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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Tanja Heitmann
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Metas Haare geschmiegt. Dabei gab er ein zufriedenes Grollen von sich, von dem man nicht genau sagen konnte, ob es aus seinem Brustkorb kam oder dem Wolf gehörte. »Ein Glück, dass es den Wachen nicht gelungen ist, Sascha einen Hilferuf zu senden.«
    »Das kommt davon, wenn man sich ausschließlich auf seinen Gegner konzentriert und keine Kraft mehr übrig hat, um mit seinem Rudel zu kommunizieren, ihr beiden Einzelkämpfer«, spottete Maggie.
    »Im Gegensatz zu dir?«, hakte David nach.
    »Glaub mir, von mir kannst du noch eine Menge lernen. Ein Rudel zu führen, bedeutet auch, den Weg mit ihm zusammen zu gehen.« Maggie warf einen müden Blick auf die langsam verlöschenden Feuer. »So, aber für heute reicht es mit den Lektionen, finde ich. Du bist weiterhin mein Gast, David.Also tu, was du willst. Ich geh mit meinen Leuten jetzt nach Hause. Es ist schweinekalt hier.« Mit diesen Worten setzte sie sich in Bewegung, und als David ihr ein verdutzt klingendes Dankeschön hinterherrief, hob sie lediglich die Hand, ohne sich umzudrehen.
    »Nach Hause klingt gut«, sagte Meta, deren Beine mit einem Schlag so schwer wurden, dass sie sich kaum noch aufrechthalten konnte. David warf ihr einen zögerlichen Blick zu,  als sei er sich nicht ganz sicher, was sie damit meinte. Meta verdrehte die Augen. »Du kommst mit zu mir. Oder glaubst du etwa, ich hätte diese Hölle durchwandert, um dich anschließend fortzujagen? Wir schlüpfen unter eine Decke und wärmen uns gegenseitig - war das jetzt deutlich genug?«
    Da erst lachte David befreit auf, und in Metas Ohren klang es so warm und anziehend, dass sie die Augen schloss.
     

Kapitel 40
Neuzeit
    Kaum näherte Meta sich der Musikanlage, hörte sie ein Stöhnen. »Müssen wir uns jetzt wieder dieses Klassikgedudel antun?«, fragte David, der eine Schale mit geriebenem Parmesan auf den Tisch stellte.
    Es gelang Meta gerade noch so, ein pikiertes Hochziehen der Augenbrauen zu unterdrücken. Da die Diskussion über die richtige Musik einfach nicht abriss, hatte sie in einer solchen Situation mittlerweile Übung.Also atmete sie einmal tief durch und sagte dann mit einem nur leicht aufgesetzten Lächeln: »Wie wäre es mit einem Kompromiss?«
    Misstrauisch legte David den Kopf schief. Dass er sich jedoch ein höhnisches Lachen und Widerworte sparte, machte es Meta leichter, einen Schritt weiter auf ihn zuzugehen, als sie eigentlich vorgehabt hatte. »Können wir uns vielleicht auf Tom Waits einigen?«
    David nickte zustimmend. »Eins von den neuen Alben?«
    »Übertreib es nicht«, hielt Meta dagegen und machte sich daran, die CD herauszusuchen. Während die ersten Akkorde eines Klavierspiels durch den großzügigen Raum klangen, sah Meta sich zufrieden um. Die Wände zeigten sich in einem Elfenbeinton, auf dem ein zartrotes Rosenmuster rankte. Auf der Konsole, die David auf dem Dachboden eines zu renovierenden Hauses gefunden und restauriert hatte, stand in einem Wust aus Kerzen, gläsernen Schatullen mit getrockneten Blüten und Porzellanfiguren eine mit Paisleymuster überzogene Schale, in der ein bunter Frühlingsblumenstrauß ruhte. Meta brauchte sich diese Zusammenstellung bloß anzusehen, um Eve pikiert seufzen zu hören. Kitsch, purer Kitsch. Allerdings klang dieses Geräusch nachVergangenheit und ließ sie bestenfalls schmunzeln.
    Nach den Erlebnissen in der Arena hatte sie sich wie eine Besessene in die Arbeit gestürzt: Innerhalb der letzten Wochen hatte sie die neue Sparte im Galerieangebot etabliert und parallel dazu auch noch das Apartment in ein behagliches Zuhause verwandelt. Zwar hatte David sie dabei tatkräftig unterstützt und es dieses Mal sogar gewagt, eigene Vorstellungen bei der Gestaltung einzubringen - was zu ihrer eigenen Verwunderung sehr harmonisch verlaufen war -, aber er hatte sie die Hälfte der Zeit darum gebeten, endlich einmal einen Gang herunterzuschalten. Dabei hatte er stets so besorgt ausgesehen, dass es ihr fast das Herz brach. Doch sie hatte einfach nicht anders gekonnt. Die Vorstellung, zur Ruhe zu kommen und sich mit den Geschehnissen seit Tillmanns Überfall auseinanderzusetzen, hatte nur Panik in ihr ausgelöst. Es war passiert - und damit basta. Sie hatte einfach damit zurechtkommen wollen, genau wie mit dem Wissen, dass David seine Zeit nicht nur mit Halberland und einem eifrigen Jannik im Gefolge auf den Baustellen verbrachte, sondern auch gemeinsam mit seinem Rudel, dessen einzelne Mitglieder er behutsam zu einem eigenständigeren
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