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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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|5| Kapitel 1
    So ein Stern kommt gut, ganz klar. Natürlich nur, wenn er in Silber ist. Nein, Gold kommt noch besser. Hab ich aber nicht. Was ich hab, ist Silber. Seit gestern. Seit gestern hab ich einen einzigen silbernen Stern auf jedem meiner Schulterstücke. Und ein silbernes Mützenband.
    Einwandfreie Sache.
    Ein silberner Stern ist tausendmal besser als vier grüne. Und so einen silbernen hab ich jetzt. Dank der Beamtenreform. Da ist ihnen einmal wirklich was Gutes eingefallen, den Herren Gschaftel und Huber, wo die wunderbaren Reformen machen. Normal fällt ihnen ja eher nix Gescheites ein. Eher so was wie Einfrierung der Gehälter oder Streichung des Urlaubsgeldes. Aber diesmal   – astreine Sache.
    Ich steh so vorm Spiegel und bin ziemlich zufrieden. Erstklassiger Stern. In Silber. Wobei man sagen muss: Wenn das Licht aus der Dielenlampe drauf fällt, glänzt er ganz leicht golden. Aber nur ganz leicht. Was freilich wurst ist, weil: er schaut auch so gut aus. Reißt die miese erbsengrüne bayerische Uniform unglaublich raus. Wir hier unten in Bayern müssen halt aus wirtschaftlichen Gründen immer noch diese kackefarbenen Fetzen auftragen. Nicht etwa so, wie die anderen Kollegen bundesweit, die in elegantem Blau auf Verbrecherjagd gehen. Nein. Wir machen das in Kacke. Was freilich dann schon auch wieder vernünftig ist. Ja, wirklich. Wir halten eben unser Geld noch zusammen, gell. Und hauen’s nicht für personifizierte Eitelkeiten auf den Kopf. Wir fangen unsere Gangster auch in Kacke, |6| keine Frage. Ja, und das Silber ist halt jetzt eine großartige Aufwertung. Und es bedeutet Kommissar. Kommissar Eberhofer. Das hat schon was. Anders als Hauptmeister Eberhofer. Ganz anders.
     
    Dann klopft die Oma ans Fenster.
    »Das Frühstück ist fertig, Bub«, schreit sie, dass man sie gut noch im Nachbardorf hören kann. Sie ist halt schon taub, und manchmal vergisst sie wirklich, dass nicht die komplette Menschheit ihr Schicksal teilt. Ich mach das Fenster auf und steck mir die Finger in die Ohren.
    »Mei, war ich vielleicht recht laut?«, fragt sie jetzt ein paar Dezibel drunter.
    Ich nicke. Dann mach ich das Fenster wieder zu und geh in den Hof hinaus. Mitsamt meiner Uniform. Mal schauen, was sie sagt.
    Sie sagt überhaupt nichts. Sie schaut mich noch nicht einmal an. Sie wandert einfach an meiner Seite durch den Hof, so, als wär alles genauso wie sonst. Ist es aber nicht. Schließlich bin ich jetzt ein Kommissar, und das ist gut sichtbar. Sehr gut sogar. Selbst für die Oma, weil: ihre Augen sind ja noch einwandfrei. Ich geh ziemlich langsam. Das muss sie doch merken. Tut sie aber nicht. Sie geht einfach nur genauso langsam.
    Unglaublich.
     
    Wie wir in die Küche kommen, sitzt der Papa schon am Frühstückstisch und liest seine Zeitung. Er quetscht sich ein »Morgen« über die Lippen und schaut noch nicht einmal auf. Aber gut, da hab ich sowieso nichts anderes erwartet. Wenn es nämlich im Leben vom Papa außer den Beatles, Joints und Sauen noch irgendwas anderes gibt, was ihn interessiert, dann ist es die Samstagszeitung. Weil die halt |7| quasi sein gesamtes Interessengebiet abdeckt. Komplett. Immer wieder mal ein netter Bericht über Paul McCartney, ständig was über Schweine auf der Landwirtschaftsseite und die Drogenszene kommt auch nicht zu kurz. Was will man mehr? Da ist die Beförderung des eigenen Sohnes doch wohl ein nasser Furz dagegen.
    »Unglaublich«, sagt er und schüttelt den Kopf. »Da hat wieder so ein Studierter, ein Herr Psychologe sogar, sein Weib brutal abgemurkst und streitet natürlich alles ab. Ein Gutachter soll jetzt zugezogen werden. Dass ich nicht lache! Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus«, sagt er, faltet die Zeitung und legt sie auf den Tisch. »Weißt du etwas über den Fall, Franz?«
    »Nein, keine Ahnung. Schließlich bin ich nicht bayernweit aktiv«, sag ich und stehe noch immer ziemlich unschlüssig und zugegebenermaßen auch etwas angepisst herum. Da schaut mich endlich die Oma an. Sie ist grad im Begriff, sich hinzusetzen, und hat die Kaffeekanne in der Hand, wie sie mich eben jetzt anschaut.
    »Himmel, Franz!«, schreit sie ganz begeistert und setzt sich nieder. »Du schaust ja wunderbar aus! Genau wie ein General!«
    »Himmel Arsch!«, schreit dann der Papa und reißt seine Zeitung in die Höh. Weil die Oma vor lauter Hurra jetzt direkt den Kaffee verschüttet hat. Exakt über die wertvolle Lektüre von meinem Erzeuger. Er versucht, das Malheur in
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