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Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)

Titel: Wir sehen uns in der Hölle: Noch mehr wahre Geschichten von einem deutschen Hells Angel (German Edition)
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
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bewaffnet. Ich wurde untersucht, das Bike und die Nummern überprüft, Papiere durchgesehen und so weiter. Das übliche Prozedere eben.
    Dann kam ein Zivilbulle mit einem Typen im Schlepptau, der, wie sich gleich herausstellen sollte, Staatsanwalt war. Ich wurde gefragt, ob ich ein Hells-Angel-Leader wäre. Weil das für jeden sichtbar auf meiner Kutte stand, war es ziemlich sinnlos, das abzustreiten. Der Staatsanwalt überreichte mir daraufhin den Ausweisungsbeschluss, der schon fertig getippt und fein säuberlich mit meinem Namen und meinen Daten versehen war. Also hatten sie schon vorher gewusst, wer ich war. In dem Schrieb stand, dass ich eine unerwünschte Person in Finnland sei und man mir deshalb die Einreise verweigern würde. Ich sollte jetzt umgehend wieder auf die Fähre fahren und zurück nach Schweden gebracht werden. Das war’s für mich. Goodbye World-Run Finnland!
    Innerlich kochte ich natürlich vor Wut, ließ mir aber nichts anmerken und fuhr auf einer extra angelegten Spur zurück auf die Fähre. Und ich war nicht der Einzige, der gleich wieder die Rückreise antreten durfte. Nach und nach trudelten auf der Fähre andere hochrangige Hells Angels ein. Der bekannteste Hells Angel von Dänemark wurde sogar in einer Zelle auf dem Schiff eingekerkert. Warum es auf einem Fährschiff eine Zelle gibt, weiß ich bis heute nicht. Die Reise zurück nach Schweden nutzten wir, um eine kleine Fete zu feiern. Das war auch gut so, weil sonst höchstwahrscheinlich einiges mehr zu Bruch gegangen wäre als ohnehin schon. Denn der eine oder andere ließ seinen Frust an einer Flasche, einem Glas oder Aschenbecher aus. Die Stewards hielten sich äußerst zurück und hofften wahrscheinlich, dass der Alptraum mit uns nicht noch weiter ausuferte.
    In Schweden fuhren wir dann alle erst einmal ins Clubhaus von Göteborg, von dort machten sich einige auf den Weg in ihre eigenen Charter oder auf den Heimweg. Ich machte es mir für die nächsten Tage im Clubhaus bequem. Am Abend kam der dänische Bruder aus der Zelle mit zwei wirklich hübschen Girls im Schlepptau zu mir und stellte mir die Hühner vor. Er sagte ihnen, wer ich sei, dass sie sich von nun an um mein Wohlbefinden kümmern und mir alle meine Wünsche erfüllen sollten, was auch immer es wäre. Wir saßen noch einige Stunden zusammen, bis er sich verabschiedete. Die folgenden Tage, die ich mit den Girls verbrachte, waren wohl mit die schönsten in meinem Leben. So vertrieb ich mir also die Zeit, bis am Sonntag die World-Run-Besucher wieder eintrudelten, darunter auch meine Jungs.
    Natürlich erzählte jeder jedem, was so los gewesen war. Zum Beispiel dass die Amerikaner in Finnland auf dem Flughafen im Flugzeug verhaftet und wieder zurückgeschickt worden waren. So ziemlich jedes Land hatte Probleme bei der Einreise nach Finnland – die einen mehr, die anderen weniger. So war der World-Run in Finnland dank der Strafverfolgungsbehörden und Einreiseverweigerungen der wohl am schlechtesten besuchte Run aller Zeiten. Trotzdem, beeindruckend waren die Auftritte der Bullen nicht, aber in höchstem Maße lästig.
    Korrupte Beamte
    Ein hartnäckiger Fleck auf der weißen Weste der Strafverfolgungsbehörden sind Spitzel und korrupte Beamten bei Polizei und Justiz. Oft genug ist es den Hells Angels gelungen, der Bullerei ein oder zwei Schritte voraus zu sein, Vereinsvermögen in Sicherheit zu bringen, belastendes Material verschwinden zu lassen, bevor Razzien durchgeführt wurden, oder – wie es in letzter Zeit öfter vorkam – Charter zu schließen, also aufzulösen, bevor sie verboten werden konnten.
    In meinem Charter in Kassel gab es einen Supporter, der als Gärtner arbeitete und in seiner Ausbildungszeit oft auf Friedhöfen unterwegs war. Er war für uns sehr nützlich, denn ein enger Verwandter von ihm war bei der Bullerei und ist es wohl heute noch. Von ihm erfuhr unser Supporter die Ergebnisse von Razzien – und erzählte uns natürlich davon. Sehr praktisch. So waren wir meist bestens informiert. Wir wussten nicht nur, was bei uns und in unserem Umfeld passierte, sondern auch über die Bandidos und Razzien bei ihnen bestens Bescheid.
    Der Typ hatte allerdings ein ziemlich morbides Hobby. Bei Grabeinebnungen musste er die alten Grabsteine abräumen, die mitunter wieder zu neuen aufgearbeitet wurden. Da Gärtner und Friedhofsverwaltungen eng kooperieren, war es keine Seltenheit, dass die Gebeine alter Gräber freigelegt wurden, um wieder Platz für neue Gräber
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