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Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten

Titel: Wimsey 16 - Mord in mageren Zeiten
Autoren: Dorothy L. Sayers & Jill Paton Walsh
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erzähle.»
    «Der verfluchte Kater ist durchaus er selbst», sagte Peter in strengem Ton. «Er kratzt nun mal, ob rationiert wird oder nicht. Wir sind aus einer Laune heraus hergekommen, Mutter. Harriet, haben wir eigentlich unsere Lebensmittelmarken dabei?»
    «Ach, Unfug, Peter, wir werden ein Festessen veranstalten, an dem Hitler ersticken soll. Ihr habt euch genau den richtigen Tag ausgesucht: Gerald kommt zum Abendessen und es gibt – Mr. Lanson sei Dank – eine Fasanenpastete. Er hat für uns Wild eingeweckt, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, den Freiwilligen bei der Heimwehr beizubringen, wie man mit Feuerwaffen umgeht. Wie ich höre, ziehen sie aus seinen Unterweisungen ihren Nutzen, indem sie noch rücksichtsloser denn je wildern. Kommt mit mir nach oben, ihr Lieben, und setzt euch ans Feuer, während ich Franklin euer Zimmer fertig machen lasse.» «Wie läuft es im Familienbetrieb?», fragte Peter, als sie sich am Kamin niedergelassen hatten. Die Herzogin strickte – sie hatte erklärt, dies sei die einzige Art von Kriegshilfsdienst, zu der sie sich imstande sehe – an einer bemerkenswert ungleichmäßigen Socke. Ahasverus schlug x-mal mit erhobener Tatze das Wollknäuel über den Boden, duckte sich dann auf das glänzende Parkett und jagte sein Opfer in sämtliche Ecken. Harriet stand x-mal auf und holte das Knäuel wieder. Sie legte es zurück in den Strickkorb der Herzogin, aus dem es jedes Mal erneut heraussprang, wenn diese ihre Handarbeit drehte, und abermals machte Ahasverus Jagd darauf. «Gar nicht übel, mein Lieber. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen. Es kommt einem so gemein vor, wenn bei anderen gleichzeitig alles durcheinander geht wie Kraut und Rüben. Helen hat sich neulich bitter beklagt, dass das gesamte Personal in Haus und Garten in die Streitkräfte und zum Kriegshilfsdienst überwechselt oder sich für die Feuerwacht und Erste-Hilfe-Kurse freinimmt. Ich habe ihr gesagt: ‹Helen, diese Leute opfern etwas für den Krieg, und du solltest sie mit Freuden unterstützen.› Sie hat geantwortet, sie selbst opfere auch einiges, von wegen London, aber ich glaube, im Grunde ist sie froh, dass sie einen Vorwand hat, nicht hier sein zu müssen. Gerald ist viel flexibler, wenn sie nicht da ist. So manches von dem, was er treibt, würde sie ihm nicht durchgehen lassen.» «Zum Beispiel, Mutter?», fragte Peter.
    «Zum Beispiel überlässt er unseren Landverschickten das ganze Haus. Neulich bin ich in der Langen Galerie in ihren Kunstunterricht hineingeplatzt, da saßen sie alle um unseren Ap ollo Belvedere herum und machten Zeichnungen von ihm. Weißt du, Harriet, bei uns ist er ja auch noch ohne Feigenblatt, du müsstest mal ein paar der Meisterwerke aus der Hand dieser kleinen Londoner sehen! Und der Londonerinnen.»
    «Shocking», sagte Gerald, der gerade hereinkam und seiner Mutter nun die Andeutung eines Kusses zuteil werden ließ. «Hallo, Harriet. Peter. Schön, euch zu sehen. Wie macht sich Hertfordshire?»
    «Bestens, nach dem Ausland sehr angenehm, danke», sagte Peter. «Und wie ist es so als Herzog?» «Schwerer als je zuvor», sagte Gerald heiter. «Der größte Teil des Gartens ist jetzt Weideland. Ich habe nur noch zwei Männer, und die rücken auch bald ein. Hilft ja nichts.»
    «Den Garten kann man immer wieder herrichten», befand Peter.
    «Vorausgesetzt, wir kehren jemals wieder zu normalen Verhältnissen zurück. Ein bisschen Gras und Schafkötel werden auf den Rabatten keinen großen Schaden anrichten, würde ich meinen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir noch mal etwas anfangen, was so viel Arbeit erfordert. War schon vor dem letzten Krieg nicht mehr einfach und jetzt erst recht nicht.» Gerald goss sich einen Sherry ein. «Gott sei Dank muss der alte Herr das nicht mehr erleben.» «Eine Wahrheit, die die Jahrhunderte überdauert», sagte Peter. «Was?»
    «Dass ein alter Herr etwas nicht mehr erleben muss, was auch immer.»
    «Ah ja. Verstehe. Meinen Sohn habt ihr in letzter Zeit nicht zufällig zu Gesicht bekommen, was? Nach Hause kommt er nie.»
    «Das ist nicht leicht bei seinem Dienstplan», sagte Harriet.
    «Natürlich nicht», bestätigte die Herzogin. «Und, Gerald, du musst gerechterweise einräumen, dass er anruft. Heute Morgen erst habe ich mit ihm gesprochen, und er lässt alle grüßen.»
    «Sehr anständig von dir, dass du dich um Marys Rangen kümmerst», sagte Gerald an Harriet gewandt. «Da hast du ganz schön was zu tun, kann ich
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