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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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Ich sitze in einem großen Zelt vor einem mittelalterlichen Schloss mitten in Paris, umringt von Modestudenten, Modeeinkäufern, Moderedakteuren und Filmstars, und sehe mir die SCHÖNSTE MODENSCHAU ALLER ZEITEN an.
    Es ist mir egal, dass es wahnsinnig heiß ist. Es ist mir egal, dass alle um mich herum so unglaublich schick sind, dass ich genauso im Nachthemd hätte kommen können (und der Kimono, den ich anhabe, sieht ja auch irgendwie so aus). Es ist mir egal, dass die Fünfzehnjährige mit dem riesigen Afro vor lauter Aufregung mit dem Stuhl wackelt. Ich bin im siebten Himmel.
    Wir sehen die neueste Kollektion für das Haus Alexander McQueen. Sie wurde von Sarah Burton entworfen, der Designerin, die das berühmteste Brautkleid des Jahrhunderts gemacht hat. Jetzt will jeder zu ihren Modenschauen. Und wenn ich mir das hier so ansehe, weiß ich auch warum.
    Bei lauter Musik rauschen die Models an uns vorbei, und jedes Kleid, das über den Laufsteg schwebt, sieht aus wie das Kleid einer Königin. Oder Göttin. Schimmernde, leuchtende Stoffe. Mit Perlen überkrustete oder von silbernen Geschirren gehaltene Korsagen. Röcke mit so viel Stoff, dass er für die Segel eines Dreimasters gereicht hätte, jeder Quadratzentimeter davon gefältelt, verwebt oder zu unmöglichen Formen aufgeplustert. Mit jedem Schritt, den ein Model macht (ganz behutsam natürlich, weil es auf schwindelerregenden Plateausohlen unterwegs ist), rascheln und kräuseln sich die seidenen Falten wie atmende Wesen und erzeugen ihren eigenen Rhythmus. Bei Modenschauen auf diesem Niveau geht es nicht mehr um Kleider – es geht um Kunst und Schönheit und Inspiration und …
    Ich weiß, meine Freundin Edie würde mir eine Kopfnuss verpassen, wenn sie mich hören könnte. Edies erste Reaktion wäre Schock, wie viel das alles gekostet haben muss, wo das ganze Geld doch besser in den Bau von Schulen, Straßen oder anderen vernünftigen Dingen investiert wäre. Außerdem würde sie mir erklären, dass ich mich normalerweise nur zwischen der Schule und der Pizzeria um die Ecke aufhalte und perlenübersäte Chiffonröcke an keinem der beiden Orte wirklich passend wären. Und natürlich hat sie Recht. Aber in Modenschauen wie dieser geht es um Träume, und Träume müssen einfach sein.
    Glücklicherweise ist Edie zu Hause in London, und das Mädchen mit dem Afro neben mir ist meine Freundin Krähe, die selbst Designerin ist und mich genau versteht und wahrscheinlich alles noch viel stärker empfindet als ich. Krähe hat ständig neue Ideen für traumhafte Kleider, die sie zuerst zeichnet und dann näht. Das tut sie schon seit Jahren, und ihre Kundinnen stehen für ihre Kleider Schlange. Krähe ist zwar keine Sarah Burton, noch nicht zumindest. Sie ist ein Teenager. Das meiste macht sie in einem Atelier im Keller bei uns zu Hause in Kensington, zwischen der Schule und Mathe-Nachhilfe. Sie hat weder ein Unternehmen noch haufenweise Praktikanten, die allzeit bereit jede einzelne Spitzenblume auf den Abendroben von Hand ausschneiden wie bei Alexander McQueen. Ihr stehen auch nicht die besten Make-up-Artists, Friseure, DJs und Set-Designer der Welt zur Verfügung. Wobei, den weltbesten DJ hat sie, wenn sie ihn braucht, oder zumindest einen der besten. Er ist zufälligerweise mein Bruder.
    Was ich sagen will, ist, meine Freundin macht ihre Kleider in der Abstellkammer, und jetzt sind wir plötzlich hier und sehen uns den absoluten Olymp der Mode an. Das hier ist so mutig und kreativ, wie es in der Modewelt überhaupt nur werden kann. Keine Eintrittskarte ist schwerer zu bekommen, und als mein Bruder sagte, er könnte uns zwei besorgen, sind wir fast tot umgefallen. Wir sitzen mittendrin, zwischen Models, Scheinwerfern, Fotografen, Musik und Fashionistas, und ich weiß plötzlich, wie es sich im Modehimmel anfühlt: wie in einem heißen Zelt an einem kalten Winternachmittag in Paris.
    Immer mehr Outfits werden vorgeführt. Am Anfang waren es blasse Pastelltöne, jetzt sind wir bei Schwarz und Weiß und Silber und Gold. Die Schnitte werden immer fantastischer. Die Röcke immer bauschiger und länger. Als wir zur Abendmode kommen, sind die Schleppen so lang, dass sie den halben Laufsteg bedecken.
    Endlich hört Krähe zu zappeln auf und packt mich am Ärmel.
    »Jetzt kommt’s«, flüstert sie. »Das Brautkleid.«
    Ich weiß nicht genau, ob Krähe die Kleider gezählt hat oder ob sie einfach intuitiv weiß, dass jetzt der Höhepunkt kommt, aber sie hat Recht. Die Musik
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