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Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente

Titel: Schweinskopf al dente - Falk, R: Schweinskopf al dente
Autoren: Rita Falk
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Straubing mit einem Skalpell in den Bauch. Anschließend flüchtet er in unbekannte Richtung.
    Fahndung im Nahbereich durch mehrere Streifen der PI Landshut unter Anforderung von Hubschrauber bislang negativ. Ringalarmfahndung ausgelöst.
    Bei Aufgriff Eigensicherung beachten (Täter ist bewaffnet und äußerst gewalttätig)!
    Begleitbeamter nach Notoperation außer Lebensgefahr.
    Personalien/Personenbeschreibung wie folgt   …
     
    |34| Der Küstner ist weg!
    Hat gestern Nacht heimtückisch einen Herzanfall vorgetäuscht und ist prompt vorschriftsmäßig mit dem nächstesten Sanka ins nächstbeste Krankenhaus gebracht worden. Dort hat er dem besorgten Begleitbeamten kaltblütig ein Skalpell in den Bauch gerammt und ist getürmt. Quasi auf und davon. Wir hätten ihn doch lieber gleich abknallen sollen, anstatt bloß so zu tun. Aber zu spät. Weil: jetzt ist er weg.
    Was aber eigentlich nicht mein Problem ist. Ist ja nicht mein Aufgabengebiet. Mein Aufgabengebiet ist Niederkaltenkirchen und sonst nix. Und da ist er ja schließlich nicht, der Küstner.
     
    Also erst mal in Ruhe Zeitung lesen. Ich bin grad so im Sportteil versunken, da läutet mein Telefon. Und das ist halt ärgerlich. Wobei man jetzt schon sagen muss, dass der Niederkaltenkirchner Sportteil erbärmlich ist. Für einen Ungeübten kaum zu finden. Im Grunde geht’s nur um die Fußballmannschaft. Manchmal ein Vierzeiler über das Frauenturnen. Aber nur selten. Sonst eben: Fußball. Und unsere Kicker vom FC Rot-Weiß sind alles andere als begnadet. Dümpeln seit Jahrzehnten in der Kreisliga vor sich hin. Selbst der Import eines angolanischen Torjägers in der letzten Saison konnte daran nichts ändern. Rein gar nichts. Und da muss man sich dann auch wirklich nicht wundern, wenn die Zeitung kaum was drüber schreibt, gell. Mich interessiert’s eigentlich eh nicht besonders, heute aber schon, weil der Özdemir drin ist. Also, der Junge, der Murat. Mit Foto sogar. Der Murat hat nämlich ein Tor geschossen, der dicke Fußballgott. Das ist schön. Und sehr erfreulich für die Mannschaft, weil sie das Spiel dann auch gewonnen hat. Weniger erfreulich ist, dass das Telefon gar nicht mehr |35| aufhört zu läuten. Aber da kann man nichts machen. Ich geh also ran.
    »Eberhofer, haben Sie’s schon gehört? Das ist ja entsetzlich!«
    Ich weiß gleich gar nicht, wer dran ist, und fang grad so zum Nachdenken an, da hör ich einen Schniefer. Tief und lang ein und dann ganz entspannt aus. Es ist der Richter Moratschek, der alte Schnupftabakjunkie.
    »Was genau meinen S’ jetzt da, Richter?«, frag ich und lehn mich ganz locker im Bürostuhl zurück.
    »Ja, der Psychopath ist halt abgängig. Der, na, wie heißt der gleich wieder, warten S’   …«
    »Küstner.«
    »Genau. Und das ist doch furchtbar! Was machen wir denn jetzt?«
    »Zur Fahndung ausschreiben?«
    »Eberhofer, das wurde längst gemacht, wo denken Sie hin. Alle verfügbaren Kollegen sind rund um die Uhr im Einsatz.«
    »Ich persönlich bin nicht verfügbar«, sag ich.
    Der Moratschek schnäuzt sich.
    »Schuld dran ist nur dieses Scheiß-Insulin«, sagt er weiter.
    »Welches Scheiß-Insulin meinen Sie jetzt genau?«
    »Ja, der ist doch zuckerkrank, der Küstner. Und da kriegt er halt jeden Tag seine Portion Insulin, wissen S’. Und da hat sich der Kerl jedes Mal ein bisserl was abgezwickt. Halt grad so viel, dass er noch über die Runden kommt. Das hat er dann in so einem Röhrchen unter der Matratze versteckt. Fragen S’ mich nicht, wie das bei unseren Kontrollen möglich ist. Aber es ist eben passiert. Und gestern   … gestern hat er sich dann die ganzen Reste einverleibt. Zusätzlich zu seiner Tagesration natürlich. Und da spielt dann halt das |36| Herz verrückt, gell. Saudummerweise aber nur kurz. Grad so lange, bis er eben im Sanka war.«
    »Aha. Und dann, wie er quasi wieder fit war, da hat er   …«
    »Sie sagen es! Entsetzlich. Einfach entsetzlich. Gott sei Dank ist der Kollege schon außer Lebensgefahr. Es hat ja auch nur den Blinddarm erwischt. Und der ist jetzt halt weg. Kein großer Verlust also.«
    »Nein«, sag ich. »Mein Blinddarm ist auch weg. Da kann man gut leben damit.«
    »Sehen Sie. Also, Eberhofer, Sie halten ebenfalls schön die Augen offen, gell. Wer weiß, wo sich der überall herumtreibt, der Küstner. Womöglich kommt er ja sogar zufällig nach Niederkaltenkirchen.«
    »Womöglich«, sag ich, weil mir jetzt weiter auch nix einfällt. Dann muss er aber sowieso schon
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