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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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blieben vor dem Eingang stehen und sahen uns zunächst ein wenig um.
    Der Jaguar stand auf einem Parkplatz in der Nähe.
    Als wir das Haus mit der Nummer 116 betraten, schlug uns die Kühle der Halle entgegen.
    Die Halle war mit echtem Marmor ausgelegt. In den Ecken befanden sich Behälter mit schwarzer Erde, die in den Boden eingelassen waren. Große Zimmerpflanzen und Topfpalmen versuchten, den Eindruck solider Vornehmheit zu erwecken. Um einen genau in der Mitte stehenden Pfeiler von quadratischer Grundfläche bei einer Seitenlänge von bestimmt fünf Yard erstreckten sich die Tafeln mit dem Bewohnerverzeichnis. Wir brauchten geschlagene zehn Minuten, bis wir herausgefunden hatten, daß es im ganzen Haus keine Mary Johnson gab.
    »Sie muß aber hier wohnen«, brummte Phil leise. »Der Chef hat es gesagt, und was Mr. High sagt, das -stimmt.«
    Phil hatte sich inzwischen flüchtig in der Halle umgesehen. Er zeigte auf eine beschriftete Tür, hinter der sich das Office des- Hausverwalters befinden sollte. Wir marschierten darauf zu.
    Noch bevor wir die Tür erreicht hatten, ging sie auf, und ein Mann kam heraus, der in dieser Halle so deplaciert wirkte wie ein Komiker in einer Trauerversammlung. Der Bursche trug ein Paar ungeputzte Arbeitsschuhe, einen von Öl und anderen Flecken total verdreckten Overall und darunter nur noch ein Netzhemd. Man sah seinen halben Rücken nackt. Seine Arme waren mit Muskelpaketen beladen und braun wie die Haut eines Negers. Auf seinem Kopf leuchtete eine weißblonde Haarbürste, die so kurz geschnitten war, daß jedes Haar einzeln und fast senkrecht in die Höhe stand. Wasserhelle Augen in einem vierkantigen Gesicht vervollständigten den sympathischen Anblick.
    »Hallo, Chef«, sagte ich und legte grüßend den Zeigefinger an die Hutkrempe. »Wir suchen den Verwalter dieses Weekend-Häuschens. Haben Sie zufällig eine Ahnung, wo wir ihn finden können?«
    Er musterte uns mit einem kritisch prüfenden Blick, bevor er sich entschloß, uns einer Antwort zu würdigen.
    »Yeah«, sagte er in breitem Dialekt, der irgendwo aus dem Süden stammen mußte. »Ich habe nicht nur eine Ahnung, ich bin’s zufällig selbst.«
    »Großartig«, meinte Phil. »Haben Sie zwei Minuten Zeit?«
    Der Riese blickte auf das ölverschmierte Metallteil, das er in der linken Hand hielt, zögerte eine Sekunde und zuckte anschließend die Achseln.
    »Warum nicht? Kommen Sie mit ’rein in meine gute Stube. Aber putzen Sie sich gefälligst die Füße auf dem Abtreter ab. Meine Frau hat gerade saubergemacht. Wenn Sie nur einen einzigen sichtbaren Fußabdruck auf dem gebohnerten Boden hinterlassen, dreht sie mich durch die Mangel.«
    Gehorsam schabten wir den Staub von unseren tadellos blanken Halbschuhen, bevor wir es wagten, über die Schwelle zu treten.
    »Setzen Sie sich«, sagte der halbnackte Mann in seinem dreckverschmierten Overall. »Ich muß leider stehen bleiben wegen meiner Aufmachung. Meine Frau nimmt so etwas zu genau.«
    Ich konnte es ihr nicht übelnehmen, wenn ich mir die glänzenden Ölflecken auf seinem Arbeitsanzug ansah. Wir legten die Hüte auf einen Tisch und ließen uns in zwei weiche Sessel fallen, deren Schaumgummifüllung augenblicklich auf die Hälfte der ursprünglichen Höhe zusammensackte.
    »Wir kommen von einer Stellenagentur«, eröffnete Phil das Gespräch, ohne mit einer Wimper zu zucken bei seiner Lüge. »Wären Sie bereit, uns ein paar Auskünfte über eine Hausbewohnerin zu geben — natürlich streng vertraulich?«
    Der Hüne zuckte die Achseln und meinte unsicher: »Um wen handelt sich’s denn?«
    »Um eine gewisse Mary Johnson«, sagte Phil.
    »Ach, die…!«
    Ich stutzte. Das klang nicht sehr einnehmend. Phil bot seine Zigaretten an. Ich reichte Feuer. Als unsere drei Stäbchen glimmten, fuhr mein Freund fort. »Wie alt ist diese Johnson eigentlich?«
    »Na, so Mitte der Zwanzig.«
    »Wo arbeitet sie?«
    Der Hausverwalter lachte geringschätzig.
    »Arbeiten! Fragen Sie sie mal, ob sie das Wort überhaupt kennt. Die hat noch nicht gearbeitet, seit sie in diesem Haus wohnt. Dabei ist die Studes bestimmt nicht billig mit ihren Zimmern, die sie an Untermieter abgibt. Gott, ja, unsere Wohnungen haben ja auch allen Komfort zu bieten. Das kostet natürlich was.«
    »Wie lange wohnt Miß Johnson schon hier?«
    »Ungefähr ein halbes Jahr. Vorher war sie in Florida, glaube ich. Jedenfalls bekam sie ab und zu mal Post aus Florida.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    Er sah uns groß
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