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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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keinen vorteilhaften, sondern eher einen nachteiligen Eindruck macht. Das gilt oft auch dann, wenn er nicht aussortiert wird, sondern selbst aussortiert. Denn dann wirkt er womöglich arrogant oder oberflächlich.
    Hier wird einer der spannendsten und aufschlussreichsten Punkte missglückter Partnersuche berührt. Lassen Sie mich das an einem kleinen Beispiel erläutern.
Der Eindruck, den Sie machen
    Unterstellen wir, Sie möchten mit einem potenziellen Partner essen gehen, das ist Ihre Erwartung. Nun kommt es darauf an, wie Sie diese erfüllen wollen. Sie können das einfordern, Sie können darum bitten, Sie können sich beklagen, dass er Sie noch nicht eingeladen hat, Sie können seine Kochkünste madig machen oder Sie versuchen auf andere Art, zum Ziel zu kommen. Ihre spezifische Strategie macht auf den anderen einen spezifischen Eindruck. Und da Sie sich öfter so verhalten – beispielsweise immer dann, wenn Sie eine Erwartung durchsetzen wollen – verdichtet sich dieser Eindruck zu einer »Person«. Das heißt, Ihr Gegenüber wird irgendwann sagen, Sie wären ein »Kommandierer« (weil Sie immer wieder einfordern) oder ein »Jammerer« (weil Sie sich immer wieder beklagen) oder ein »Meckerer« (weil Sie Dinge madig machen, um eigene Erwartungen durchzusetzen).
    Sie können jetzt sicher sein, dass Ihr potenzieller Partner auf Dauer nicht mehr auf die Erwartungen selbst reagiert, die Sie an ihn herantragen, sondern auf den Eindruck, den Sie als Person in solchen Momenten auf ihn machen. Mit anderen Worten: Er reagiert auf die Verhaltensweise, die ihm in diesem und in vergleichbaren Momenten begegnet. Aus den momentanen Eindrücken macht er sich ein Bild von Ihnen, davon, wer Sie offensichtlich »sind«. Er denkt dann: »Was für ein Meckerer« oder »Was für ein Tyrann« und reagiert auf Sie so, als wären Sie nichts weiter als ein Meckerer oder Tyrann. Der potenzielle Partner reagiert also nicht auf Sie in Ihrer vielfältigen Persönlichkeit, sondern auf den Verhaltensausschnitt, dem er konkret begegnet. Und da er die »Person«, als die Sie sich gerade zeigen, nicht mag, wendet er sich ab oder lässt Sie auflaufen. Das Ergebnis ist dann Trennung, wobei es gleichgültig ist, wer den ersten Schritt dazu macht.
    Ich komme später nochmals auf die Zusammenhänge von Verhalten, Eindruck und Reaktion zurück. Vorerst genügt diese kurze Erläuterung, um zu zeigen, dass es durchaus effektive Möglichkeiten gibt, Passung zueinander zu verhindern. Ich möchte nun zu dem weiten Gebiet verschiedener Ego-Fallen kommen, die suchende Singles aufstellen, um Passung zu prüfen oder zu erzwingen.
    Ganz am Anfang befinden sich zwei potenzielle Partner in der Sympathiephase. Sind sich beide sympathisch, »klingelt« es, dann gehen Sie in die nächste Phase auf dem Weg zu einer Beziehung, in die Kontaktphase.
In der Kontaktphase soll es »funken« und es muss »passen«. Das sind ideale Voraussetzungen, um den größten Teil potenzieller Partner auszusortieren.
Das Schnellgericht des suchenden Singles kennt keinen Verteidiger. Sein Urteil steht felsenfest: Es beruft sich auf Gefühle.
Wenn zwei es durch die Kontaktphase schaffen, geraten sie in die letzte Phase auf dem Weg zu einer Beziehung: in die Anbahnungsphase. Es haben sich gute Gefühle eingestellt und man kann sich vorstellen, den passenden Partner gefunden zu haben.
In der Anbahnungsphase entstehen erste bindende Gefühle. Der suchende Single traut sich nun, den Partner einer Belastungsprobe zu unterziehen: einer Ego-Falle. Dazu checkt er seine Erwartungen ab, wendet Ego-Strategien an und wirkt so auf sein Gegenüber abschreckend.



Wie gezeigt, hat der suchende Single keine Zeit für Experimente, er will auf Nummer Sicher gehen und endlich feststellen, ob wirklich der »Richtige« gefunden wurde. Dafür stellt er jetzt sicherheitshalber eine Ego-Falle auf.
    Tappt der Partner in die Falle, indem er die aufgestellten Bedingungen erfüllt, dann würde er offenbar passen – und einer Beziehung stünde nichts im Weg. Leider hat auch der potenzielle Partner ein eigenes Ego und eigene Erwartungen, und er denkt nicht daran, sich in die Ego-Falle einsperren zu lassen. Er entzieht sich oder kontert, indem er eine eigene Falle aufstellt – und erweist sich damit als der Falsche, von dem man sich besser trennt. Weil der suchende Single am Ende allein dasteht, ist er in seiner eigenen Ego-Falle gefangen. Denn er hat, ohne es zu bemerken, eine Passung verhindert. Und so sucht er
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