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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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eine Reise nach New York ermöglichen.«
    »Hierher?« riefen Phil und ich wie aus einem Munde, während ich gleich danach hinzufügte: »Wie kommen Sie gerade auf New York, Chef?«
    »Patterson kannte einmal ein Mädchen namens Mary Johnson. Sie wohnt jetzt in New York, wie wir erfahren haben. In der 49. Straße West. Die Hausnummer ist 116. Deswegen habe ich euch ja rufen lassen. Wahrscheinlich steckt Patterson bei dem Mädchen. Seht mal nach! Aber seid vorsichtig! Der Kerl ist bestimmt bewaffnet, und da er mit einem Todesurteil zu rechnen hat, wird es ihm jetzt auf Leichen noch weniger ankommen als bisher.«
    Mr. High konnte zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen, wie sehr er mit seiner Warnung recht behalten sollte.
    ***
    Er war vierzehn Jahre mit ihr verheiratet, als er beschloß, sie umzubringen. Im Alter von vierundünfzig Jahren hatte ihn eine Leidenschaft gepackt, die er vorher in dieser alles überflutenden Stärke selbst bei einem Jüngling nicht für möglich gehalten hätte.
    Als er gegen acht aus den Ställen kam, lief sie ihm über den Weg. Sie hatte sich noch nicht einmal die Haare gekämmt, obgleich sie nun schon seit fünf auf den Beinen war. Er blieb hinter dem dicken Balken des Gatters stehen und beobachtete sie.
    Ihr Gesicht war eingefallen, die Nase spitz, der Mund verhärmt.
    Wie anders war dagegen Lili. Nun ja, Lili war fast zwanzig Jahre jünger als seine Frau und also schon aus diesem Grunde anziehender.
    Er schüttelte sich und ging in die Küche.
    Es mußte ein Ende gemacht werden. in eine Scheidung würde seine Frau niemals einwilligen. Und wenn sie es tat, würde sie natürlich die Farm behalten wollen. Es war ihre Farm, er hatte eingeheiratet, mit nichts in den Händen, außer einem lächerlichen Sparguthaben von ganzen zweihundertvierzig Dollar. Wenn sie sich jetzt scheiden ließen, würde Kathys Anwalt bestimmt auf diesem Punkt herumreiten. Am Ende stand er vielleicht nach der Scheidung völlig mittellos da.
    Mürrischen Gesichts setzte er sich an den Tisch und frühstückte.
    Früher hatten sie es immer so eingerichtet, daß sie zusammen frühstücken konnten. Heute taten sie es nie mehr. Nicht einmal am Sonntag.
    Während des Essens dachte er noch einmal alles durch. Aber er konnte in seinem Plan keine Lücke entdecken. Kathys Leidenschaft für tausenderlei Medikamente kamen ihm ja entgegen.
    Er schob den Frühstücksteller beiseite und stand auf, um hinaus in den Hof zu blicken. Kathy war bei den Hühnern, bei den Enten und den Gänsen. Sie würde bestimmt noch gut eine Viertelstunde brauchen, bis sie mit dem Geflügel fertig war. In dieser Zeit mußte er fertig sein.
    Er nahm die Flasche mit ihrem neuen Herzmittel aus dem Schrank und ließ den Inhalt in den Ausguß laufen. Mit Wasser spülte er die Flasche aus. Danach verschwand er im Keller. Er schraubte den Deckel eines Kanisters auf, in dem sich ein flüssiges Insektenvertilgungsmittel befand, und füllte die Flasche davon bis ungefähr zur Hälfte. Am Kanister klebte groß und rot ein Warnzettel mit einem auf gedruckten Totenschädel und zwei gekreuzten Knochen. Auf der Flasche lächelte das unschuldige Reklameetikett einer jungen, vor Gesundheit strotzenden Frau. Leise tappte er die Treppe wieder hinan. Er schielte durchs Schlüsselloch, bevor er die Küche wieder betrat. Danach kippte er fast eine halbe Tasse des Giftes in die Kaffeekanne. Nach Menschenermessen mußte das reichen.
    Er stellte die Flasche in den Schrank zurück, schloß die Schranktür wieder ab und legte den Schlüssel in das Fach, das mit der Aufschrift »Gewürze« gekennzeichnet war. Seit Jahr und Tag lag der Schlüssel für den Medikamentenschrank in diesem Fach.
    Plötzlich fühlte er, wie ihm der Schweiß ausbrach. Er sah hinüber zu der Uhr mit dem altmodischen Zifferblatt. Es war schon zwanzig Minuten nach acht. Fünf oder zehn Minuten nach halb neun, wenn sie mit dem Geflügel fertig war, würde sie sich an den Tisch setzen, um zu frühstücken. Um neun konnte alles vorbei sein…
    Draußen hupte ein Auto.
    Das Geräusch ließ ihn zusammenfahren. Er sah sich erschrocken um. Verdammt, schoß es ihm durch den Kopf, wenn jetzt irgendein Besuch kommt, den Kathy zum Frühstück einlädt, habe ich das Theater. Verflucht noch mal, wer kommt denn ausgerechnet heute früh nach Milborne?
    Er lief hinaus.
    Im Hof stand ein schwerer schwarzer Wagen, den er noch nie vorher gesehen hatte. Vier Männer saßen darin, die ihm so fremd waren, wie einem jemand nur sein kann.
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