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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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nicht, warum der so schaut: Immerhin studiert die Schwester vom Glöckner doch Politik. Da wird sie schon für sich selber sorgen.
    Der Murat bringt mich zur Tür und will mich dort dann umarmen. Das weiß ich aber zu verhindern. Ich schüttel ihm die Hand und sag, er soll sich um seinen Vater kümmern. Das will er tun.
     
    Schon wie ich in den Streifenwagen steig, merk ich es deutlich. Die Blase drückt. Der Tee muss raus. Und zwar schleunigst. Also Blaulicht an und Sirene. Und mit Karacho zurück ins Büro. Jetzt haben wir ja bei uns im Rathaus natürlich nur ein Männerklo. Was auch für den Bürgermeister und mich normalerweise völlig ausreichend ist. Anders ist es heute. Heute nämlich pressiert’s mir dermaßen, und akkurat jetzt hockt der Bürgermeister auf dem Thron.
    Na bravo.
    »Eberhofer?«, schreit er mir durch die Klotür her.
    »Ja, ich bin’s«, ring ich mir mit zusammengepressten Beinen heraus. Ich steh so vorm Waschbecken und betrachte im Spiegel mein verzerrtes Gesicht. Hoffentlich muss er nur bieseln. Die Geräusche allerdings lassen einen deutlich größeren Umfang erahnen.
    »Und, wie ist es gelaufen bei Ihren Türken?«, dröhnt es zu mir raus.
    »Wunderbar. Alle sind wieder friedlich, und die Anzeige ist Geschichte«, quetsch ich jetzt über die Lippen.
    |20| »Ja, das hab ich mir schon gedacht, dass Sie das hinkriegen. Allein schon, weil Sie so gut ausgeschaut haben heut.«
    »Brauchen S’ noch länger, Bürgermeister?«
    »Ja, wissen S’ Eberhofer, das kann man schlecht sagen, gell. Nach meinem Darmverschluss vor ein paar Jahren muss ich halt schon immer ein bisschen vorsichtig sein. Da hab ich übrigens eine Mordsnarbe davon. Wollen S’ die mal anschauen?«
    Ich schüttel den Kopf.
    »Nein«, stöhn ich, und mir drückt’s das Wasser in die Augen. Drüber im Damenklo hör ich lautes Gelächter. Dieser Fluchtweg ist also deutlich versperrt.
    »Was ist denn los mit Ihnen? Ist es Ihnen vielleicht eilig?«, tönt’s jetzt wieder durch die Klotür.
    »Nein, jetzt nimmer«, sag ich und lass grad den Tee ins Waschbecken ab. Eine immense Erleichterung macht sich in mir breit. Bei aller Liebe. Aber vor einem beidseitigen Nierenversagen muss die Hygiene halt hinten anstehen.
     
    Zum Mittagessen fahr ich heim und hoff, dass die Oma was Schönes gekocht hat. Dieser ganze Pfefferminzgeschmack hängt mir noch immer derart in der Gurgel und beeinträchtigt sogar meinen Geruchssinn ganz enorm. Selbst das wunderbare Essen im Ofen von der Oma kann ich nicht erschnüffeln. Alles riecht heut einfach nach Minze. Ich mach den Tisch zurecht und setz mich dann erwartungsfroh nieder. Was es wohl Feines gibt? Der Papa kommt rein und setzt sich ebenso erwartungsfroh nieder. Was uns aber dann tatsächlich erwartet, sind englische Lammkoteletts in Minzsoße. Das Rezept ist aus dem nagelneuen Kochbuch vom Leopold. Und es ist einfach ekelhaft. Ekelhaft und völlig ungenießbar. Selbst die hammermäßigen Bratkartoffeln, wo die Oma immer schon macht, schmecken heut |21| einfach nur minzig. Ich kann’s beim besten Willen nicht essen, geh rüber zum Mülleimer und kipp das Zeug weg. Der Papa tut’s mir gleich. Und obwohl die Oma ansonsten sehr empfindlich ist, was ihre Kochkunst betrifft, folgt auch ihr Tellerinhalt prompt den unseren. Das neue Kochbuch fliegt gleich hinterher.
    »So ein Haufen Arbeit wegen nix. Das kann er recht schön selber fressen, der gescheite Leopold«, knurrt die Oma.
    »Ich hol uns ein paar Warme beim Simmerl«, sag ich.
    »Mach das«, sagt der Papa.
    Und dann bin ich auch schon weg.
     
    »Servus, Simmerl«, sag ich, gleich wie ich die Metzgerei betrete.
    »Ja, Eberhofer, was ist denn mit dir los? Wieso hast denn heut dein Kasperlgewand an?«, fragt der Simmerl und meint offenbar meine Uniform. Wenn aber die Berufsbekleidung eines Menschen aus blutverschmierten Schürzen und Gummistiefeln besteht, hat er von so was halt grundsätzlich keine Ahnung.
    »Gib mir acht Leberkässemmeln und halt einfach dein Maul«, sag ich und leg ihm gleich mein Geld auf den Tresen. Während der Simmerl die Semmeln herrichtet, sagt er: »Du, Franz, heut ist doch beim Wolfi der Hausball. Wie schaut’s aus? Gehst da mit hin? Ich mein, maskiert bist ja sowieso schon. Also, die Gisela und ich, wir gehen da jedenfalls hin«, grinst mir der blöde Metzger über den Tresen und reicht dann meine Semmeln rüber. Und ich geh lieber mal, bevor es eskaliert.
     
    Nach Feierabend schau ich tatsächlich noch zum Wolfi
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