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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Tanja Heitmann
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einem neuen Anführer zusammentat. Seine Hand fuhr zum Nacken, dorthin, wo David ihn mit solch einer Kraft gepackt hatte, dass die Muskelstränge schmerzten. Hastig senkte er wieder die Hand, aber niemand aus seinem Rudel hatte die Geste eines Schwächlings bemerkt. Sie alle waren viel zu sehr mit derVereinigung beschäftigt, die sich vor ihren Augen abspielte. Es kostete Sascha fast all seine verbliebene Kraft, um nach seinen Leuten zu pfeifen, damit sie sich hinter ihm formierten. Maggie sah kurz in seine Richtung, dann schmiegte sie sich in die Reihen ihres kleinen Rudels, als ginge von dem Eindringling nicht länger eine Gefahr aus.
    Erst als sich Sascha sicher sein konnte, dass er das Zittern seiner Hände einigermaßen unter Kontrolle hatte, hob er den Blick. »Herzlichen Glückwunsch, David«, brachte er zwischen seinen vor Anspannung verkanteten Zähnen hervor, während er einen Bogen um das Rudel ging. Zwar hatte Sascha in Maggies Apartment Davids Stärke gewittert, aber im Gegensatz zu Maggie hatte er dem jungen Mann weder zugetraut, Hagen zu töten, noch, anschließend rasch seinen Anspruch zu verteidigen. Nach wie vor glaubte er, sich über den jüngeren Mann hinwegsetzen zu können. »Du hast getan, was ich von dir gefordert habe. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob dir der Sieg über Hagen wirklich zuzuschreiben ist.«
    Augenblicklich zerschlug sich die positive Energie der Vereinigung, und der Unmut des Rudels über Saschas Anmaßung war beinahe greifbar. Nur David rührte sich nicht.Versunken stand er mit Meta in den Armen da. Er schien wild entschlossen, sie nie mehr loszulassen. Nach all den Zweifeln, Ängsten und Kämpfen konnte er die Vorstellung, sich auf etwas anderes als auf Meta zu konzentrieren, kaum ertragen.
    Meta, der Saschas kaum verhohlene Drohung nicht entgangen war, streichelte seine Wange.Wenn es David nicht gelang,  Sascha dazu zu bringen, seine Position als Anführer anzuerkennen, dann würden sie alles verlieren - diese Tatsache hatte selbst sie als Außenstehende begriffen.
    »Ich liebe dich«, sagte sie leise. »Aber wenn du jetzt nicht sofort dafür sorgst, dass hier Ruhe herrscht, damit wir endlich nach Hause gehen können, dann bist du wirklich in großen Schwierigkeiten. Da hilft dir auch dein treuer Hundeblick nicht.«
    David blinzelte verwirrt. »Hundeblick?«
    Widerwillig löste er sich von Meta und trat auf Sascha zu, der ihn betont kühl musterte. Doch das angriffslustige Funkeln in seinen Augen und die angespannte Körperhaltung verrieten den Sturm, der in ihm tobte. Davids Wolf, der nach wie vor unter dem Eindruck derVereinigung stand, zuckte bei dieser Drohung unvermittelt zusammen. Offensichtlich fiel es ihm schwer, sich bereits der nächsten Herausforderung zu stellen. David ging es da nicht anders.
    »Ich will mir die Frau ansehen«, sagte Sascha, wobei er jedes Wort hervorpresste. »Ich will wissen, wozu sie in der Lage ist und ob ich auch einen Anspruch auf sie erheben kann.«
    Eine Zeit lang stand David schweigend da, in den Anblick seines Gegenübers vertieft. Die Spannung zwischen den beiden Männern war in der ganzen Arena spürbar und sorgte dafür, dass ein jeder sich unbehaglich regte. Es war David, der sich als Erster rührte. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, wobei er kurz das Gesicht verzog, da die Bisswunde im Oberarm ihm einen unerwarteten Stich versetzte. Dann sagte er: »Nein.« Nicht sonderlich laut, aber doch so deutlich, dass nicht mal der Schneefall den Hall dämpfen konnte.
    Sascha zuckte zurück, als habe Davids schlichte Zurückweisung ihm eine Wunde zugefügt. Ein verzerrter Zug legte sich um den Mund, während er seinen Wolf rief, um sein Gegenüber mit Gewalt gefügig zu machen. Aber sein Schatten  formte nur für den Bruchteil eines Herzschlages die Silhouette eines Wolfes, dann verschwamm er wieder und kehrte zu seinem Hüter zurück. Ungläubig nahm der ihn mit aufgerissenen Augen auf. Anstatt dem Ruf seines Hüters zu folgen, hatte sich auch Saschas Wolf dazu entschieden, sich zu unterwerfen.
    Doch offensichtlich reichte diese Niederlage nicht aus, um Saschas Siegermentalität zu brechen. David glaubte regelrecht zu hören, wie sich der Pulsschlag dieses machtgewohnten Mannes verlangsamte, bis er zu seiner alten Selbstsicherheit zurückgefunden hatte. Sich nachdenklich das Kinn reibend, ging er auf Maggie zu, die ihn abschätzend ansah.
    »Hagen hat meine Machtposition infrage gestellt und dadurch das Wohlergehen der
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