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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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oder große Städte, wo sich die Bevölkerung terrorisieren lässt.»
    «Wie wir es ihnen in Berlin vorgemacht haben?» «Ja. Es gefällt mir nicht sonderlich, Harriet, aber immerhin hat man uns provoziert.»
    «Sicher. Aber warum mir vor dem Heimkommen so graut, hat mit keinem der Punkte auf deiner Liste zu tun – sondern mit der schrecklichen Vorstellung, uns wieder mit diesem ungelösten Mordfall herumschlagen zu müssen.»
    «Merkwürdig, Harriet. Gerade ein unaufgeklärter Mord bringt mein Blut richtig in Wallung. Drei davon noch vor dem Frühstück wären mir am liebsten. Aber ich fürchte, es ist nicht mal einer übrig.» «Was? Wieso das denn, Peter?»
    «Im Grunde genommen hast du das Geheimnis schon gelüftet. Die Art und Weise der Tötung von Wendy Percival war von Anfang an unstrittig. Die Gelegenheit zum Mord wurde im Eliminierungsverfahren eruiert, hauptsächlich von dir, Harriet, und noch dazu sehr gut und sorgfältig. Nur das verteufelte Motiv hat dich daran gehindert, Brinklow verhaften zu lassen. Weil es dir fehlte.» «Wenn Kirk ihn verhaftet hätte …»
    «Wäre ihm durch dich ein schlimmes Ende erspart geblieben.»
    «Aber soweit ich es beurteilen kann, fehlt das Motiv doch immer noch, Peter.»
    «Zugegeben, ich rate nur. Aber wieder hast du mich mit einer Äußerung auf die Spur gebracht. Du hast gefragt – weißt du noch? –, hatte der echte Brinklow nicht auch sein Leben? Hatte er vielleicht selbst einen Feind?»
    «Und den hatte er ja auch, wenn man Quarley so sehen will.»
    «Dann denk doch noch einen Schritt weiter: Es gab ja schließlich auch jemand Echten, der sich bei uns für Brinklow ausgegeben hat …»
    «Und dieser echte Mann hatte auch seine Vergangenheit! Ach, Peter, wie verrückt! Aber das muss die Lösung sein!»
    «Verrückt?», fragte er und bog nach March ein. «Eine seltsame Umkehrung, Peter, ein Rollentausch. Er wollte Quarley töten, weil der ihn nicht erkannt hätte, weil der gewusst hätte, dass er nicht …» «Und Wendy hat er vielleicht umgebracht, weil sie ihn eben erkannt hat – nicht als Brinklow natürlich, sondern als Helmut oder Hans oder Werner oder sonst wen.»
    «Sie war doch so viel im Ausland. Oh, großartig, Peter, und eine von den Landwirtschaftshelferinnen hat gesagt, man wird doch wohl nicht ermordet, weil man ein Fremdsprachenstudium abgeschlossen hat.» «Ich habe mir Miss Climpsons Brief an dich noch einmal daraufhin angeschaut, wo Wendy überall gewesen sein soll», sagte er. «Von Deutschland ist nicht die Rede, aber wenn wir ihre Eltern fragen, bekämen wir vermutlich zu hören, dass sie da war. Es passt so gut zu dem, was die Zahnärztin gehört hat.» «Mrs. Spright?»
    «Bei der Untersuchungsverhandlung. In deinen Notizen steht, sie hat Wendy sagen hören: ‹Um Himmels willen, wie kommst du denn hierher?› Einen Fremden fragt man das ja wohl nicht. Was blieb ihm dann schon übrig? Seine Tarnung war aufgeflogen. Er hätte fliehen können, aber wenn er bleiben wollte, wo er war, und seinen Auftrag erledigen, musste er sie zum Schweigen bringen. Für immer. Auf der Stelle. Er konnte das Risiko nicht eingehen, dass sie auch nur mit einer Menschenseele noch ein Wort wechselte.»
    Harriet dachte nach. «Ja», sagte sie. «Du könntest Recht haben. Das ergibt einen Sinn. Und ich könnte in gewisser Weise aufatmen. Weil das Verbrechen dann doch dem Krieg geschuldet war.»
    «Es werden auch im Frieden Morde begangen. Das wissen wir wohl beide.»
    «Schon. Aber in dieser Zeit der allgemeinen Bedrohung käme mir die Privatsache Mord eben besonders mies vor. Alles, wofür wir kämpfen, würde davon beschmutzt werden.»
    «Natürlich kämpfen wir für das Recht einer jungen Frau, sicher die Straße entlanggehen zu können», räumte er ein. «Aber ich weiß nicht, ob die Tatsache, dass ein feindlicher Agent ihr Mörder war, ihren Tod adelt, Harriet.»
    «Ihr Tod war dadurch Teil der allgemeinen Bedrohung.»
    «Nun gut. Das stimmt wohl. Was auf jeden Fall etwas mit dem Krieg zu tun gehabt hat, sind die Gründe, die den falschen Brinklow nach Paggleham geführt haben. Die würde ich zu gerne kennen.»

Achtzehn

    Die Jugend einer Nation ist die Treuhänderin der Nachwelt.
    Benjamin Disraeli, Sybil, 1845

    «Was passiert denn nun?», fragte Harriet, als sie Broxford durchquert hatten und durch das vertraute Gewirr der Straßen nach Paggleham hineinfuhren.
    «In welcher Sache?»
    «In Sachen falscher Brinklow.»
    «Kirk wird sein Leichenschauhaus von ihm
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