Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
Vom Netzwerk:
netter Mann. Verwitwet und weiß alles über Hühnerzucht. Er ist ihr hin und wieder zur Hand gegangen, und dann haben sie sich im Dunkeln auf Feldwegen und im Wald getroffen – sie wollten nicht, dass es jemand erfährt, bevor sie so weit sind. Wie ich höre, mussten sie die Religionsfrage erst klären. Aber nach einigen Gesprächen hat Jan entschieden, dass die anglikanische Liturgie eigentlich nicht viel anders als die katholische daheim ist, nur nicht auf Polnisch.»
    «Das ist wundervoll», sagte Harriet. «Ich muss Miss Twitterton fragen, ob sie Kleidermarken braucht.» «Soviel ich weiß, hat sie einen dem Anlass entsprechenden Rock und eine hinreißende neue Bluse», berichtete Mrs. Goodacre. «Wir halten nur noch Ausschau nach etwas, was als Schleier dienen könnte. Simon und ich konnten anfangs immer nur wieder sagen: ‹Ja, so was!›»

    «Der plötzliche Auszug aus Steen Manor ist dann wohl Charlies Werk?», fragte Harriet Peter. «Sein Material enthielt anscheinend die Koordinaten», sagte Peter. «Der falsche Brinklow muss die Einrichtung ausfindig gemacht haben. Das war dann unter Umständen auch sein Auftrag. Er hätte vielleicht Leuchtsignale gegeben, um das Ziel zu markieren. Jedenfalls ist Charlie in der Tat der Retter in der Not. Hat eine Scharte für uns ausgewetzt, das schlaue Kerlchen. Ich habe ihm noch einen Schokoladenkuchen zu den Fahrrädern versprochen.»
    «Und wie gedenken Eure Lordschaft vorzugehen, wenn Mrs. Trapps Zuckervorräte erschöpft sind und das Versprechen sich nicht halten lässt?»
    «Dann tue ich, was so manch guter Mann getan hat, und kaufe welchen auf dem Schwarzmarkt.» «Ich bin schockiert, Peter. Du weißt tatsächlich, wo man illegal Zucker bekommt?»
    «Ich werde Bunter schicken. Frag nicht, wohin. Mit einigen Flaschen sehr guten Portweins als Verhandlungsgrundlage.»
    «Es ist eine eigenartige Begleiterscheinung dieses Krieges», sagte Harriet nachdenklich, «dass Essen plötzlich so wichtig wird. Du hast keine Vorstellung, wie betroffen es mich gemacht hat, dass du Hunger leiden musstest.»
    «Weißt du noch, wie du mir einmal erzählt hast, dass alles so scheußlich war, was du erlebt hattest, und trotzdem hast du immer gewusst, dass nur gewisse Dinge verkehrt waren und nicht gleich das Ganze? Dass du nie daran gedacht hast, sterben zu wollen – immer nur daran, aus diesem Schlamassel herauszukommen?»
    «Ja, das weiß ich noch. Da ging es um Harriet ‹vor Peter›. Die Harriet von heute hat diesen Stoizismus nicht nötig. Ich bin jetzt eine andere Frau.» «Als mir kalt war und ich Hunger hatte und mehr als nur ein bisschen Angst, da habe ich mich an deine Worte erinnert: Nur gewisse Dinge waren verkehrt, nicht gleich das Ganze, und ich musste nur irgendwie aus diesem Schlamassel herauskommen.» Harriet blieb einen Moment still. Dann sagte sie: «Peter, werden sie dich wieder fortschicken?» «Fort? Möglicherweise. Hinter die feindlichen Linien? Niemals. Es wird sich hier etwas für mich finden, nehme ich an.» «Sicher?»
    «Ziemlich sicher. Ich melde mich nicht wieder freiwillig. Ich traue mir nicht mehr.»
    «Das glaube ich dir nicht.»
    «Aber es stimmt. Als mir der alte … als jemand mir meine Papiere gab, sagte er: ‹Sie haben doch Frau und Kinder?›, und ich dachte, er sorgte sich meinetwegen. Wenig später war mir aber klar, dass er sich nur um die Sicherheit der Operation gesorgt hat.» «Sagst du, Ehemann und Vater zu sein hat einen Feigling aus dir gemacht? Peter, wie schrecklich!» «Die Liebe hat mich gelehrt, den Tod zu fürchten. Und anders habe ich es eigentlich nicht erwartet. Du bist überrascht?»
    «Ich glaube, ja.» Dieses Gespräch schlug eine gefährliche Richtung ein – sie wusste nicht, wie tief sie fallen würde, wenn sie den Halt verlieren sollte. «An irgendeinem Punkt bekommt jeder Angst vor dem Tod», sagte er. «Es gibt eine animalische Angst, die irgendwann eingreift und sich über den Willen hinwegsetzt. Deshalb kämpft der Mensch, der sich in der Themse ertränken will, nach seinem Sprung mit dem Tod. Der Mensch hat Angst davor, auf langsame und qualvolle Weise zu sterben. Die habe ich natürlich auch. Aber bislang hatte ich nie Angst davor, tot zu sein. »
    «Was meinst du damit, Lieber?» Ihre Stimme war heiser.
    «Ich habe immer gedacht, die Welt kommt auch ohne mich ganz gut zurande. Ein paar Tränen würden um mich vergossen werden und der Karren würde nicht viel anders weiterrumpeln als zuvor. Aber jetzt …
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher