ich habe keine Lust mehr auf die Sucherei. Ich habe nicht mehr die Geduld wie früher. Ich will jetzt endlich den Partner fürs Leben finden!«
    Die Frau sagt im Grunde: »Ich will alles und zwar sofort und für immer.« Umgehend stellt sich die Frage, wie man etwas finden kann, ohne gesucht zu haben. Geht das überhaupt?
    Wer ein Geldstück findet, der mag nicht danach gesucht haben. Aber wer einen Partner will, der muss sich die Zeit nehmen, um festzustellen, ob es funkt und ob es passt. Man kann einen Partner nicht wie einen Gegenstand finden. Und man findet ihn nicht draußen in der Welt – dort findet man in der Sympathiephase bestenfalls sympathische Menschen. Den Partner, bei dem es funkt oder passt, den sucht und findet man im konkreten Kontakt miteinander – und zwar nur dort.
    Dieser Kontakt erfordert viel Zeit und eine Offenheit, die aufzubringen suchende Singles meist nicht bereit sind. Viele Paare berichten, es habe erst nach Wochen oder Monaten gefunkt. Und um herauszufinden, ob es passt, brauchten sie etliche Monate oder noch länger. Der unter Druck suchende Single kürzt die Sache ab und vergleicht den Partner der Einfachheit halber mit seinen Erwartungen, und diese lauten: Ich will beides, und zwar sofort! Doch beide Erwartungen erfüllen sich nur selten gleichzeitig, und das nimmt der suchende Single zum Anlass, potenzielle Partner nach wenigen Kontakten auszusortieren. In der Praxis sieht das dann zum Beispiel folgendermaßen aus:
    Ein 42-jähriger Mann hat einige schöne Nächte mit einer 38-jährigen Frau verbracht. Als sie eines Morgens unvermittelt sagt, wie froh sie sei, »endlich einen Freund gefunden zu haben«, zieht er sich zurück und sortiert sie aus.
     
    Eine 48-jährige Frau hat einen »fantasievollen, lebendigen, schlauen Kopf« kennengelernt, mit dem sie sich hervorragend versteht. Sie wäre ihm gern näher gekommen, aber »er hat einen kleinen Bauch«. Es springt nicht sofort der Funke über, und der Mann wird aussortiert.
    Diese beiden typischen Beispiele zeigen das Dilemma. Entweder es funkt schnell, dann steht die Passung noch nicht fest (wie im ersten Beispiel), oder es scheint zu passen, ohne dass augenblicklich auch noch die Funken fliegen (wie im zweiten Beispiel). In beiden Fällen liegt die Enttäuschung nahe. Aber natürlich ist es leichter, schon nach kurzer Zeit eine fehlende erotische Anziehung festzustellen als eine fehlende Passung. Ob man jemanden anziehend findet, weiß man schnell, ob er passt, muss man allmählich herausfinden. Meiner Erfahrung nach gelangen potenzielle Partner in den meisten Fällen nur dann bis zur Mitte der Kontaktphase, wenn sich ein Mindestmaß an erotischem Interesse ergeben hat und es zumindest »kribbelt«. Wenn es nicht kribbelt, werden die potenziellen Partner schon nach Stunden oder wenigen Tagen größerer Nähe aussortiert. Kribbelt es hingegen, wird das als Zeichen dafür genommen, dass mehr drin sein könnte.
Wie man Funken erstickt und Feuer löscht
    Das ist ein kritischer Punkt. Denn nachdem es gekribbelt hat, will der suchende Single so schnell wie möglich die Passung prüfen – schließlich hat er keine Lust mehr zu suchen, sondern will sofort finden. Leider führt diese Hektik dazu, dass weitere Funken verhindert, auflodernde Flammen erstickt und sogar brennende Feuer gelöscht werden. Die folgenden Beispiele zeigen das, und ich möchte betonen, dass es sich um Beispiele aus der Praxis handelt.
    Funken verhindern:
    Gina, eine selbstständige Maklerin, hat seit zwei Wochen E-Mail-Kontakt zu Peter, einem erfolgreichen Automobilverkäufer. Die beiden haben sich in einem Forum kennengelernt, haben aber weder Fotos ausgetauscht, noch haben sie bisher telefoniert oder sich getroffen. Dennoch sind sie neugierig aufeinander und halten den Schriftverkehr aufrecht. Sie steuern auf ein mögliches Treffen zu und tauschen sich diesbezüglich aus. Allerdings schreibt Peter seine E-Mails grundsätzlich in Kleinschrift und gibt sich keine Mühe mit der Interpunktion. Das hat Gina von Anfang an gestört. Im Lauf der ersten beiden Wochen muss sie darüber hinaus feststellen, dass die Rechtschreibfehler, die er ebenfalls von Anfang an machte, keine Flüchtigkeitsfehler darstellen, sondern in jeder E-Mail auftauchen. Das genügt Gina, um Peter auszusortieren. Sie antwortet einfach nicht mehr auf seine E-Mails. Ginas Urteil lautet: Er ist ein
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