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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    N un,
dieses prachtvolle Mädchen namens Dixie kam sehr spät
auf die Party, zog sich vollständig aus und führte einen erregenden heidnischen
Liebestanz vor«, sagte er voller Melancholie.
    »Es
hört sich an, als ob auf dieser Party wirklich etwas los gewesen wäre«,
bemerkte ich höflich.
    »Danach
mußte ich mich einfach mit ihr treffen«, fuhr Robert Giles mit seiner
herrlichen Baritonstimme fort, die den Shakespeare-Schauspieler verriet, der
die Schule des Old Vic Theaters durchgemacht hatte. »Wissen Sie, die
Chance, eine echte Hollywood-Eingeborene kennenzulernen, stellt sich nicht oft
ein. Glauben Sie nicht? Aber soweit ich mich erinnere, besaß ich den Anstand, so
lange zu warten, bis sie wieder angezogen war, bevor ich mich ihr vorstellte .«
    Er
fuhr sich in einer unbewußten Geste der
Selbstbewunderung durch seine dichten schwarzen Locken, dann verzog er den
Mund.
    »Begreifen
Sie Holman ? Immer schlägt bei mir der verdammte
englische Gentleman durch .«
    »Du
mußt schrecklich betrunken gewesen sein, Bobby«, bemerkte Edwina Ballard mit
einem schwachen Anflug von Belustigung. »Schon als ich die Party verließ, warst
du — nun« — sie ließ ihre ebenmäßigen weißen Zähne blitzen — »sternhagelblau.
Oder?«
    »Auf Parties bin ich immer blau«, fauchte er.
»Zufälligerweise ist das das höchste persönliche Gütezeichen von Robert Giles .« Er nahm erneut einen Schluck aus dem halbvollen
Cognacschwenker, als ob er das eben Gesagte unter Beweis stellen wollte.
Ȁrgere mich nicht mit unkonsequenten Sticheleien,
Liebling — es könnte zur schlechten Angewohnheit werden .«
    »Du
mußt es ja wissen, Bobby .« Der eisige Blick in ihren
mattblauen Augen strafte den Unterton von Ergebenheit in ihrer Stimme Lügen.
»Nach allem ist alles ein Produkt deiner Phantasie .«
    »Verflucht
und zugenäht, das ist alles andere als Phantasie«, fuhr er wütend auf. »Das
sind reine Tatsachen, das kann ich dir versichern! Dieses Mädchen — diese Dixie — war Wirklichkeit, eine Realität aus Fleisch und
Blut — was verdammt noch mal mehr ist, als man von den meisten Mädchen hier
behaupten kann.« Er starrte sie ein paar Sekunden lang haßerfüllt an.
    Sie
zuckte die Schultern und warf mir dann einen kurzen Seitenblick zu, bevor sie antwortete.
    »Bobby!
Liebes Herz« — ihre Stimme hatte einen metallenen Unterton »wir haben doch Mr. Holman nicht als Zuschauer einer privaten
Auseinandersetzung eingeladen !«
    »Na
schön !« knurrte er. »Wenn du nun vielleicht deine
schöne spitze Nase fünf Sekunden lang aus dieser Sache heraushalten kannst,
habe ich vielleicht die Chance, die Geschichte Mr. Holman zu Ende zu erzählen .«
    Edwina
Ballard wandte mir ihren anmutigen Kopf mit den feingeformten Gesichtszügen und
der aristokratisch spitzen Nase zu und lächelte gezwungen.
    »Da
sehen Sie selbst, Mr. Holman , sozusagen die letzte
Bestätigung für Bobbys eigene Worte — er kann eben gar nicht anders, als
immerzu den verdammten englischen Gentleman zu spielen .«
    Ich
lächelte vage, wobei ich mir darüber klar wurde, daß ihre penetrante Eleganz
geradezu verletzend wirkte. Sie war eine elegant angezogene, in einer Welt der
Eleganz erzogene aristokratische Blonde mit all der natürlichen Wärme eines
häuslichen Haifischs. Ich wußte, daß sie sich gegenwärtig — um einen Begriff
aus der Welt der Bühne zu gebrauchen — zwischen zwei Ehen Ruhe gönnte, nachdem
sie vor ungefähr sechs Monaten von ihrem dritten Mann, einem italienischen
Grafen mit einer fatalen Schwäche für großbusige Revuegirls, geschieden worden war. Es sah so aus, als ob sie den englischen
Schauspieler als den vierten Mr. Ballard in Aussicht genommen habe, aber ich
fragte mich, ob er diese Erwartung teile.
    »Sie
haben sich also, unmittelbar nachdem diese Dixie sich
wieder angezogen hatte, ihr vorgestellt ?« warf ich
ein.
    »Sie
war so herrlich voller Leben«, sagte er von Wärme erfüllt. »Sie vibrierte wie
ein paar Bongo-Trommeln. Wir verstanden uns geradezu fabelhaft und...«
    »Bobby
vibriert immer, wenn sich ein Mädchen vor ihm auszieht«, unterbrach ihn Edwina
mit süßem Lächeln. »Ich habe ihn in einer dieser auf den primitivsten Geschmack
abgestellten Revuen, wo einen die überentwickelten Brustmuskeln an eine
Milchviehschau erinnern, in kalten Schweiß ausbrechen sehen .«
    Robert
Giles bedachte sie mit einem ganz plötzlich satanisch wirkenden Lächeln. »Zum letztenmal , Liebling: Entweder hältst
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