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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Tumult herausgehalten hatte, erhob sich jetzt und kam an die Bar.
    «Noch ein Worthington», sagte er knapp. «Wenn dieser Campbell demnächst mal Ärger kriegt, soll’s mich nicht wundern. Wie der sich benimmt, das geht auf keine Kuhhaut mehr. Haben Sie gehört, was er neulich auf der Golfbahn zu Strachan gesagt hat? Spielt sich auf, als wenn ihm das Ganze gehörte. Strachan hat gesagt, er dreht ihm den Hals um, wenn er ihn noch einmal auf dem Golfgelände antrifft.»
    Die anderen nickten stumm. Der Krach zwischen Campbell und dem Vorsitzenden des Golfclubs von Gatehouse war mittlerweile schon Ortsgeschichte.
    «Und ich könnte es Strachan nicht mal verdenken», fuhr McGeoch fort. «Wohnt dieser Campbell erst die zweite Saison in Gatehouse und muß sich schon mit aller Welt in den Haaren liegen. Ein Satan, wenn er betrunken ist, und ein Flegel, wenn er nüchtern ist. Eine Schande ist das. Unsere kleine Künstlergemeinde ist immer so friedlich miteinander ausgekommen, nie hat einer dem andern was Böses getan. Und heutzutage nichts als Zank und Streit, alles wegen diesem Campbell.»
    «Ach ja», sagte Murdoch, «er wird mit der Zeit schon etwas rrruhiger werden. Der Mann ist nicht von hier und kennt Land und Leute nicht so gut. Außerdem ist er bei seinem ganzen Getue überhaupt kein Schotte, denn jeder weiß, daß er aus Glasgow kommt und seine Mutter aus Ulster ist, Flanagan hieß sie.»
    «Das sind immer die, die am lautesten schreien», fand Murray, der Bankier, der aus Kirkwall stammte und eine tiefe und nicht immer nur stumme Verachtung für jeden hegte, der südlich von Wick geboren war. «Aber am besten beachtet man ihn gar nicht. Wenn er eines Tages mal kriegt, was er verdient, dann glaub ich nicht, daß es einer von uns hier sein wird.»
    Er nickte bedeutungsvoll.
    «Denken Sie vielleicht an Hugh Farren?» riet McAdam.
    «Ich will keine Namen nennen», sagte Murray, «aber es ist ja bekannt, daß er sich wegen einer gewissen Dame Ärger an den Hals geholt hat.»
    «Dafür kann die Dame nichts», erklärte McGeoch im Brustton der Überzeugung.
    «Das hab ich ja nicht gesagt. Aber manch einer bringt sich in Schwierigkeiten, ohne daß ihm andere noch dabei helfen.»
    «Ich hätte mir Campbell nie in der Rolle eines Ehebrechers vorgestellt», meinte Wimsey liebenswürdig.
    «Vorstellen möcht ich mir den überhaupt nicht», grollte Waters, «aber er selbst kommt sich als Gott weiß was vor, und eines schönen Tages –»
    «Langsam, langsam», unterbrach ihn Murdoch rasch. «Es stimmt ja, Campbell ist nicht gerade der beliebteste, aber am besten hält man einfach die Ohren steif und kümmert sich nicht um ihn.»
    «Leicht gesagt», fand Waters.
    «Und hat er nicht auch mal irgendwo Krach wegen der Angelei gekriegt?» unterbrach Wimsey. Wenn sie schon von Campbell reden mußten, sollten sie doch um jeden Preis Waters heraushalten.
    «Ach ja», sagte McAdam. «Deswegen sind doch er und Mr. Jock Graham wie Hund und Katze. Mr. Graham angelt immer in dem Teich unter Campbells Haus. Gäb ja genug Teiche im Fleet, ohne daß man Campbell belästigen müßte, wenn doch der Mann nur endlich mal Frieden gäbe. Aber der Teich gehört ihm nun mal nicht, auch wenn er so tut als ob – die Flüsse sind frei –, und da kann man nun von Mr. Graham nicht verlangen, daß er auf Campbells Wünsche Rücksicht nimmt, wo er doch selbst nie auf einen anderen Rücksicht nimmt.»
    «Besonders nachdem Campbell versucht hat, ihn in den Fleet zu tauchen», sagte McGeoch.
    «Donnerwetter! Hat er das?» fragte Wimsey interessiert.
    «Hat er, aber dabei hat er selber den Kopf gewaschen gekriegt», sagte Murdoch, noch jetzt die Erinnerung genießend.
    «Und seitdem fischt Graham dort jeden Abend, mit noch einem oder zwei von den anderen. Heute abend ist er auch wieder da, das möcht ich wetten.»
    «Dann weiß ja Campbell, wo er sein Mütchen kühlen kann, wenn ihm danach ist», sagte Wimsey. «Kommen Sie, Waters, wir sollten uns verdrücken.»
    Waters erhob sich, immer noch mürrisch, und folgte ihm hinaus. Wimsey bugsierte ihn fröhlich plaudernd zu seinem Domizil und brachte ihn zu Bett.
    «Und über Campbell würde ich mich nicht so aufregen», unterbrach er Waters’ Gebrummel. «Das ist er gar nicht wert. Gehen Sie jetzt schlafen und denken Sie nicht mehr daran, sonst können Sie morgen nichts arbeiten. Das hier ist übrigens hübsch», meinte er, indem er vor einer Landschaft stehenblieb, die an einer Kommode lehnte. «Sie
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