Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
Vom Netzwerk:
ich im Flüsterton.
    Er schüttelte den Kopf. »Himmel, nicht schon wieder Gàidhlig ?« Doch das war schnell vergessen, als Alan die Miniatur betrachtete, auf der wir beide Seite an Seite abgebildet waren.
    Alexander kam näher. »Das ist von einem unbekannten Künstler aus dem achtzehnten Jahrhundert. Nicht sehr wertvoll,
aber die Familie hat es immer in Ehren gehalten. Vermutlich stellt es Alan Dubh und seine Frau dar.« Er warf einen Blick darauf und räusperte sich. »Ähm, bemerkenswert.«
    Als er sich umdrehte, um uns den Weg zu zeigen, griff ich blitzschnell zu und verbarg das Bildchen in den Taschen meines voluminösen Rocks.
    Wenn uns das Haus in Zukunft gehören sollte, oder besser gesagt vom Clan als Sitz des Chieftains zur Verfügung gestellt wurde, dann gehörte mir das Bild sowieso, und falls sie uns bald verjagten, dann hatte ich zumindest eine Erinnerung an Mary. Denn von ihr, da war ich ganz sicher, stammte dieses Porträt. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie sie in meinem Zimmer gesessen und gezeichnet hatte. Gewiss war sie keine große Künstlerin, aber wie alles, was sie tat, war auch dieses Bild mit großer Sorgfalt gefertigt worden.
    Wir folgten Alexander hinaus, durchquerten die Eingangshalle, und als sich die Tür zur Bibliothek langsam öffnete, hielt ich die Luft an. Mein Seufzer musste lauter ausgefallen sein als beabsichtigt. Der Verwalter drehte sich nach mir um und nahm mit Verwunderung meinen verzückten Gesichtsausdruck wahr, als ich feststellte, dass in diesem Raum fast gar nichts verändert worden war.
    »Es gibt einen Fluch, der jeden MacCoinnaich treffen soll, der es wagt, die Bibliothek zu verändern«, sagte er entschuldigend. Er hatte meine Begeisterung offensichtlich fehlinterpretiert und dachte, ich wäre entsetzt.
    Das kümmerte mich jedoch nicht. Entzückt ging ich von Bücherregal zu Bücherregal und berührte die alten Lederbände andächtig mit den Fingerspitzen. Neue Bücher waren hinzugekommen, und man hatte Regale ergänzt. Aber der unverkennbare Stil war erhalten geblieben.

    Und dann sah ich sie. Dort, wo gerade noch Alans Vater nahezu lebensgroß und streng aus seinem Ölgemälde geblickt hatte, hing nun ein ähnlich großes Bild auf dem ich Lachlan, Mary und zwei kleine Jungen erkannte, die wie das Abbild ihres Vater wirkten. Bei genauerem Hinsehen entdeckte ich im Hintergrund eine weitere Familie. Die stattliche Frau trug ein Baby auf dem Arm und hatte, ebenso wie weitere drei Kinder unterschiedlichen Alters, leuchtend rotes Haar.
    Lachlan hatten offenbar sichergehen wollen, dass wir unsere Freunde nicht vergaßen. Als wäre uns das je in den Sinn gekommen.
    Ich musste schlucken und ahnte, dass es Alan neben mir ähnlich erging. Schnell sandte ich ein Dankgebet an seinen Bruder, der wohl wusste, wie sehr Alan seine Bibliothek liebte und mit dieser unsinnigen Geschichte von einem Fluch versucht hatte, größere Veränderungen zu verhindern. Ob er den auch auf unsere Schlafzimmer ausgedehnt hatte? Ich wagte es kaum zu hoffen, als Alexander fortfuhr: »Leider gilt dies auch für die Herrschaftsräume im Alten Haus , die kaum renoviert worden sind. Die Familie lebt schon seit einer Ewigkeit nicht mehr dort. Sie werden sie im Vergleich zu den Appartements unbequem finden.«
    »Auf keinen Fall!«
    Der eintretende Butler enthob Alexander einer Antwort. »Die Zimmer sind gerichtet«, sagte der Mann mit einem irritierten Zwinkern.
    Die Haushälterin musste mit unseren exzentrischen Wünschen gerechnet haben, Dolina hätte es bestimmt getan, sie war immer auf alle Überraschungen vorbereitet. Bei dem Gedanken an Mòrags Familie traten mir Tränen in die Augen.
Alan sah es und legte mir beruhigend den Arm um die Schultern.
    Sofort fühlte ich mich besser, und gemeinsam folgten wir dem Butler, der uns natürlich über die große Treppe hinaufführte und nicht die Abkürzung durch den Personalgang nahm.
    Dann waren wir im Alten Haus , gingen an Gemälden vorbei, die mit den Jahren dunkel geworden waren und von denen uns wie immer Alans Vorfahren streng und von oben herab hinterhersahen. Und endlich öffnete sich die Tür zu meinem Schlafzimmer. Fast ängstlich blickte ich hinein, bevor ich einen Fuß über die Schwelle setzte.
    »Ihr Gepäck ist bereits eingetroffen.«
    Schnell sah ich zur Seite, damit der Butler mein überraschtes Gesicht nicht bemerkte. Gepäck?
    Er verabschiedete sich mit der Mitteilung, dass wir nur zu läuten bräuchten, und man würde uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher