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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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seiner Tasse zu versenken, indem er eine Rinne formt. Mit seiner geliebten Samstagszeitung. Ein Jammer.
    Der Papa gibt auf. Legt das nasse Blatt beiseite und widmet mir endlich die Aufmerksamkeit, die mir auch zusteht.
    »Höhöhö, alles in Silber. Kann das womöglich eine Beförderung sein?«
    Ich nicke.
    |8| »›Kommissar‹ heißt das Silber. ›Kommissar Eberhofer‹, sozusagen.«
    Dem Papa entweicht ein Grinserl. Ein stolzgeschwängertes, würd ich mal sagen. Er steht auf.
    »Ja, dann gratulier ich dir recht herzlich, Kommissar Eberhofer«, sagt er, haut mir auf die Schulter und schüttelt mir dann die Hand.
    Die Oma steht jetzt auch wieder auf, und nachdem sie die Pfütze vom Tisch gewischt hat, ist sie an der Reihe. Sie gratuliert mir ebenfalls, und ich krieg ein Bussi auf jede meiner Backen.
     
    Dann gibt’s endlich das Frühstück.
    Ah   – alles vom Feinsten. Mit frischen Semmeln und weichen Eiern, einem mageren Frühstücksspeck, der selbstgemachten Marmelade von der Oma und einem erstklassigen Früchtequark, freilich auch aus eigener Herstellung.
    Alles wäre jetzt perfekt gewesen, wenn nicht kurz drauf dem Leopold sein Auto in den Hof hineingequietscht wär. Und das mein ich wörtlich. Er rast in den Hof, dass der Kies nur so fliegt, und drückt dann auf die Bremse, bis die Beläge qualmen. Typisch.
    Die Augen vom Papa sprühen Funken. Freudenfunken, versteht sich.
    »Da schau einer an, jetzt kommt auch noch dein Bruder. Geh, Franz, tu ihm ein Gedeck aus dem Küchenkasten. Magst?«, sagt der Papa.
    Nein, der Franz mag nicht. Tut es aber trotzdem. Zwengs Familienharmonie eben.
    »Servus, miteinander«, sagt der Leopold, gleich wie er zur Tür reinkommt. »Ah, Frühstück. Ja, da komm ich wohl grad recht.«
    |9| So schnell kann man gar nicht schauen, da hockt er auch schon am Tisch.
    »Da, schau her, Oma, was ich dir mitgebracht hab«, sagt er und legt ihr ein Kochbuch hin. Internationale Küche. Wahrscheinlich wieder so ein Ladenhüter aus seiner blöden Buchhandlung. »Damit du nicht immer den gleichen bayrischen Scheißdreck kochen musst, gell«, sagt er weiter.
    Die Oma freut sich, weil sie ja den Schwachsinn nicht hört, den er absondert.
    Ich reich ihm sein Geschirr.
    »Ja, Franz, wie schaust denn du aus?   … Wie ein Christbaum«, lacht er. »Nein, ehrlich, wie ein Christbaum.«
    Das soll mich treffen. Tut es aber nicht. Weil es vom Leopold kommt. Und der Leopold ein Arschloch ist.
    »Der Franz ist jetzt ein Kommissar«, sagt der Papa, um die Lage zu entschärfen.
    »Sag bloß?«, sagt der Leopold und beißt in eine Marmeladensemmel. Es ist meine.
    »Ja, sag einmal, geht’s noch«, fahr ich ihn an. »Schmier dir doch deine blöden Semmeln selber!«
    »Du, was anderes«, sagt er dann zum Papa gewandt. Mich ignoriert er komplett.
     
    Dann erfahren wir, dass er gestern in einem Reisebüro war, wegen den Urlaubsplänen für sich und seine Familie. Und, dass es ein Fiasko war. Ein Fiasko sondergleichen, sagt er. Die Angebote quasi unter aller Sau. Weil das eine zu teuer, das andere zu weit weg und das dritte ungeeignet für kleine Kinder. Also keine Möglichkeit, die sauer verdienten Moneten in ferne Länder zu tragen.
     
    Aber heut Nacht, sagt der Leopold, heut Nacht, hatte er eine großartige Idee. Weil: heut Nacht ist ihm nämlich das |10| perfekte Urlaubsparadies eingefallen, für sich und seine Lieben. Und das auch noch direkt vor der eigenen Haustür.
    »Lass hören«, sagt der Papa ganz interessiert.
    »Urlaub auf dem Bauernhof«, sagt der Leopold kauenderweise.
    »Das klingt gut«, sagt der Papa weiter und schaut seinen Älteren aufmunternd an.
    »Klingt gut?«, kaut der Leopold. »Das klingt phantastisch!«
    Beide nicken.
    Kommt da jetzt noch irgendwas, oder war das etwa schon das Highlight in seinem popeligen Leben? Ich setz mich wieder dazu, weil nur noch eine einzige Semmel im Korb liegt. Und die heißt es zu sichern, eh die gefräßige Verwandtschaft erbarmungslos zuschlägt.
    »Und wohin soll’s gehen?«, will der Papa jetzt wissen.
    Der Leopold strahlt ihn an, dass es eine wahre Freude ist.
    »Ja, zu euch natürlich«, sagt er und schnappt sich die letzte Semmel.
    »Nur über meine Leiche!«, schrei ich jetzt und reiß ihm die Semmel aus der Hand. Dann steh ich auf und geh. Dann kehr ich wieder um und nehm den ganzen Frühstücksspeck mit.
    Schnurstracks hinaus, Tür zu und fertig.
    Den Rest vom Wochenende verbring ich mit dem Ludwig in der freien Natur. Weil der nämlich
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