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Die Münze im Becher (German Edition)

Die Münze im Becher (German Edition)

Titel: Die Münze im Becher (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Die Münze im Becher
    S chon von weitem konnte Falko vielstimmiges Lachen, Johlen und die lauten Stimmen der Marktbesucher hören. Kurz darauf sah er die bunten Buden und Zelte, die auf dem Anger vor Dettelbach errichtet worden waren, und lenkte seinen Braunen erwartungsfroh darauf zu. Seine Schwester Lisa trieb ebenfalls ihre Stute an, und auch Hildegard, das Nesthäkchen der Familie, vermochte ihre Vorfreude auf den Jahrmarkt kaum zu zügeln.
    Mit einem nachsichtigen Lächeln folgte Marie den dreien bis zu dem freien Platz neben den ersten Buden. Dort hielt sie ihren Zelter an und ließ sich von einem ihrer Knechte aus dem Sattel helfen.
    »Was wollen wir machen?«, fragte sie. »Über den Markt streifen, gleich die Tuchhändler aufsuchen oder uns erst einmal mit ein paar Bratwürsten stärken?«
    »Ich bin für die Bratwürste«, erklärte Falko, der genau wusste, wie gerne seine Mutter diese aß.
    »Ich könnte auch ein paar Bratwürste vertragen«, rief Lisa und schnupperte, um zu sehen, ob ihr die Nase den Weg zu einem dieser Stände weisen könne.
    »Dann wollen wir mal!« Falko bot seiner Mutter den Arm und führte sie in das Gewirr der Buden und Zelte hinein. Seine beiden Schwestern hielten sich dicht bei ihnen, während zwei der drei Knechte, die sie begleiteten, die Pferde zur Herberge brachten, in der sie übernachten wollten, und der Dritte hinter ihnen herging, um die Einkäufe zu tragen, die seine Herrin tätigen würde.
    »He, guter Mann, wo gibt es hier die besten Bratwürste?«, fragte Falko fröhlich einen Handwerker, der ihnen entgegenkam.
    »Dort vorne beim Günter!«, antwortete dieser munter und wies ihnen den Weg.
    Wenige Augenblicke später reihte Falko sich in die Schlange ein, die offenbar gleichfalls der Meinung war, dass der Metzger Günter die besten Bratwürste auf dem Markt anbot. Da es einige Minuten dauern würde, bis sie an der Reihe wären, winkte Falko einen Weinverkäufer heran, dessen Stand sich in der Nähe befand.
    »Bring vier Becher Wein, nein, fünf, denn Kunner soll auch nicht dürsten müssen!«
    »Sehr wohl, gnädiger Herr!« Der Weinschenk füllte fünf Becher aus dem Fass mit seinem besten Wein und wies seine Magd an, sie Falko zu bringen.
    Das Mädchen mochte siebzehn Jahre alt sein, wusste aber bereits, wie sie junge Männer wie Falko behandeln musste. Gekonnt schwang sie die Hüften, und da sie ihr Hemd oben nur nachlässig zugebunden hatte, gab der Ausschnitt den Ansatz zweier stattlicher Brüste preis.
    Lisa und Hildegard prusteten los, als sie sahen, wie ihr Bruder darauf stierte, Marie aber versetzte ihrem Sohn einen leichten Stoß. »Wolltest du uns drei heute nicht freihalten?«
    »Ja, doch, das wollte ich!« Ohne seinen Blick von dem Hemdausschnitt der Magd zu lösen, nestelte Falko seine Börse vom Gürtel und holte ein paar Münzen heraus.
    »Hier, der Rest ist für dich!«
    Das Mädchen knickste und gab dabei noch mehr von ihrer Oberweite preis. »Der junge Herr ist sehr gütig!«
    Dann verschwand sie, bevor Falkos Begleiterinnen das unangemessen hohe Trinkgeld zurückfordern konnten.
    Kopfschüttelnd betrachtete Marie ihren Sohn und sagte sich, dass er mit seinen gerade mal achtzehn Jahren noch einiges an Lebenserfahrung erwerben musste. Dann aber sah sie, dass der Metzger sich ihnen zuwandte, und bestellte fünfmal zwei Paar Bratwürste.
    Falko wurde erst durch einen Rippenstoß Lisas daran erinnert, dass er die Börse zücken sollte. Er zahlte, gab dem Metzger aber weitaus weniger Trinkgeld als der Schankmaid. Mit dem Weinbecher in der Rechten und dem Holzteller mit den Bratwürsten folgte er seiner Mutter zu einer Stelle, an der sie ungestört essen und trinken konnten.
    »Die Bratwürste schmecken heuer wieder ausgezeichnet«, sagte Lisa mit vollen Backen.
    Falko nickte und trank einen Schluck. »Der Wein ist auch nicht schlecht.«
    »Wenn wir satt sind, werde ich den Tuchhändler aufsuchen. Er führt doch andere Stoffe, als sie bei den ansässigen Händlern übers Jahr zu haben sind«, erklärte Marie und sprach damit einen der Hauptgründe ihres Jahrmarktbesuches an.
    »Ja, das tun wir!« Lisas Augen leuchteten auf, denn für sie würde dabei genug Tuch für ein hübsches Gewand abfallen.
    Da Falko sich weniger für Stoffe interessierte als seine Mutter und seine Schwestern, überlegte er, was er in der Zwischenzeit tun sollte. Weiter vorne entdeckte er mehrere Gaukler und schlenderte, als er gegessen hatte, auf sie zu. Obwohl er schon öfters
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