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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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aufgrund übermäßigen Frühstücksspeckkonsums einen Mordsdurchfall kriegt, was für Hund und Herrchen gleichermaßen ärgerlich ist.
     
    Wie ich am Montag Früh in mein Büro fahr, hab ich selbstverständlich auch wieder die Uniform an. Obwohl ich das normal nie mache. Immer Zivilklamotten. Jeans und Lederjacke, |11| und alles ist perfekt. Aber jetzt will man freilich auch mal zeigen, was man erreicht hat, auf seinem harten Weg nach oben. Drum eben Uniform.
    Zuerst einmal hol ich mir einen Kaffee. Die drei Verwaltungsschnepfen ratschen grad fleißig, zwei davon sind über ein Handarbeitsheft gebeugt. Die dritte hat ein Strickzeug in der Hand und zählt Maschen. Ja, es ist schon ein Scheißstress in der Gemeindeverwaltung von Niederkaltenkirchen.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Mädls«, sag ich so beim Reingehen und schlendere zur Kaffeemaschine.
    »Ah, du weißt also schon Bescheid, Franz«, sagt dann das Strickzeug, und ich weiß nicht im Geringsten, wovon sie redet.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sag ich und schenk mir einen Kaffee ein.
    »Ja, wegen deiner Uniform halt. Weil der Bürgermeister gesagt hat, er braucht dich heut unbedingt in Uniform.«
    »So, so, hat er das gesagt.«
    Sie nickt.
    »Vielleicht schaust gleich einmal bei ihm im Büro vorbei«, sagt sie weiter und wendet ihren Blick von den Maschen auf die Uhr. »Er müsste eigentlich schon da sein.«
    »Ja, wenn er schon da sein müsste, dann schauen wir halt einmal rüber, gell«, sag ich und bleib noch einen Augenblick an der Bürotür stehen. Aber nix. Kein Wort über mein Silber. Sie haben es nicht mal gemerkt, die blöden Weiber. Stattdessen starren sie begeistert auf die Gebrauchsanweisung ihrer Wollverwertung. Aber was will man da auch anderes erwarten? Von Verwaltungsangestellten. Seien wir doch einmal ehrlich, so arg viel Hirn brauchst jetzt da nicht für diesen Job. Und schon gar nicht bei uns in Niederkaltenkirchen.
     
    |12| Ich geh also rüber zum Bürgermeister, und da   – eine völlig neue Situation.
    »Ja, Eberhofer«, sagt er und steht gleich einmal auf. »Kommen S’ rein. Lassen Sie sich anschauen. Hervorragend   … ehrlich, ganz hervorragend schauen Sie aus.«
    Er geht einmal komplett um mich rum und schaut mich von oben bis unten an. Das tut schon gut, wirklich.
    »Ja, ja, ich hab’s schon gehört. Kommissar Eberhofer, gell. Hört sich doch gleich ganz anders an, hähä. Und wie das schon ausschaut, ehrlich. Wie ein Offizier und Gentleman, muss ich direkt sagen. Ja, mein Großvater, Gott-hab-ihn-selig, der hat auch immer gut ausgeschaut seinerzeit. Wissen’s schon, damals in seiner Offiziersuniform. Schneidiges Mannsbild, wirklich. Da könnte man tatsächlich neidisch werden, gell«, lacht er versonnen und setzt sich dann hinter seinen Schreibtisch. »Aber lassen wir das, Eberhofer. Zwecks was ich Sie eigentlich brauche, ist Folgendes. Die Özdemirs im Tannenweg, die kennen Sie doch auch, oder? Der Jüngere spielt Fußball im FC Rot-Weiß. Erstklassiger Mittelfeldspieler. Schießt beidfüßig. Wunderbare Technik, vielleicht haarscharf am Ballack vorbei. Aber leider zu dick. Fünfzehn Kilo, würd ich mal sagen.«
    Er tastet seinen Ranzen ab. »Also, was ist, die kennen S’ doch, oder?«
    Ich zuck mit den Schultern.
    »Ja, was heißt jetzt da kennen. Gesehen hab ich sie schon so ein paarmal. Aber kennen direkt tu ich sie nicht.«
    »Das wird sich jetzt aber ändern, Herr Kommissar. Und da ist es geradezu hervorragend, dass Sie heute die Uniform tragen. Weil: bei den Türken, da macht das halt schon noch was her, gell. Besonders jetzt, mit so viel Silber.«
    »Und was genau soll ich bei denen?«, frag ich und setz mich derweil auf seinen Schreibtisch. Das mach ich manchmal. |13| Besonders gern, wenn er was von mir will, der Herr Bürgermeister. Das gibt mir ein unglaublich gutes Gefühl. Irgendwie überlegen halt.
     
    Und dann erfahr ich, dass der Ältere der Özdemirs, also quasi der Vater, eine Anzeige bekommen hat. Und zwar von seiner eigenen Tochter. Weil er die nämlich zwangsverheiraten möchte. Mit einem Cousin zweiten Grades. Die ganze Familie wusste darüber Bescheid. Nur leider die zukünftige Braut nicht. Und genau in dem Moment, wo die dann urlaubsweise in die Türkei fährt, schenkt ihr ein Onkel reinen Wein ein. Holt sie vom Flughafen ab und sagt ihr gleich klipp und klar, was Sache ist. Was er von ihr erwartet und mit ihm natürlich die ganze restliche Sippschaft. Und was macht das Kind, das
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