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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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niemand anders sein können.»

Campbell †
    «Haben Sie wohl schon von Mr. Campbell gehört?» fragte Mr. Murdoch, der Wirt der McClellan Arms , indem er liebevoll ein Glas polierte, das er gleich mit Bier füllen würde.
    «Wieso, was hat er sich denn seit gestern abend schon wieder für neuen Ärger eingebrockt?» fragte Wimsey zurück. Er stützte einen Ellbogen auf die Bar, empfangsbereit für alles, was man ihm bieten mochte.
    «Er ist tot», sagte Mr. Murdoch.
    «Tot?» konnte Wimsey vor Schreck nur wiederholen.
    Mr. Murdoch nickte.
    «Ganz recht. McAdam ist eben mit der Nachricht aus Gatehouse gekommen. Heute um zwei haben sie in den Bergen bei Newton Stewart die Leiche gefunden.»
    «Gütiger Himmel!» rief Wimsey. «Aber woran ist er denn gestorben?»
    «In den Bach ist er gefallen», antwortete Mr. Murdoch, «und ertrunken, wie sie sagen. Die Polizei wird jetzt oben sein, um ihn runterzuholen.»
    «Ein Unfall, nehme ich an?»
    «Na klar. Die Leute vom Borgan haben ihn heute früh um zehn noch da malen sehen, auf dem kleinen Buckel bei der Brücke, und um zwei ist Major Dougal mit seinem Angelzeug vorbeigegangen und hat die Leiche im Bach liegen sehen. Ist ziemlich glitschig da oben und jede Menge Geröll. Ich vermute, er ist da hinuntergeklettert, vielleicht um Wasser zum Malen zu holen, und ist auf den Steinen ausgerutscht.»
    «Für Ölfarben braucht man kein Wasser», meinte Wimsey nachdenklich, «aber vielleicht wollte er Mostrich für seine Sandwiches anrühren oder Teewasser kochen oder seinen Whisky verdünnen. Hören Sie, Murdoch, ich glaube, ich fahr da mal hin und seh mir das an. Sie kennen ja meine Schwäche für Leichen. Wo ist denn das genau?»
    «Sie müssen die Küstenstraße durch Creetown bis Newton Stewart nehmen», sagte Murdoch, «und dann rechts über die Brücke und wieder nach rechts, dem Wegweiser nach, Richtung Bargrennan, und dieser Straße immer nach, bis Sie nach rechts auf die kleine Brücke über den Cree abbiegen, und dahinter wieder nach rechts.»
    «Also immer nach rechts abbiegen», sagte Wimsey. «Ich glaube, ich weiß schon, wo das ist. Da kommt man an eine Brücke und noch ein Gatter und ein Flüßchen mit Lachsen drin.»
    «Ja, das ist der Minnoch, wo Mr. Dennison voriges Jahr diesen großen Brocken gefangen hat. Also, und kurz vor dem Gatter nach links ab zur Brücke.»
    Wimsey nickte.
    «Bin schon weg», sagte er. «Den Spaß will ich mir nicht entgehen lassen. Bis später, mein Alter. Wissen Sie was – ich wette, Campbell hat sich noch nie so beliebt gemacht. Die beste Tat in seinem Leben war, aus demselben zu scheiden, wie?»
    Es war ein herrlicher Augusttag, und Wimseys Seele schnurrte vor Vergnügen, als er seinen Wagen durch die Gegend kutschierte. Die Strecke zwischen Kirkcudbright und Newton Stewart ist von einer abwechslungsreichen, schwer zu übersehenden Schönheit, und mit einem Himmel voll strahlendem Sonnenschein und aufgetürmten Wolkenbänken, den blühenden Hecken, einer gut ausgebauten Straße, einem temperamentvollen Motor und der Aussicht auf eine schöne Leiche am Ende der Reise fehlte Lord Peter nichts zu seinem Glück. Er war ein Mensch, der sich an kleinen Dingen freuen konnte.
    Er kam durch Gatehouse, wo er dem Besitzer des Anwoth Hotel fröhlich zuwinkte, stieg unter dem schwarzdräuenden Schloß Cardoness in die Berge empor, sog zum tausendstenmal die fremdartige japanische Schönheit der Mossyard-Farm in sich hinein, die wie ein rotes Juwel unter büscheligen Bäumen am blauen Meer stand, genoß die italienische Lieblichkeit von Kirkdale mit seinen malerisch verbogenen, schlanken Bäumen, die blaue Küste von Wigtownshire, die über die Bucht herüberleuchtete. Dann das alte Grenzhaus von Barholm, umgeben von weißgekalkten Bauernhäusern; plötzlich ein leuchtender Fleck grünen Grases, wie der Rasen von Avalon, unter dem Schatten dichter Bäume. Für den wilden Knoblauch war die Zeit vorbei, aber sein Geruch hing noch wie zum Andenken in der Luft und füllte sie mit dem Schauder von Vampirflügeln und Erinnerungen an die dunklere Seite der Geschichte dieses Grenzlandes. Dann die alte Granitmühle auf dem weißen Felsvorsprung, eingehüllt in dichte Wolken von Steinstaub, den Ladebaum in den Himmel gereckt, darunter ein Schlepper vor Anker. Dann die Lachsnetze und der weite, halbkreisförmige Bogen der Bucht, wie jeden Sommer rosarot von Strandlichtnelken und rötlichbraun vom Schlick der Flußmündung, ein majestätischer Anblick,
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