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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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eben weiter.
    Im Folgenden lernen Sie einige dieser Ego-Fallen kennen, die auf eine ungewollte Art alle sehr erfolgreich sind: Sie verhindern Passung und vereiteln Beziehungen. Sie sind so interessant, weil sie Antwort auf die Frage geben, wie man es schafft, beim Partner eine unerwünschte Reaktion auszulösen, nämlich dass dieser sich abwendet oder sich nicht weiter einlässt.
    EGO-FALLE
    Eine Ego-Falle besteht aus einer unausweichlichen Bedingung, einer Erwartung, die der potenzielle Partner auf jeden Fall erfüllen muss. Diese Erwartung wird zu einem frühen Zeitpunkt und in massiver Form an ihn herangetragen, damit er den Beweis führt, der lang ersehnte Richtige zu sein.
EGO-FALLE 1: SUCHE PARTNER, DER ZU MIR PASST!
    Die erste, sehr verbreitete Ego-Falle könnte unter dem Motto stehen: »Wie man einem Partner den Eindruck vermittelt, dass es in der Beziehung nicht um ihn geht.« Diese Falle möchte ich am Beispiel zweier Frauen erläutern, an dem von Gitte und Bettina.
Setzt mich in den Mittelpunkt!
    Den Anfang macht Gitte, die in einem Video-Interview ( siehe > ) selbstbewusst in die Kamera schaut. Die 33-jährige Frau gibt offenherzig Auskunft über ihr Single-Dasein und ihre wichtigsten Erwartungen. Dabei macht sie einige sehr aufschlussreiche Bemerkungen. Sie sagt unter anderem:
     
    »Es ist schwer zu sagen, warum man nicht den wirklich Richtigen findet. Ich glaube, jeder will heute sein Ding machen und ist nicht bereit, Kompromisse einzugehen, die für eine Partnerschaft aber zwingend erforderlich sind.«
    »Ich treffe meistens gestandene Männer. Leider bleibt es oft in der Unverbindlichkeit.«
    »Ich denke schon, dass ich in einer Beziehung durchaus den Ton angebe. Ich glaube, dass ich eine gewisse Dominanz ausstrahle, die leider Männer anzieht, die nicht so sehr meinem Beuteschema entsprechen.«
    »Mein Beuteschema ist: groß, gut aussehend, intelligent. Und gut küssen, gut riechen soll er. Mir gefällt es, wenn Männer Parfüm benutzen. Ansonsten reicht es mir schon, wenn er mich toll findet und mir das Gefühl gibt, dass ich die Frau bin, für ihn die einzige Frau auf der ganzen Welt.«
     
    Diese Zitate zeigen auf den ersten Blick scheinbar selbstverständliche Erwartungen. Dennoch gelangt Gitte mit potenziellen Partnern nicht über die Anbahnungsphase hinaus. Sie selbst findet es »schwer zu sagen«, warum sie nicht den Richtigen findet. Mir und den Lesern dieser Zeilen fällt das, aus dem Abstand des Betrachters heraus, leichter. Gäbe man eine Annonce für Gitte auf, eine Annonce, die nicht die üblichen Selbstbeschönigungen enthält, sondern die Gittes eigene, von ihr gemachte Aussagen auf den Punkt bringt, dann müsste der Text etwa folgendermaßen lauten:
    SUCHE PARTNER, DER ZU MIR PASST
    Suche gestandenen, großen,
    gut aussehenden, intelligenten Mann,
    der gut küsst, der Parfüm benutzt,
    der sich dominieren lassen will
    und mich in den Mittelpunkt seines Lebens stellt.
Fehlanzeige
    So weit, so ehrlich. Nur: Wer würde auf eine solche Annonce antworten? Gestandene Männer sicherlich nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass gestandene Männer dominiert werden möchten und eine Partnerin wollen, die den Ton in der Beziehung angibt. Melden sich vielleicht gut aussehende und gut küssende Männer, die der Partnerin kontinuierlich beweisen, dass sie die Frau ihres Lebens ist? Auch das passiert nicht, weil den Männern bei der Schwerarbeit ständiger Liebesbeweise alsbald die Luft ausginge. Gitte beschreibt selbst, welche Männer sich für sie interessieren: Männer, die dominante Frauen mögen und die zur Anpassung bereit sind. Man möchte ihr dazu gratulieren – aber sie winkt ab, denn diese Männer entsprechen nicht ihrem »Beuteschema«, es sind keine »gestandenen« Männer. Noch mehr fällt an Gittes eigenen Worten auf. Sie hält Kompromisse für nötig, will zugleich aber in der Beziehung den Ton angeben. Offenbar meint sie, der Partner solle in den sauren Kompromiss-Apfel beißen und nicht etwa sie selbst.
Auf dem Weg zum ewigen Single
    Nun könnte man einwenden, Gitte habe diese offenlegende Annonce ja nicht selbst aufgegeben. Doch auch wenn sie in ihrer Personenbeschreibung auf Internetforen mit geschickten Formulierungen für sich wirbt, kann sie ihre wahren Erwartungen nicht aus dem nahen Kontakt der Anbahnungsphase heraushalten. Warum sollte sie das auch tun? Sie hält ihre Erwartungen ja für selbstverständlich, sonst würde sie solche Aussagen nicht in die Kamera sprechen.
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