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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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dich Bunter oder Sadie erwischt», sagte Peter. «Was ist denn? Kannst du nicht schlafen?»
    «Jemand muss mir helfen, Onkel Peter. Es ist so schwierig. Und es ist vielleicht wichtig, und Papa ist nicht da!», rief Charlie, den Tränen nahe. «Ich hab ihn schon so lange nicht gesehen!»
    «Schon gut, alter Junge. Ganz ruhig. Wir wollen doch mal sehen, was dein Onkel, der alte Tunichtgut, zuwege bringt.»
    «Es geht um das hier.» Charlie knöpfte dabei seine Schlafanzugjacke auf, worauf sich Berge von Papier auf den Fußboden ergossen. Er griff wahllos in den Haufen und breitete eine Hand voll Blätter auf dem Flügel aus. Peter klappte den Deckel zu und stand auf, um sie sich anzusehen. Mit dem Monokel vor dem Auge inspizierte er eingehend Charlies Unterlagen. «Was ist das, Charlie?», fragte er. «Ich kann mir keinen Reim darauf machen.»
    «Das ist es ja!», heulte Charlie auf. «Wir können es überhaupt nicht verstehen! Sam sagt, wir dürfen davon keinem Erwachsenen erzählen, weil wir nicht wissen, wer Spion ist, aber du kannst doch keiner sein, Onkel Peter, und ich dachte, wenn ich dir sage, dass du es keinem weitererzählen darfst …» «Großes Ehrenwort. Nein, Charlie, ich bin kein deutscher Spion. Aber weißt du, alter Knabe, du scheinst mir ein bisschen durcheinander zu sein. Was hältst du davon, dass Bunter dir einen Becher Malzkaffee macht, und inzwischen setzt du dich da in den Sessel gegenüber von deiner Tante und erzählst uns die ganze Geschichte.»
    Charlie trottete mit besorgter Miene auf Harriet zu, die ihn anlächelte. «Wäre dir Kakao lieber?» Er nickte traurig. «Malzkaffee soll gesund sein.»
    «So gesund, dass man über den Geschmack hinwegsehen könnte, nun auch wieder nicht», sagte Harriet. Auf Peters Läuten hin erschien Bunter, dem weisungsgemäß ein Becher Kakao in Auftrag gegeben wurde.
    «Wir dachten ja am Anfang – ich und Sam –, dass mein Detektor nicht richtig funktioniert. Wir haben immer nur komische Geräusche reinbekommen und nicht den Home Service.»
    «Ein verflixtes Theater jedes Mal, die Dinger einzustellen», sagte Peter.
    «Aber daran lag's nicht. Erst ging es nicht, dann ging es auf einmal doch, dann war es wieder weg. Wir haben es die ganze Zeit weiter probiert, und da haben wir kapiert, dass es gar nicht am Gerät lag. In Wirklichkeit haben wir was empfangen. Morsezeichen. Da haben wir uns ein Buch besorgt. Wir haben eine Menge drüber rausgefunden.»
    «Alle Achtung», sagte Peter. «Was habt ihr denn herausgefunden?»
    «Zuerst haben wir dieses Buch gefunden, wo drinstand, wie man den Code richtig liest. Mr. Smith – unser Pfadfinderführer – hat uns was ganz Falsches beigebracht. Bei ihm sollten wir jeden Buchstaben einzeln aufschreiben.»
    Bunter kam mit dem heißen Getränk, und auf Peters viel sagenden Blick hin blieb er hinter Charlie als stummer Ohrenzeuge stehen.
    «Wir haben versucht mitzuschreiben: daa didit daa daa didit. Aber es ging viel zu schnell. In dem Buch stand drin, man soll nicht jedes Daadidit hinschreiben, sondern erst mal bloß zuhören, dann lernt man, wie die Buchstaben sich anhören, und am Ende hört man ganze Sätze, und die schreibt man dann hin. Bloß ging das bei uns auch nicht, weil keine Sätze dabei rauskamen.»
    «Dann war der Text vielleicht verschlüsselt?» «Muss wohl. Uns blieb nichts anderes übrig, als doch die Buchstaben aufzuschreiben und den Code später zu knacken.»
    «Verstehe. Dann zeig doch mal, was ihr da aufgeschrieben habt.» Peter legte die Blätter mit Charlies Mitschriften nebeneinander und sah sie sich gemeinsam mit Bunter noch einmal an.
    «So ist es jedenfalls reichlich unverständlich», sagte Peter. Aber Charlie, dem sich nun einmal die Zunge gelöst hatte, erzählte schon begeistert weiter. «Wir hatten noch ein anderes Buch, und da stand drin, wenn man den Antennendraht um einen Schuhkarton oder so was wickelt und ihn mal dahin und mal dahin hält, findet man die Richtung heraus, aus der die Signale kommen. Wenn sie am lautesten sind, hat man exakt die Richtung.» «Und woher kamen sie?»
    «Aus dem Dorf. Irgendwo bei der Kirche», sagte Charlie. «Es war ganz nah. Darum hat's auch den National Service überdeckt.»
    Die drei Erwachsenen im Zimmer hingen an seinen Lippen. «Sam hat gesagt, wir müssen den Code knacken und rauskriegen, wer sendet. Und dann war Schluss. Seitdem läuft nur noch Henry Hall und das Tanzorchester der BBC, und Daadidit gibt's gar nicht mehr. Und die Buchstaben, die
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