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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Autoren: Natalie Nimou
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Kapitel 1
    Manchmal denke ich, Clément und ich sind nur ein Paar, weil außer uns sämtliche Gleichaltrigen aus dem Dorf nach Reims, Dijon oder nach Paris geflüchtet sind. Jetzt gerade zum Beispiel nervt er ganz gewaltig, obwohl er normalerweise echt süß ist, also freundlich, zuvorkommend, fürsorglich. Außerdem tut er meist, was ich will, was nicht unpraktisch ist. Darüber hinaus sieht er ganz gut aus, in etwa wie Brad Pitt, als der noch unter dreißig war. Leider ohne diesen coolen Touch, aber für Monthoméer Verhältnisse immer noch gut genug. Er hat einen ziemlich knackigen Hintern, wenngleich sein Sinn für Mode, nun ja, zu unserem Dorf passt. Alles in allem kann ich mehr als zufrieden sein, finde ich. Meine Mutter ist natürlich anderer Ansicht. Abgesehen von Cléments fehlendem Style, sieht sie meinen Freund grundsätzlich anders als ich. Einen trotteligen Langweiler, der zufällig die Spur einer Ähnlichkeit mit einem unter dem Pantoffel seiner Gattin stehenden amerikanischen Schauspieler hat, nennt sie ihn. Aber erstens bin ich seit sechs Jahren volljährig. Und zweitens ist Mama halt … Mama. Und die ist eine Geschichte für sich.
    Mir kommt fast der Croque Monsieur hoch, also das überbackene Butterbrot, das ich vorhin in der Dorfbar zu mir genommen habe, als Clément wie ein Irrer in die Eisen steigt. Keine Ahnung, warum er dermaßen mit dem Tempo runtergehen muss, dass sein praktischer Kastenwagen nur noch über die Straße kriecht. Es ist wirklich nichts vor uns, nicht mal eine schwarze Katze. Wir könnten längst bei mir zu Hause sein und es uns gut gehen lassen, denn Laurent, unser Dorfpolizist, hält sich schon seit Stunden in der Bar am Tresen fest.
    Mein kleiner Brad Pitt sieht mich über den Rand seiner schwarzrandigen Nerd-Brille hinweg an. Clément ist fürchterlich nachtblind. Die Gläser in seiner Brille kommen noch am ehesten dem nahe, was man gemeinhin als Glasbausteine bezeichnet. Somit trägt er das dicke Brillengestell eher aus praktischen, denn aus modischen Erwägungen, aber glücklicherweise konnte ich ihn zu dem Modell überreden. Es steht ihm wirklich ausgezeichnet. Abgesehen davon sieht er damit ziemlich intelligent aus, was aber nicht heißt, dass er sich auch so benimmt.
    „Bist du sicher, dass wir diesen Unsinn bei dir tun sollen, Jade?“
    Was für eine selten blöde Frage. Beinahe stöhne ich laut auf, denn erstens ist das, was ich mit ihm ausprobieren will, kein Unsinn, sondern eine handfeste Szene aus meinem Drehbuch. Und zweitens: Wohin fahren wir denn gerade? Und zwar aus gutem Grund? Im letzten Moment denke ich an den Croque Monsieur, der direkt hinter meiner Magenverschlussklappe lauert, und presse die Lippen aufeinander.
    „ Mann, Clé! Zwischen deinen Umzugskartons und den stinkenden Farbeimern lasse ich mir bestimmt nicht den Hintern versohlen“, erinnere ich meinen blond-gesträhnten Schatz, der seit Wochen bei seinen Eltern auszieht, und schlucke kräftig. Dass Clément erst im Alter von 26 auszieht, ist in Frankreich vollkommen normal. Bis bei uns Franzosen das erste Geld fließt, von dem wir uns eine eigene Wohnung leisten können, haben wir die ersten Falten. Wie auch immer. Warum Clément jetzt schon wieder mit der zu-mir-oder-zu-dir-Frage anfangen muss? Wir haben das alles besprochen, vorhin in der Bar, mit gesenkten Stimmen, damit die lieben Nachbarn nichts davon mitbekommen, und ich habe Mühe, meine sich anbahnende miese Laune zu unterdrücken. Wenn ich eins hasse, dann sind das Planänderungen in allerletzter Sekunde. Ich verlange wirklich nicht viel, kann ich in meiner finanziellen Lage auch gar nicht, ich stehe nicht mal am Anfang meiner beruflichen Laufbahn, sondern noch weit davor, aber den Gestank von Farbe ertrage ich nicht. Nein, wirklich. Sauber muss es schon sein, und wenigstens einigermaßen angenehm riechen sollte es, wenn ich im Bett Spaß haben will.
    „ Ganz zu schweigen von deinen Nachbarn, diesen Geheimagenten“, hole ich dann noch ein wenig weiter aus, obwohl die Nachbarn eigentlich ganz okay sind. Sie wissen halt nur gern mehr als Nachbarn in Großstädten.
    Jetzt bremst Clément seinen sexy, rauchblauen Kastenwagen ganz ab. Direkt vor der Zufahrt zu dem schönen Bruchsteinhaus, in dem Mama und ich allein wohnen, seit im vergangenen Frühjahr Oma starb.
    „Und deine Mutter? Wo hat die ihre Ohren?“, argwöhnt mein Freund. Er umkrallt das kleine Lenkrad, als ob er es aus der Verankerung reißen will.
    Ich schüttele den Kopf.
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