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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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geschickt hast, sehr zu schätzen wissen werden, wenn es uns erreicht), denn im Gro ßen und Ganzen wird gerecht rationiert, und die Zu teilungen genügen durchaus. Auf dem Lande findet man natürlich immer Mittel und Wege, aber auch manche Stadtmenschen sind besser ernährt denn je. Und wir in Denver kommen sehr gut zurecht. Ich habe gestern einen Rat unseres Ministeriums für Ernährung (ja, so etwas gibt es hier!) befolgt, wonach man die erbärmlich dünn aufs Brot geschmierte Butterration stärker wahrnimmt, wenn man das Brot umgedreht isst – die gebutterte Seite zur Zunge hin. Ich bin fast überzeugt, dass es ein Unterschied ist! So viele Hand zettel sind bei uns im Umlauf, mit Ratschlägen zu je dem Thema – vom Kohlanbau über das Auftrennen und Neuschneidern von Kleidern und das Eintreten in diese oder jene Organisation, was man tun soll, wenn die deutsche Landung beginnt, und wie man für sei nen eigenen Luftschutz sorgt –, dass die Leute schon ganz verärgert über die Papierverschwendung sind. Den Holzschliff aus Schweden bekommen wir nicht mehr und die Times ist Seite um Seite immer dünner geworden und nur noch ein Schatten ihrer selbst. Denver hat sich durch sein Interesse an unserer Lum penkinderschule (sie haben jetzt den ganzen Westflü gel zur Verfügung) inzwischen zu einem richtigen So zialisten entwickelt. Neulich hat er tatsächlich zu mir gesagt, wir müssten, was die Bildung betrifft, die Din ge nach dem Krieg in Ordnung bringen. «Wenn sie ei nem zukommt, muss sie allen zukommen», hat er ge sagt.
    Du wirst es nicht glauben, Cornelia, ich selbst bin der Hilfsfeuerwehr beigetreten und übernehme jetzt die Wacht auf dem Kirchturm mit einem Blechdeckel auf dem Kopf! Es ist doch so mühsam für die Leute aus dem Dorf, nachts den weiten Weg herzulaufen, und wir sind so nah dran. Das Ganze ist im achtzehnten Jahrhundert natürlich der Laune eines Herzogs ent sprechend so eingerichtet worden, der seine Dörfler auf Abstand halten und die Kirche an einem verregne ten Sonntag in bequemer Entfernung haben wollte. Aber heraus kommt dabei, dass ich es angebracht fin de, selbst auch mal dran zu sein. Franklin rennt dann die ganze Zeit mit Decken und Thermoskannen für mich die Turmtreppe rauf und runter und murmelt etwas vor sich hin, von wegen verrücktes albernes Weibsbild. Aber, wie ich ihr schon gesagt habe, in meinen Adern fließt normannisches Blut.
    Es hat uns sehr ermutigt, was du über all die Organi sationen in deinem großartigen Land geschrieben hast, die sich dafür einsetzen, den Präsidenten davon zu überzeugen, uns zu Hilfe zu kommen. Vor allem die Frauenorganisationen – aber wir beide wissen ja, mei ne Liebe, dass Frauen häufig bereits erkennen, welche Schlacht geschlagen werden muss, wenn die Männer noch um den Appellplatz herummarschieren. Peter glaubt nicht, dass der Sieg ohne euch überhaupt mög lich ist. Äußerstenfalls könnten wir so lange standhal ten, bis ihr hier seid – verhindern, selbst eingenommen zu werden, damit amerikanische Hilfe erst möglich wird. Selbst die Vereinigten Staaten könnten doch wohl nicht über einen dreitausend Meilen breiten Ozean hinweg in Europa landen. Das Mutterland, meine Lie be, bietet sich also als Flugplatz und als Sprungbrett an, vorausgesetzt, wir halten lange genug durch. Aber es wird ein furchtbarer Kampf, jetzt, da der Feind die ganze Küste jenseits des Kanals besetzt hält und Eng land in Reichweite all ihrer Jäger und Bomber liegt. Wir hoffen also, dass es nicht mehr allzu lange dauert, bis eure tapfere Schar Interventionisten Erfolg hat und diesen Lindbergh und seinesgleichen zum Schweigen bringt, die euch immerzu erzählen müssen, ihr solltet zu Hause bleiben und euch nicht einmischen. Eine selt same Geisteshaltung für einen Helden der Nation, möchte ich meinen. Andererseits hat der arme Mann vielleicht durch die furchtbare Entführung seines klei nen Sohnes den Verstand verloren.
    Apropos Kinder, nächstes Wochenende steht uns der Besuch aller Enkel aus Talboys ins Haus, und ich bin gerade dabei, eine wunderschöne alte Spitzendecke zu zerschneiden, was einen Brautschleier für eine Freun din von Harriet ergeben soll. Sie ist achtzehntes Jahr hundert – die Decke –, aber das kümmert mich nicht. Irgendwie ist es ganz lustig, sich mit dem Vorhande nen zu begnügen und daran herumzuflicken! Ich glau be wirklich, wir haben vieles nicht halb so geschätzt, als wir noch einfach losgehen und es kaufen konnten. Franklin
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