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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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an einem Rosenmontag die Mama kennen gelernt hat. Die große und einzige Liebe seines Lebens. Und ich hab sie auf dem Gewissen. Weil sie bei meiner Geburt gestorben ist. Es ist zum Kotzen!

|25| Kapitel 3
    Am nächsten Tag in der Früh kommt ein Anruf von der PI Landshut. Sie brauchen mich zur Verstärkung. Bei Gericht. Und wenn die werten Kollegen aus Landshut rufen, macht sich der dienstbeflissene Kommissar Eberhofer natürlich prompt auf den Weg.
    Es geht um einen mutmaßlichen Mordfall, genau genommen um den, von dem der Papa schon aus der Zeitung wusste. Indizienprozess. Der Typ soll seine Geliebte auf dem Gewissen haben, weil er an ihr Geld ran wollte. Aber der streitet natürlich alles ab.
    Sein Anwalt plädiert auf unschuldig. Logisch. Dafür wird er ja auch bezahlt. Der Staatsanwalt will lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung. Ein ganz normaler Fall eigentlich. Was aber nicht normal ist und eben auch mich auf den Plan ruft, ist, dass der Angeklagte ein Psychopath ist. Also eigentlich ist er ein Psychologe, rein aus beruflicher Sicht, mein ich. Aber laut Gutachter und laut Richter Moratschek eben gemeingefährlich. Hannibal Lecter ein Scheißdreck dagegen, sagen sie. Und die müssen es ja wissen. Jetzt könnte man meinen, Psychopath und Psychologe, wie passt denn das zusammen? Aber offenbar passt das ganz wunderbar zusammen. Und sagen wir mal so: Wer könnte besser wissen, wie sich ein Psychopath zu verhalten hat, als eben ein Psychologe? Eben.
    Nein, was ich eigentlich sagen wollte: Wir müssen ihn halt jetzt bewachen, den Küstner. Das ist sein Name. Dr.   Küstner. Angeklagt wegen vorsätzlichen Mordes aus niederen |26| Beweggründen. Wie wir zur JVA hinkommen, ist er von den Kollegen schon geschellt an Händen und Füßen. Und er macht einen Zirkus, das kann man gar nicht erzählen. Er kann so nicht laufen und ihm tun die Handgelenke weh und außerdem hat er eine Edelstahlallergie und so weiter und so fort. Ein Weichei sondergleichen praktisch. Wobei man ja jetzt sagen muss, wenn er wirklich so gefährlich ist, wie gesagt wird, dann kann das schon auch gut eine Masche von ihm sein, eine psychopathische. Also sind wir tierisch auf der Hut. Sind auf der Hut und hauen ihm mit den Schlagstöcken hinten auf die Oberschenkel, damit er sich vom Fleck bewegt. Nicht sehr fest, aber trotzdem fällt er hin. So geht das bis zum vergitterten Transportbus, Sauwagen, wie wir ihn liebevoll nennen. Wir brauchen insgesamt zwanzig Minuten bis zum Fahrzeug. Beachtlich. Aber irgendwann sitzt er dann drin, der Küstner, und weint. Und wir können endlich losfahren.
     
    Das Verlesen der Anklageschrift ist endlos und langweilig, die Stimme vom Staatsanwalt gleichmäßig und ruhig. Der Idealfall für ein Nickerchen. Wenn man kein Schnarcher ist, dann kann man das normalerweise gut einschieben. Heute aber ist das anders. Weil heute nämlich zwischen den Worten des ehrenwerten Herrn Staatsanwalts immer wieder die hysterischen Rufe des Psychopathen ertönen. Nervtötend bis zum Dorthinaus. Jedes Mal, wenn ich kurz wegnicke, kreischt er wieder los, dass ich fast vom Stuhl fall. An ein Schläfchen überhaupt nicht zu denken.
    In der Mittagspause treff ich den Moratschek am Kaffeeautomaten.
    »Eberhofer, was machen Sie denn hier? Wer bewacht denn jetzt den Küstner?«, fragt er und kramt in seiner Hosentasche.
    |27| »Die anderen fünf Kollegen«, sag ich und nehm meinen Kaffeebecher aus der Halterung.
    »Wissen die das auch? Nicht, dass ihr jetzt da alle in der Weltgeschichte herum spazierts und keiner bewacht mir mehr den Psycho? Haben Sie vielleicht mal einen Euro für mich?«
    »Erstens ist er gut bewacht und zweitens, wo soll er denn hin, bitte schön, an Händen und Füßen gefesselt?«, sag ich und geb ihm Kleingeld.
    Er nickt und lässt sich einen Kaffee raus.
    »Ein Albtraum! Ein einziger Albtraum, dieser Mann. Froh und dankbar bin ich, wenn der Prozess vorüber ist, das können Sie mir glauben«, sagt der Richter, pustet kurz in den Becher und nimmt einen Schluck. Dann fischt er eine Schnupftabakdose aus seiner Hosentasche, drückt mir den Kaffee in die Hand und nimmt genüsslich eine Prise.
    »Wie viel Verhandlungstage wird’s denn geben?«, frag ich noch.
    »Wenn er so weitermacht und ewig dazwischen schreit, sind wir an Weihnachten noch nicht durch.«
    »Man könnte ihm das Maul zukleben«, schlag ich so vor und geb ihm den Becher zurück. Der Moratschek schüttelt den Kopf und trinkt aus.
    »Sein
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