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Wind Der Zeiten

Wind Der Zeiten

Titel: Wind Der Zeiten
Autoren: Jeanine Krock
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bei dir.« Ihm machte die ganze Sache offenbar Spaß.
    Na gut, er trug ja immerhin sein Schwert und ich mein Messer, außerdem konnten wir mit Sicherheit schneller und vor allem ausdauernder laufen als die meisten Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Ich hatte Mühe, mich mit der neuen Situation zu arrangieren.
    Wir wurden in den Salon geführt, in dem die Bewohner vergangener Jahrhunderte deutliche Geschmacksspuren hinterlassen hatten. Ich sah, wie sich Alan zur Tür umdrehte. Wahrscheinlich dachte er auch mit Grausen daran, was man wohl aus seiner geliebten Bibliothek auf der anderen Seite des Gebäudes gemacht hatte.
    »Ich werde Ihre Ankunft melden.« Rückwärts verließ der Butler den Salon und schloss die Türen hinter sich.
    Alan und ich sahen uns an.
    »Was geht hier vor?«, flüsterte ich.
    Er legte seine Hände auf meine Schultern und massierte sie sanft. »Was für ein scheußlicher Raum«, sagt er schließlich.
    »Nicht wahr!«
    Erschrocken fuhren wir beide herum und blickten direkt in Lachlans Gesicht.
    »Gestatten, Alexander MacCoinnaich. Ich bin hier der Verwalter«, stellte er sich vor und fuhr gleich fort: »Ich finde diesen Salon auch ziemlich geschmacklos, aber die Touristen lieben es.« Er lachte. »Es ist soooo romantisch!«, imitierte er mit sonorer Stimme perfekt einen amerikanischen Akzent.
    Ich schloss für einen Moment die Augen und meinte Lachlan vor mir zu haben. »Kein Zweifel, Sie sind ein echter MacCoinnaich«, sagte ich etwas unüberlegt, und Alan stieß mich
warnend an. Er schien viel weniger Schwierigkeiten zu haben, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Kein Wunder, er hatte ja auch, mit einer klitzekleinen Unterbrechung, fast dreihundert Jahre Zeit gehabt, sich an die allmählichen Veränderungen zu gewöhnen.
    »Da muss ich meiner Frau Recht geben, eine unübersehbare Ähnlichkeit. Was man von meinem Zweig der Familie nicht behaupten kann«, fügte er provokativ hinzu.
    Alexander schluckte und sagte: »Alan Dubh ist uns allen ein Begriff, Sir, und wir sind froh und dankbar, dass Sie sich als sein direkter Nachkomme bereiterklärt haben, nach dem plötzlichen Tod des letzten Chiefs nicht nur unseren Stammsitz zu erhalten, sondern auch seine Nachfolge als Chief der MacCoinnaichs anzunehmen. Nie hat der Clan schneller entschieden als in diesem Fall.« Er betrachtete uns einen Moment lang, und ich überlegte, ob der Mann uns für überspannte amerikanische Erben hielt, die glaubten, sich für ihren ersten Tag in den Highlands passend kostümieren zu müssen und etwas über das Ziel hinausgeschossen waren. Aber dann hätte er sich sicherlich nicht über unsere vermeintlichen Landsleute aus den Kolonien lustig gemacht. Jedenfalls war klar, dass man Geld bei uns vermutete – sehr viel Geld.
    »Bist du reich?«, flüsterte ich Alan zu, und er grinste. »Wenn sich nichts geändert hat, ja.«
    »Das ist gut, ich nämlich auch.« Seinen Gesichtsausdruck in diesem Moment werde ich nie vergessen.
    Der Verwalter, der sich, das muss ich zu seiner Ehrenrettung sagen, redlich bemüht hatte, unser Geflüster zu überhören, räusperte sich. »Vielleicht darf ich Ihnen die Zimmer zeigen.«
    »Wo liegen diese Zimmer?«, fragte ich, und Alan grinste.
    »Direkt über uns, Madam. Mit einem wunderbaren Blick auf die barocke Gartenanlage …«
    »Danke, die kenne ich zur Genüge.« Seit Williams brutalem Überfall hatte ich keinen Fuß mehr in den Garten gesetzt. Falls das Labyrinth noch existierte, würde die Hecken inzwischen nachgewachsen sein, aber ich hatte nicht vor, dies in absehbarer Zeit zu überprüfen. Die Erinnerung war noch zu frisch. »Wir hätten gern Räume im Alten Haus .«
    Alan neben mir begann zu husten. »Ich lerne halt schnell«, zischte ich ihm zu.
    »Ich fürchte, die müssen wir erst herrichten.« Der arme Alexander klang verzweifelt, vermutlich waren die Zimmer seit Jahren nicht geputzt worden.
    »Ich bitte darum. Derweil würden wir uns gern die Bibliothek ansehen.«
    Der Butler erschien wie auf ein Stichwort. Natürlich hatte er gelauscht. Im Flüsterton wurden Anweisungen erteilt.
    Wir taten, als bemerkten wir nichts davon, und betrachteten stattdessen die Abbildungen von Lachlans Nachkommen. Nicht alle hatten mit ihrem Aussehen so viel Glück gehabt wie dieser Alexander.
    In einer schlecht beleuchteten Ecke entdeckte ich plötzlich ein handtellergroßes Bild und schrie auf: »Sieh dir das an!«
    Alans vorwurfsvoller Blick traf mich. »Antiquierter Akzent? «, fragte
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