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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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Wurstfront.
    »Dann schreib’s auf!«, sag ich und geh.
     
    Den Weg ins Wohnhaus kann man also heut wegen essenstechnischer Defizite getrost auslassen. Und so geh ich gleich in meinen Saustall rüber. Geh in meinen Saustall rüber und freu mich also auf die Pflanzerl.
    Eine geschlossene Nebeldecke empfängt mich schon an der Haustür. Was zum Geier ist denn da wieder los?
    Ich geh schnurstracks in Richtung Bad, weil von dort die Schwaden kommen, und entdecke den Papa unter der Dusche. Unter meiner Dusche, wohlgemerkt.
    »Was wird das, wenn es fertig ist?«, will ich jetzt wissen.
    »Ach, Franz, gut, dass du da bist. Geh, reich mir mal das Handtuch rüber. Das hängt da vorn an der Türklinke. Ich dusch jetzt schon geschlagene zwanzig Minuten, weil ich gehofft hab, dass du endlich kommst«, sagt der Papa dampfenderweise.
    Ich reich ihm das Handtuch. Er steigt aus der Duschwanne |31| und trocknet sich ab. Das ist optisch kaum zu ertragen. Deshalb geh ich raus und hock mich erst mal aufs Kanapee. Der Ludwig kommt und drückt mir seinen Kopf gegen den Schenkel. Die Fleischpflanzerl werden kalt. Ich pack sie aus und fang an zu essen. Dann trifft der Papa ein in meiner Hackfleisch-Idylle. Er hat ein Handtuch um die Hüften und rubbelt seine Haare.
    »Ja, wunderbar«, sagt er und schnappt sich ein Drittel meines wohlverdienten Mahls.
    »Herrschaft, geht’s noch?«, schrei ich ihn an.
    Er genießt und schweigt.
    »Warum duschst du nicht drüben in deinem eigenen Bad?«, muss ich jetzt wissen.
    »Heizung kaputt«, schmatzt er mir her.
    »Dann musst du wohl oder übel den Flötzinger anrufen und sagen, dass er kommen soll.«
    »Hab ich schon gemacht. Er kommt am Dienstag. Dienstag nächste Woche. Es pressiert doch auch nicht so, wir haben ja schließlich den Kachelofen zum Heizen«, sagt der Papa und wischt sich übern Mund.
    Wir haben tatsächlich einen erstklassigen Kachelofen im Wohnhaus drüben. Der heizt wie der Teufel. Aber leider kein Duschwasser.
    Dann kommt die Oma rein. Sie trägt Bademantel und Duschhaube. Jetzt langt’s aber.
    Ich schnapp mir den Ludwig, und wir drehen unsere Runde. Wie durch Zufall kommen wir beim Flötzinger vorbei. Er steht vor der Garage und wurstelt in seinem Kofferraum rum.
    »Das musst du verstehen, Franz. Ich hab halt noch einen Auftrag davor. Und dort hab ich schon fest zugesagt. Dienstag, spätestens Mittwoch komm ich dann gleich bei euch daheim vorbei«, sagt der Gas-Wasser-Heizungs-Pfuscher.
    |32| »Spätestens Mittwoch, also?«
    Er nickt.
    »Das musst du verstehen«, sagt er noch einmal. Diesmal mit deutlich mehr Nachdruck.
    »Natürlich versteh ich das, Flötzinger.«
    Er ist sichtlich erleichtert.
    Ich geh mal um sein Auto rum. Genauer gesagt um alle drei. Also um seinen Firmenwagen, um den schicken Privat-BMW und um den Elefantenrollschuh von seiner Frau Mary.
    »Reifen abgefahren. TÜV abgelaufen. ASU versäumt. Ist der BMW tiefer gelegt? Steht das auch in den Papieren?«
    »Also, Franz   …«
    »Warndreieck, Warnweste, Verbandskasten, Aids-Handschuhe?«
    »Franz, bitte   …«
    »Führerschein, Fahrzeugpapiere?«
    »Geh, Franz, jetzt mach mal einen Punkt«, sagt der Pfuscher.
    Aber der Franz macht keinen Punkt. Weil er seine Dusche nämlich nicht teilen will.
    Eine Stunde später steht der Flötzinger in unserem Keller direkt vor der maroden Heizung. Zweieinhalb Stunden später läuft sie wieder einwandfrei. Das ist alles kein Problem nicht. Wenn man nur will, gell.
    »Gehen wir noch auf ein Bier zum Wolfi«, frag ich dann, um der Sache einen würdigen Abschluss zu verleihen.
    »Es ist kurz vor Mitternacht, und jetzt leck mich am Arsch«, sagt der Flötzinger.
    Ja, wer nicht will, der hat schon.

|33| Kapitel 4
    Ein paar Tage später komm ich frisch und munter im Büro an, in Vorfreude auf einen ruhigen Arbeitstag. Und gleich trifft mich der Schlag. Ich sitz da grad so gemütlich vor meinem Bildschirm und schlürf am Kaffee, der wie erwartet nicht gut ist, aber immerhin ist es ein Kaffee, und les derweil die Lage. In der Lage steht praktisch alles drin, was in den letzten Stunden passiert ist. So dienstlich gesehen. Damit man halt als verantwortungsbewusster Gendarm auf dem Laufenden ist und nicht dasteht wie ein Depp. Und da kann ich es ganz deutlich lesen:
     
    Lagebericht des Polizeipräsidiums Niederbayern
     
    Tatort Straubing: Gefangener täuscht Herzanfall vor und sticht 3 5-jährigen Begleitbeamten der JVA Straubing bei Transport im Rettungswagen von der JVA ins KH
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