Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
zu schaffen. Bei solchen Gelegenheiten sammelte der Kerl Totenschädel und anderen Kram ein. Die Goldzähne brach er heraus und verkaufte das Altgold, um seinen Lohn aufzubessern. Als er zu uns als Supporter kam, schenkte er uns einen Totenschädel, auf dessen Schädelplatte er einen Dead-Head befestigt hatte. Das gefiel bei uns dem einen mehr, dem anderen weniger. Ist eben eine Frage des Geschmacks. Auch bei späteren Besuchen auf Clubhauspartys anderer Charter beglückte er die Jungs mit seinen gepimpten Schädeln.
    Vor einigen Monaten fühlte sich ein Kripobeamter dazu befleißigt, mich zu einem anderen Polizeispitzel, den wir im Charter Kassel hatten, zu befragen. Ich sollte dessen Identität preisgeben und die näheren Umstände mitteilen. Da ich keine Aussage dazu machen wollte, wurde ich zu einer richterlichen Vernehmung gezwungen. Merkwürdig war dabei, dass alles der Kasseler Polizei schon seit mehr als drei Jahren bekannt war. Bisher hatte sich aber kein Schwein so richtig dafür interessiert, am allerwenigsten die Staatsanwaltschaft oder das Gericht, das damals das Verfahren gegen das Charter Kassel wegen des Raubüberfalls auf mich geführt hatte. Warum jetzt plötzlich, nach so vielen Jahren, sich dieser Beamte fadenscheinig dafür interessierte, kann ich nur vermuten. Ich muss wohl befürchten, dass man mir wegen Abschöpfen von Informationen oder Zahlung von Bestechungsgeldern oder anderweitiger Zuwendungen ans Bein pinkeln wollte, um ein erneutes Strafverfahren gegen mich einzuleiten.
    Dabei ist es ja nicht so, dass es nur bei uns im Charter Polizeiinformanten zu unserem Vorteil gab. Nein, Spitzel gibt es nicht gerade wenige, was das Enttarnen von korrupten Beamten Ende 2011 nahelegt.
    Insgeheim bewundern einige Polizisten und Kripobeamte die Hells Angels, sehr zum Leidwesen ihrer redlichen Kollegen. Allerdings tun das die wenigsten offen. Manche dieser sogenannten Bewunderer teilen den Hells Angels aus freien Stücken, also ohne Zwang und Vorteilnahme, Polizeiinterna mit. Man trifft sich ja auch ab und an zufällig in der Muckibude oder beim Boxen. Es gibt aber natürlich auch Schmiermichel, die sich für die Informationen üppig bezahlen lassen.
    Interessant finde ich auch, dass man auf der Hells-Angels-Webseite zum Beispiel vom sogenannten PR-Team 81 eine Meldung vom September 2010 entdecken konnte, die mit den Worten beginnt: »Wie aus höheren Polizeikreisen durchgesickert ist …« Es ging dabei um einen geplanten Großeinsatz der Bullen, allerdings wussten die Rocker da wohl (noch) nicht, wann und wo etwas geplant war. Und nicht weniger interessant ist die Tatsache, dass man auf einer anderen öffentlich zugänglichen Webseite mit Informationen über Hells Angels eine Kopie des Berichts der Bund-Länder-Projektgruppe mit dem Titel »Bekämpfungsstrategie Rockerkriminalität – Rahmenkonzeption« von 2010 entdecken konnte. Wobei oben rechts in der Ecke der Vermerk »VS – NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH« in Großbuchstaben steht – VS bedeutet übrigens Verschlusssache. Das schien wohl einer der Empfänger dieses Berichts im Eifer des Gefechts überlesen zu haben, was? War wohl zu sehr mit Kopieren beschäftigt.
    In dem 64-seitigen Bericht geht es um organisatorische und taktische Maßnahmen der Polizeibehörden. Besonders schön ist der Abschnitt zum Thema Geheimhaltung: »Neben einer dem tatsächlichen Ausmaß des Phänomens nicht angemessenen Bagatellisierung von Rockerkriminalität ist regelmäßig zu beobachten, dass private oder dienstliche Kontakte von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten oder Angehörigen anderer Sicherheitsbehörden zu Mitgliedern von Rockerclubs bestehen … Bei OMCG-Mitgliedern besteht ein vitales Interesse, möglichst detaillierte Informationen über polizeiliche Aktivitäten zu erlangen. … Grundvoraussetzung für eine wirksame Bekämpfung der Rockerkriminalität ist die Schaffung eines den tatsächlichen Auswüchsen dieses Kriminalitätsphänomens entsprechenden Problembewusstseins bei den Beschäftigten von Polizei, Justiz, Ordnungs- und Verwaltungsbehörden … sowie Zoll- und Finanzämtern. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Erkenntnisse aus Ermittlungs- und Strukturverfahren zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, die in der Regel durch verdeckte Datenerhebung wie (längerfristige) Observation, VE- und VP-Einsatz, Telekommunikationsüberwachung, Einsatz technischer Mittel, etc. gewonnen werden.« Schöne Illusion, doch die Realität sieht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher