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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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Steigflug und im Sturzflug blieben vier oder fünf Maschinen einem feindlichen Jäger im Nacken. Ihre Kanonen ratterten, und Kondensstreifen überzogen krakelig das gewaltige Himmelsrund.
    Peter hielt an, und sie sahen schweigend zu. Wenn hier ein Sieg oder eine Niederlage zu verzeichnen war, so konnten sie es nicht ausmachen. Die Maschinen preschten südwärts, bis sie nur noch wie Funkenregen zu erkennen waren.
    «Das ist doch wohl …!», sagte Peter bald darauf. «Was denn?»
    «Mein Lieblingswegweiser ist den Weg aller Schilder gegangen und auch abmontiert worden. Ich wollte ihn dir so gern zeigen.»
    «Was stand denn drauf?»
    «Auf dem Pfeil nach rechts ‹Duke's Denver – 7 Meilen› und auf dem Pfeil nach links ‹Duke's Denver – 7 Meilen›. Den hätten sie zumindest stehen lassen können. Die ganze Aktion soll doch dem Zweck die nen, den Feind in Verwirrung zu stürzen!» Eine Viertelstunde später ließen sie das Fenn hinter sich und fuhren ein paar Meilen durch eine sanft hügelige, bewaldete Landschaft bis zum Tor des Herrensitzes. Das Pförtnerhaus war unbesetzt, die schmiedeeisernen Torflügel waren verschwunden, und ohne anhalten zu müssen, rumpelte der Wagen über den Viehrost in den Park.
    Peter sagte: «Ich hoffe, Gerald hat das Tor nicht kriegsbedingt einschmelzen lassen. Es war ein sehr schönes Stück.»
    «Aber müsste er nicht eigentlich? Wenn alle anderen ihre Gitterzäune abgeben sollen?»
    «Ein Haus wie dieses hat schon viele Kriege und Notzeiten erlebt.»
    Sie waren eine Anhöhe hinaufgefahren, und die palladianische Front des Herrenhauses kam in Sicht. Die Dämmerung hatte eingesetzt, aber das große Gebäude stand unbeleuchtet da – ein brütender steinerner Klotz mit einer eindrucksvollen Reihe von Fenstern, in denen der letzte Schein des Sonnenuntergangs zitronengelb aufleuchtete. Keine Verdunklung vermochte in diesem gleichmäßigen späten Licht das Fensterglas zum Erlöschen zu bringen. Peter hielt den Wagen an.
    «So sieht es ein wenig düster aus», sagte Harriet. «Fast bedrohlich.»
    «Mir droht es, und zwar ungeheuerlich», erwiderte Peter mit gespieltem Ingrimm.
    «Und ich dachte immer, wenn es wirklich einmal dazu kommen sollte, würdest du dich ihm fügen und dein Bestes dafür geben.»
    «So hast du darüber gedacht, als du mich geheiratet hast?»
    «Ja.»
    «Und du willst auch dein Bestes dafür geben?» «Ja, Peter. Ich bin bereit zu allem, was die Tatsache mit sich bringt, deine Frau zu sein.»
    «Was da über Quarley gesagt wurde, hat auch für Jerry eine furchtbare Bedeutung.»
    «Ich weiß. Daran musste ich auch denken. Habe ich dir erzählt, dass Helen die Jungs am liebsten in irgend so einem noblen Internat anmelden würde?» «Das sieht ihr ähnlich», sagte er. «Harriet, was immer uns geschieht, wir müssen die Jungs da heraushalten. Natürlich brauchen sie eine gute Schule, aber ich möchte sie im Sinne von ‹Zwei Bürgerliche aus Paggleham› großziehen. Diese Unverfrorenheit! Mit welchem Recht denn? Und wenn dieser Krieg einmal zu Ende ist, ist es noch ungerechtfertigter. Dann sind die Bewohner dieser Inseln alle gemeinsam durch Gefahren und Entbehrung gegangen – und wir sollen auf Privilegien pochen? Nein, soweit es in unseren Kräften steht, wollen wir die Jungs einfach und normal bleiben lassen.»
    «Du verabscheust diese Privilegien im Grunde ja! Und ich habe sie dir all die Jahre vorgehalten.» «Es ist ein Sumpf», sagte er. «Denn gleichzeitig liebe ich es. Der Pomp hat gleichzeitig eine tödliche Anziehungskraft und Erhabenheit. Aber ich ziehe mich vor, so wie ich jetzt bin. Mit dem ‹Peter-nach-Harriet› lebt es sich leichter als mit dem ‹vor Harriet›. Wenn ich an den alten Peter denke, zieht sich mir jedes Mal alles zusammen.»
    «Dann denk doch nicht an ihn. Er war einmal. Bring mich zum Witwenhaus hinunter, ehe wir noch an den Autositzen festfrieren.»

    Die Herzoginwitwe fiel ihrem Sohn mit Ausrufen des Entzückens in die Arme, während ihr berüchtigter Kater Ahasverus seine Klauen in Harriets Knöchel grub. Harriet konnte sich an keine Ankunft in Denver erinnern, die nicht die Anwendung von Jodtinktur auf des einen oder anderen Haut zur Folge gehabt hätte.
    «Oh, es tut mir so Leid! Meine liebe Harriet! Ahasverus ist nicht mehr er selbst!», rief die Herzogin. «Er kann einfach nicht verstehen, warum es nur so wenig gute Happen gibt – und ich vermag es ihm auch nicht zu erklären, obwohl ich ihm andauernd von der Rationierung
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