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Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Höllenjob für einen Dämon (German Edition)

Titel: Höllenjob für einen Dämon (German Edition)
Autoren: Helen B. Kraft
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Prolog
     
     
    Shatan näherte sich mit weit ausholenden Schritten dem Schmelztiegel. Dabei nahm er die Wärme, die von dem kochenden Inhalt ausging, nur als leichte Brise wahr. Nichts konnte heißer brennen als die Wut seiner Herrin, als Luzifers Zorn. Und die Königin der Unterwelt brodelte im Augenblick zusehends. Ihr Vulkan stand kurz vor dem Ausbruch, weshalb es für alle sicherer war, Abstand zu wahren.
    Nicht jeder hatte eine so wichtige Aufgabe wie Shatan. Als Oberaufseher der Kessel oblag es seiner Verantwortung, die siedenden Verdammten regelmäßig einer Befragung zu unterziehen. So auch heute.
    Anders als in den Legenden roch es an diesem Ort nicht nur nach Schwefel, sondern nach verbranntem Fleisch, Schweiß und Angst. Gerüche, die auf Dämonen eine aphrodisierende Wirkung zu haben schienen, deswegen durfte niemand außer Shatan den Kesselraum betreten.
    Hier gab es keinen blauen Himmel, nur eine steinerne Decke, an der glühende Lichter hingen, die aus brennenden Kugeln bestanden, jedoch wie Sterne aussahen, und ausreichend Helligkeit bewirkten. Ketten, mit denen sein Vorgänger die Verdammten aus der Gluthitze gezogen hatte, baumelten dazwischen, das Eisen rotglühend. Die Luft flirrte, und immer wieder brachen Geysire aus Schwefeldampf zwischen Steinplatten hervor.
    In der Unterwelt trug Shatan selten mehr Kleidung als Hosen und Stiefel, da es in seinen Augen keinen Sinn machte, sich Hemden durch Lavaspritzer zu ruinieren. Sein Körper war gestählt, die Muskeln traten bei jeder Bewegung hervor, und er bewegte sich graziös wie ein Raubtier auf Beutefang. Die ständige Hitze hatte seine Haut dunkel, beinahe rötlich gebräunt, wodurch die silbernen Narben, die sich über seine Brust und Schultern zogen, deutlich hervorstachen. Seine lange schwarze Mähne hielt er mit einem Band zurück, damit sie nicht mit verflüssigtem Gestein in Berührung kam. Er hasste den Gestank von verbranntem Haar.
    Shatan murmelte einige leise Worte in der alten Sprache der Seraphim, zu denen er auch einst gehörte hatte. Damals, bevor Luzifer den Allmächtigen mit ihren Affären brüskiert hatte.
    Selbst eine Kreatur wie Shatan wusste, dass Ehebruch eine Sünde war. Wenn Menschen dafür schon an einem Ort wie diesem landeten, musste die Strafe für Engel zwangsläufig härter ausfallen.
    Es war allgemein bekannt, dass Luzifer ein liederliches Frauenzimmer war, das in mehr Betten gelegen hatte, als Shatan zählen konnte. Zu Zeiten, als es ihm noch gestattet gewesen war, unter den Menschen zu wandeln, hätte man sie als Hure bezeichnet. Ein Ausdruck, der dem Allmächtigen niemals in den Sinn gekommen wäre.
    Shatan verdrängte diese Gedanken schnell. Seine Herrin konnte schon immer in seinem Geist lesen wie in einem Buch. Und seit er sie abgewiesen hatte, tat sie es noch häufiger. Es war besser, er konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe.
    Die brodelnde Suppe aus geschmolzenem Gestein hatte sich zwischenzeitlich beruhigt. Auch der beißende Gestank nach verbranntem Fleisch ebbte für einen kurzen Augenblick ab. Eine Kuppel bildete sich, und mit einem ploppenden Geräusch wurde der Körper eines Verdammten an die Oberfläche katapultiert.
    Ohne zu zögern, streckte Shatan einen seiner muskulösen Arme aus und packte sein Opfer. Solange er sich hier unten in Hel befand, konnten ihm weder Hitze noch Feuer etwas ausmachen. Seine Haut war unversehrt, als er den zappelnden Verdammten am Hals herauszog und mit Schwung auf den Boden warf.
    Das Opfer jaulte vor Schmerz, als es auf dem harten Stein aufprallte. Shatan kümmerte es nicht. Er war schon lange gegen die Schreie abgestumpft. Wie sollte es auch anders sein? Er besaß kein Herz, das Mitleid empfinden konnte. Diese Eigenschaft machte ihn zum idealen Handlager seiner Herrin, die sich längst nicht mehr selbst die Finger schmutzig machte. Diese Aufgabe fiel Shatan zu, der nach dem Fall aus Gan Eden von Luzifer zur Strafe zum Oberaufseher über die Kessel ernannt worden war. Und das nur, weil er nicht ein weiteres Spielzeug in ihrer Sammlung sein wollte.
    Wieder loderten diese verräterischen Gedanken in seinem Verstand, und er bemühte sich, sie zurückzudrängen. Stattdessen betrachtete er die zuckende Gestalt zu seinen Füßen.
    „Bitte, Herr, ich bin unschuldig!‟, wimmerte die Kreatur und versuchte, Shatan zu berühren.
    Unbeeindruckt trat dieser dem Sünder in die Rippen. Der Verdammte heulte auf. Sein Arm sackte kraftlos zurück. Auf seinen Zügen spiegelte sich
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