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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Tanja Heitmann
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Rudel in dieser Stadt in Gefahr gebracht«, begann Sascha laut nachzudenken, während er in einem Abstand zu Maggie stehen blieb, den er mühelos würde überwinden können, wenn er es darauf anlegte. Falls Maggie sich allerdings gefährdet sah, ließ sie sich nichts anmerken. Auch ihr Rudel blieb gelassen. »Wir beide wissen nur allzu gut, welche Folgen es haben kann, wenn ein zu großes Ungleichgewicht entsteht. Deshalb haben wir zwei ja auch beschlossen, Hagen von diesem Burschen umbringen zu lassen. Wie es aussieht, haben wir trotz allem nichts dazugewonnen: Diese Frau kann den Wolf rufen, dadurch gefährdet ihre Existenz ebenfalls das Machtgefüge. Vor allem, wenn sie nur zu einem von uns gehört.«
    Maggie schien nur mit halbem Ohr zuzuhören und unfassbarerweise mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Sie musste sich sogar räuspern, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. »Wie ich dir schon sagte, Sascha: Diese Frau gehört zu David. Außerdem glaube ich nicht, dass sie irgendein Machtgefüge durcheinanderbringt.Vielleicht würde sie das in deinen Händen tun, aber in denen ist sie ja glücklicherweise nicht.«
    Sascha zog die Oberlippe hoch, als wolle er Maggie für ihre klaren Worte anknurren. »Solange ich nicht genau weiß, was sie ist und was sie hier heute Abend getan hat, erkenne ich Davids Führungsanspruch nicht an.«
    »Vergiss es.« Obgleich Davids Ton gelassen war, galt ihm sofort die volle Aufmerksamkeit. »Ich habe Hagen zur Rechenschaft gezogen und die Führung des Rudels übernommen. Wenn du an der Rechtmäßigkeit Zweifel hegst, kannst du sie dir meinetwegen in den Arsch schieben.« Mit der Hand fuhr er sich durch sein zerzaustes Haar, dann über die geröteten Augen, als könnte er die Erschöpfung damit fortwischen. »Ich denke, wir sind quitt. Hagen, seine kranke Gier und kriegerischen Pläne sindVergangenheit. Es gibt also keinen Grund mehr, sich noch länger in Maggies Revier herumzutreiben. Das gilt für dein Rudel genauso wie für meins.Was Meta anbelangt: Wenn du zu ihr willst, musst du an mir vorbei. Und wie du eben so schön demonstriert hast, kannst du das nicht.«
    »Im Augenblick vielleicht noch nicht«, knurrte Sascha. Damit wollte er kehrtmachen und zu seinem Rudel zurückkehren, doch als er an David vorbeigehen wollte, packte der ihn so schnell am Arm, dass Sascha überrascht einen Fluch ausstieß.
    »Ich habe dieses ›Wer ist der bösere Wolf‹-Spielchen nicht veranstaltet, um deinen Ehrgeiz zu wecken. Die alte Ordnung hat ihren Sinn, da gebe ich dir Recht. Deshalb sollten wir sie beibehalten: Drei Reviere - drei Anführer, bis wir vielleicht eines Tages so weit sind, dass wir solche Grenzen nicht mehr brauchen.«
    Eine Weile stand Sascha schweigend da, während die Anspannung um ihn herum wuchs. Dann flackerte ein listiges Lächeln auf, das er sofort wieder hinter einer ausdruckslosen Maske verbarg. »Gut«, sagte er gedehnt. »Dafür werde ich aber ein Pfand in der Hand behalten, damit du nicht vergisst, mich und mein Rudel ernstzunehmen.«
    David legte den Kopf schief, dann verstand er. »Ich kann dir Jannik nicht überlassen«, sagte er, die Stimme plötzlich rau vor Widerwillen.
    »Das brauchst du auch nicht.« Sascha klang beinahe vergnügt, als ihm bewusst wurde, wie gut sein Druckmittel funktionierte. »Schließlich habe ich ihn bereits.«
    Den Sieg genießend, wollte Sascha sich abwenden, aber David verstärkte kurzerhand den Griff. Als Sascha erneut gezwungen war, stehen zu bleiben, ging ein aggressives Raunen durch sein Rudel, das sogleich von Davids Leuten erwidert wurde. Auch wenn keiner es wagte, die Reihen zu verlassen, so entstand dennoch ein Geraschel, als Muskeln angespannt und Beine in eine bessere Position gebracht wurden.
    Unvermittelt trat Maggie zwischen die beiden Männer, und als sie Davids Arm vorsichtig herunterdrückte, sah es kurz so aus, als würde er es sich nicht gefallen lassen. Letztendlich wich er mit einem aufgebrachten Leuchten in den Augen zurück, während Sascha ihn mit einem dreisten Grinsen bedachte. Augenblicklich jaulte Davids Wolf auf und begann, aufgebracht umherzurennen, ohne allerdings den Versuch eines Angriffs zu unternehmen - Maggies Präsenz beeindruckte nicht nur seinen Hüter.
    »Ich kann ihm Jannik auf gar keinen Fall überlassen. Nicht bloß, weil er zu meinem Rudel gehört, sondern weil er mein Freund ist.« Eindringlich sah David Maggie an, doch die lächelte ihn lediglich dünn an.
    »Lass Sascha ziehen«, forderte
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