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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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Die Geschichte begann am 10. April, morgens gegen neun Uhr, Der Zufall — oder wenn Sie wollen: das Schicksal — fügte es, daß der Rummel gleichzeitig in New York City und in Milborne anfing, jenem Nest, rund hundertfünfzig Meilen südwestlich New Yorks.
    In New York, genauer: in Manhattan, spielte sich eine kleine Szene ab, wie mein Freund Phil Decker und ich sie schon unzählige Male erlebt hatten. Mr. High, der New Yorker FBI-Chef, hatte uns in sein Büro gerufen und uns das Foto eines mittelgroßen, etwa fünfunddreißigjährigen Mannes mit dunklen Haaren und einem seltsam verschlossenen Gesicht gezeigt.
    »Das ist Rack Patterson«, sagte der Chef. »Seht euch das Bild gut an. Wie gefällt euch der Mann?«
    Ich zuckte die Achseln und sagte: »Aus einem Foto kann man wenig herauslesen.«
    Unser Chef sagte: »Patterson ist ein Mörder und hat irgendwo unten in Florida ein Juweliergeschäft ausgeräumt.«
    »Natürlich nachts?« warf mein Freund Phil ein.
    Der Chef schüttelte den grauen Gelehrtenkopf.
    »Nein. Am hellichten Tag.«
    »War denn das Geschäft so klein, daß keine Angestellten vorhanden waren, die die Polizei hätten benachrichtigen können?« fragte ich.
    »Es gab eine Verkäuferin und dann nur noch den Inhaber des Ladens. Die Verkäuferin hieß Ria Senks, war neunzehn Jahre alt und stand kurz vor der Heirat mit einem angehenden Ingenieur, der gerade seine Prüfungen hinter sich hat.« .
    »Sie sagen immer war, Chef«, murmelte Phil. »Hat das einen Grund?«
    Der Chef stand auf. Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Hinaus auf die 69. Straße in Manhattan. Ohne zu uns herüberzublicken, sagte der Chef:
    »Die Verkäuferin lebt nicht mehr. Patterson fesselte’und knebelte sie. Er zog den Knebel so fest an, daß das Mädchen elend erstickt ist.«
    Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.
    »Und dann ist da noch der Inhaber des Geschäftes«, fuhr Mr. High fort. »Er heißt Dean Satterwich, ist achtundvierzig Jahre alt und Witwer. Er ist der Vater eines Kindes. Das Kind lebt seit dem Tode der Mutter in einem privaten Kinderheim, die Kosten trug der Vater. Was jetzt aus dem Kind werden soll, weiß ich nicht.«
    »Wieso?« fragte ich mit gerunzelter Stirn. »Ist Satterwich denn auch tot?«
    »Noch nicht. Es scheint aber nur eine Frage von Stunden zu sein. Patterson schlug ihn mit irgendeinem Ding nieder, das die Sachverständigen vor Gericht wieder den üblichen stumpfen, harten Gegenstand nennen werden. Vielleicht eine Bleikugel an einem Lederriemen oder etwas Ähnliches. Jedenfalls trug Satterwich einen doppelten Schädelbasisbruch davon. Die Ärzte fürchten, daß sich Knochensplitter ins Gehirn gedrückt haben. Sollte er es überhaupt überstehen, woran kein Arzt glaubt, so besteht immer noch die Gefahr, daß er ein Leben lang geistesgestört bleibt.«
    Der Chef kam vom Fenster zurück. Um seine Mundwinkel hatte sich eine scharfe Linie eingegraben. Mit einer müden Bewegung strich er sich über die Stirn.
    »Patterson kann sich nicht darauf hinausreden, daß er versehentlich zu hart zugeschlagen hätte. Die Ärzte sind davon überzeugt, daß er mindestens dreimal zuschlug. Damit fällt wohl jede Ausrede weg. Er wollte den Mann töten, das ist sicher.«
    Ich stand von meinem Sessel auf und ging zum Schreibtisch.
    Nachdenklich hob ich das Foto auf und sah mir noch einmal Pattersons Gesicht an. Die Ohrläppchen waren angewachsen, die Ohrmuscheln standen leicht vom Kopf ab. Die Augenbrauen waren nicht gewölbt, sondern wie geknickt. Wenn man sie länger ansah, wirkten sie fast ein wenig komisch mit ihrem steilen Knick in der Mitte.
    Als ich das Bild aus der Hand legte, wußte ich, daß ich diesen Mann unter hundert ähnlichen Männern herausfinden würde.
    »Er muß Glück gehabt haben«, murmelte Phil. »Während seines Überfalls hätte doch zufällig ein Kunde den Laden betreten können.«
    »Nein«, erklärte der Chef entschieden, »dafür war vorgesorgt. Patterson brachte ein vorbereitetes Schild mit, das er ins Fenster stellte. ›Wegen Inventur geschlossen.‹ Danach drehte er den Schlüssel um, der innen im Schloß der Ladentür stak.«
    »Wie hoch war seine Beute? Für wieviel dreckiges Gold hat der Kerl zwei Menschen auf sein Gewissen genommen?« fragte ich.
    »Man schätzt die Beute auf mindestens fünfzehntausend Dollar, in Schmuck natürlich.«
    Phil winkte ab.
    »Verdammt weit wird er damit nicht kommen.«
    »Nein, weit nicht«, stimmte der Chef zu. »Aber immerhin wird ihm das Geld
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