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Wintermond

Wintermond

Titel: Wintermond
Autoren: Tanja Heitmann
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Leben anleitete. Bei seinen Bemühungen, den Wolf in einem jeden von ihnen zu stärken, damit sie nicht länger auf die unmittelbare Nähe des Rudels angewiesen waren, war Maggie ihm eine große Hilfe. Auf Metas Hilfe wollte er nach Möglichkeit verzichten, da ihm Saschas Worte über das sensible Machtgefüge noch in den Ohren klangen. Seine eigentliche Aufgabe sah er ohnehin darin, dem Rudel ein Leben zu ermöglichen, das sowohl den Wolf als auch den Menschen befriedigte. Hierin bestand die wahre Herausforderung, denn bislang gab es keine Vorbilder, und selbst David zuckte immer noch zusammen, wenn er sich Fremden gegenübersah, als befürchte er, sofort entlarvt zu werden.
    Zwar fiel es Meta erstaunlich leicht, den Wolf, der in ihrem Liebsten hauste, nicht nur zu akzeptieren, sondern geradezu willkommen zu heißen, doch die Veränderungen und Erfahrungen der letzten Wochen waren zu massiv gewesen, um sich einfach so mit ihnen abfinden zu können. Ihre Gabe, den Wolf zu rufen und ihm als Hüter zu dienen, hatte Ängste ausgelöst, und sie spürte, dass es David ähnlich ging. Schließlich hatte auch er die Ereignisse in der Arena, als sie dem Dämon die Möglichkeit gegeben hatte, seine wahre Macht zu entfalten, nicht angesprochen. Ihr war sogar, als ob David sich vor dem Potenzial, das sie in ihm entfachen könnte, fürchtete. Auch Meta setzte die Vorstellung, was sie eigentlich war, nachträglich mehr zu als in dem Moment, da sie sich einfach nur auf ihren Instinkt verlassen hatte.
    David machte sich immer noch in der Küche zu schaffen, und Meta ließ die letzten Wochen an sich vorüberziehen. Keine einfachen Wochen.
    Mitten in einem Kundengespräch hatte sie die Fassung verloren: Von einem Moment zum anderen schien es ihr, als ob man sie in einem schwarzen Kellerloch gefangen hielt, aus dem es kein Entrinnen gab. Bevor sie sich versah, war Amelias verblutender Leib vor ihrem inneren Auge aufgeblitzt und hatte alles andere überdeckt. Daraufhin weinte Meta hemmungslos. Glücklicherweise kam Rahel aus ihrem Büro herausgestürmt und nahm sich der vollkommen aufgelösten Freundin an.
    Die darauffolgenden Tage waren ein einziges Ausharren gewesen, während Angst und Panik, gepaart mit Wut und Hoffnungslosigkeit, sich ihrer immer wieder bemächtigt hatten.
    In dieser Zeit wich David nicht von ihrer Seite und setzte sich, ohne dass Meta etwas davon mitbekam, mit ihrer hysterischen Mutter und einem ernsthaft besorgten Vater auseinander. Obwohl David sich ihrer Familie gegenüber zunächst sehr verhalten zeigte, weil es ihn schmerzhaft daran erinnerte, dass er immer noch keinen Kontakt zu seiner eigenen Mutter aufzunehmen wagte, war er anscheinend gut darin. Die beiden waren zwar mitgenommen vor Sorge, ließen Meta aber in seiner Obhut zurück.
    Allerdings war es Rahel gewesen, die ihr schließlich aus dem Elend heraushalf, indem sie einen jahrhundertealten Trick anwandte: Sie ließ Meta erzählen. Denn David konnte sie erst einmal nicht berichten, wie Karl sie bedrängt, Hagen sie fast überwältigt hatte und wie Amelia durch ihr Nichtstun gestorben war.Wie verstörend es gewesen war, als sich ihre Gabe mit einem solchen Paukenschlag offenbart hatte, dass sie es jetzt kaum wagte, sich erneut darauf einzulassen. Dieser Prozess war für beide Frauen äußerst schmerzhaft gewesen, aber sie hatten ihn überstanden. Die daraus erwachsene Freundschaft war ein Geschenk, wie es wohl nur aus großer Not entstehen konnte.
    Every time I hear that melody  Something breaks inside.
    Versunken in die Musik stand Meta am Fenster und blickte ins milchige Sonnenlicht hinaus. Zwar waren die Tage schon deutlich länger und die Allee unter ihr war bereits mit einem ersten feinen Grün überzogen, aber die Sonne hatte noch nicht wieder zu ihrer vollen Kraft zurückgefunden. Ihr war dies äußerst lieb, sie wollte den Übergang der Jahreszeiten genießen wie eine Art zarter Neubeginn.
    Hinter ihr stellte David mit einem Klirren eine Karaffe mit Wein auf den bereits üppig gedeckten Tisch. Als sie sich umdrehte, lächelte er sie liebevoll an. Nur zu gern folgte sie der Aufforderung, ging zu ihm und ließ sich von ihm in den Arm nehmen. Kaum stieg ihr sein betörender Duft in die Nase, vergaß sie die Anstrengungen, die sie im Bad unternommen hatte, um ihr Äußeres in das einer perfekten Gastgeberin zu verwandeln. Dafür fühlte sich Davids Oberkörper unter dem dünnen Pullover einfach zu verführerisch an.
    Während ihre Finger bereits
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