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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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    »Fuck, warum höre ich überhaupt auf dieses bescheuerte Ding?« Ich fuhr rechts ran, machte den Motor aus und griff nach meinem Navi, um das Display zu prüfen. »Und schon wieder das verdammte GPS-Signal verloren!«
    Ich wusste, wo ich hinwollte, aber die Straße, die ich normalerweise nahm, war gesperrt, und ich konnte mich nicht mehr so genau an die richtige Abzweigung erinnern, wenn man von der anderen Seite kam. Ich verpasste dem nutzlosen Gerät einen Schlag und die mechanische Stimme wiederholte: »Die Route wird berechnet. Kein GPS-Signal.«
    Seufzend sah ich nach oben zu den Wolken am Himmel. Die Abenddämmerung setzte ein und es wurde gerade dunkel genug, dass ich womöglich die ganze Nacht lang auf abgelegenen Straßen herumirren würde, wenn ich jetzt falsch abbog.
    Das Aufleuchten eines blauen Lichts erregte meine Aufmerksamkeit und im Rückspiegel entdeckte ich einen Streifenwagen, der hinter mir anhielt.
    »Na wundervoll, jetzt bekomme ich wahrscheinlich einen Strafzettel fürs Pseudo-Herumlungern auf öffentlichen Straßen mitten im Nirgendwo«, murmelte ich. Ich ließ mich tiefer in meinen Sitz sinken und wartete darauf, dass der korpulente Idiot von einem Hinterwäldler-Cop zu mir herüberkam und mich zusammenstauchte.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen, Sir?«
    Ich sah auf und mir klappte die Kinnlade herunter. »Mann, du könntest alles mit mir anstellen«, murmelte ich.
    »Wie war das?«
    Bedächtig richtete ich mich in meinem Sitz auf. Hatte der überhaupt eine Ahnung, wie heiß er war? »Nichts. Gibt es ein Problem?«
    Er lächelte und ich schmolz dahin. Ein Mann mit Grübchen, der in einer Uniform steckte – ich war so was von hin und weg. Ich fragte mich, ob seinen Arsch auch ein paar Grübchen zierten, und ertappte meine Finger dabei, wie sie sich bei der Vorstellung unwillkürlich krümmten. Schnell griff ich nach dem Lenkrad, um ihnen etwas zu tun zu geben.
    Die plötzliche Bewegung ließ seinen Blick wachsam werden. Zuvor war es mir gar nicht aufgefallen, aber seine rechte Hand schwebte über seinem Holster und in seiner linken hielt er eine Taschenlampe, als wäre sie ein Knüppel.
    »Ich weiß nicht. Machen Sie Probleme?«
    Ich lachte und löste damit etwas von der nervösen Spannung auf. »Ich nicht, aber mein Navi. Hat das GPS-Signal verloren. Und wenn es sich doch mal entscheidet, mitzuarbeiten, ändert es andauernd seine Meinung. Wenn ich nicht wenigstens eine ungefähre Ahnung davon hätte, wo ich hier bin, wäre ich inzwischen in Cleveland.«
    Er entspannte sich ein wenig, was mir die Gelegenheit gab, eine Bestandsaufnahme seines ansehnlichen, etwas wilden Äußeren zu machen. Er war gebräunt, als würde er viel Zeit draußen in der Sonne verbringen, und wenn er lächelte, bildeten sich feine Linien um seine Augen und seinen Mund. Seine Augen konnte ich nicht sehen, weil er trotz der Dämmerung eine der gerade modernen Fliegersonnenbrillen trug, aber sein Haar war von einem glänzenden, dunklen Braun.
    Ich leckte mir über die Lippen, während er antwortete. »Versuchen Sie, nach Cleveland zu fahren?«
    »Nein, ich versuche, auf die Bluebird Lane zu kommen, aber die Big Sandy Lane ist gesperrt.«
    »Ah, verstehe. Also, Sie fahren hier noch etwa fünfhundert Meter weiter geradeaus, dann biegen Sie links auf die Little Sandy ab, nehmen die dritte Abzweigung auf der linken Seite und kommen dann wieder auf die Big Sandy Lane, nur eben nach der Baustelle. Das sollte Ihnen weiterhelfen.«
    Ich konnte mir ein paar andere Dinge vorstellen, die mir ebenfalls weiterhelfen würden, aber ich wollte nicht an meinem ersten Urlaubstag verhaftet werden. Oder doch?
    »Danke, Officer…?« Ich warf einen vorsichtigen Blick auf seine Dienstmarke, nur um festzustellen, dass seine Markennummer 3114 war.
    »Gern geschehen.«
    Ich wünschte, ich könnte seine Augen sehen, aber er hatte sich vorgebeugt und die Arme auf dem Dach meines Autos abgestützt. Offensichtlich waren wir zu freundlicheren Umgangsformen übergegangen.
    »Also, wenn Sie mir jetzt einen Strafzettel geben wollen…«
    »Einen Strafzettel? Wofür?« Er klang verwirrt. Ich mochte das.
    »Welches Gesetz auch immer ich missachtet habe, indem ich nicht ganz rechts rangefahren bin«, entgegnete ich mit einem Grinsen. »Aber vielleicht können wir ja ein bisschen verhandeln und Sie lassen mich mit einer Verwarnung davonkommen?«
    Die Grübchen sprangen zurück auf seine Wangen, als er grinste. Die Zähne blitzten weiß in seinem
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