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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nehmen, und wenn gewisse englische Regimenter aus den Fugen gegangen seien, habe man nach schottischen Offizieren rufen müssen, um sie wieder auf Vordermann zu bringen, und wenn mal eine Einheit irgendwo an der Front in die Klemme geraten sei, habe das Wissen, die Jocks an ihrer linken Flanke zu haben, ihr sofort wieder Mut gegeben. «Frag nur mal einen, der im Krieg war, mein Junge», endete er, sich somit gegenüber Waters, der erst nach Kriegsende ins wehrfähige Alter gekommen war, unfair in Vorteil bringend, «und er wird dir schon sagen, was sie von den Jocks gehalten haben.»
    «Ich weiß», antwortete Waters mit niederträchtigem Grinsen.
    «Ich kenne den Spruch, den sie auf die Schotten gemacht haben: ‹Sie machen soviel Wind …›»
    Da er von Natur aus höflich und zudem in der Minderheit war, sparte er sich die zweite Hälft dieses anzüglichen Spruchs, aber die konnte Campbell auch selbst ergänzen. Seine wütende Entgegnung enthielt ebenso viele nationale wie persönliche Schmähungen.
    «Das Schlimmste an euch Schotten», sagte Waters, als Campbell einmal Luft holen mußte, «ist euer Minderwertigkeitskomplex.»
    Er leerte gleichmütig sein Glas und lächelte Wimsey an.
    Wahrscheinlich war es noch mehr dieses Lächeln als der Hohn, was Campbells Faß zum Überlaufen brachte. Er gebrauchte zuerst ein paar kurze, überaus bedauerliche Ausdrücke, dann beförderte er den Inhalt seines noch mehr als halbvollen Glases in Waters’ Gesicht.
    «Aber nicht doch, Mr. Campbell!» protestierte Wullie Murdoch, der solches in seiner Bar nicht gerne sah.
    Aber inzwischen ließ Waters noch Betrüblicheres von sich hören als Campbell, während sich beide in Glasscherben und Sägemehl wälzten.
    «Dafür breche ich dir dein wertes Genick», zischte er wütend, «du dreckiger Schottenlümmel.»
    «Heda, aufhören, Waters», sagte Wimsey, indem er ihn beim Kragen packte. «Seien Sie doch nicht kindisch. Der Mann ist betrunken.»
    «Los, Mann, komm weg da», sagte McAdam, der Fischer, indem er Campbell mit seinen kräftigen Armen umspannte. «Das ist doch kein Benehmen. Sei still.»
    Die Kämpfer ließen keuchend voneinander ab.
    «So geht das nicht», sagte Wimsey. «Wir sind hier nicht im Völkerbund. Sie sollten sich was schämen, alle beide. Haben Sie doch ein bißchen Verstand.»
    «Nennt der Kerl mich einen –» knurrte Waters, während er sich den Whisky aus dem Gesicht wischte. «Das laß ich mir doch nicht bieten. Er soll mir nur ja demnächst aus dem Weg gehen.» Und er funkelte Campbell wütend an.
    «Du findest mich schon, wenn du mich suchst», gab Campbell zurück. « Ich lauf nicht weg!»
    «Aber, aber, meine Herren», flehte Murdoch.
    «Kommt hierher mit seinem hämischen Grinsen …» schimpfte Campbell.
    «Na ja, Mr. Campbell», sagte der Wirt, «Sie hätten aber auch nicht so was zu ihm sagen sollen.»
    «Zu dem sag ich, was ich will», begehrte Campbell auf.
    «Aber nicht in meiner Bar», erwiderte Murdoch fest.
    «Ich sag ihm das in jeder Bar, wenn ich will», sagte Campbell, «und ich sag’s gleich noch einmal – er ist ein –»
    «Ruhe!» befahl McAdam. «Morgen tut’s dir leid. Komm jetzt mit – ich fahre dich heim nach Gatehouse.»
    «Scher du dich zum Teufel», sagte Campbell. «Ich hab selbst ein Auto und kann auch damit fahren. Und von der ganzen verfluchten Bande hier will ich nie mehr einen sehen.»
    Er stürmte hinaus, und es war eine Weile still.
    «Ach ja», seufzte Wimsey.
    «Ich glaube, ich mach mich auch lieber davon», meinte Waters mürrisch.
    Wimsey und McAdam wechselten einen Blick.
    «Bleiben Sie doch noch was», meinte letzterer. «So eilig haben Sie es sicher nicht. Campbell ist ein Hitzkopf, und wenn er ein paar zuviel im Leib hat, sagt er Sachen, die er gar nicht so meint.»
    «Rrrichtig», sagte Murdoch, «aber er hatte kein Rrrecht, Mr. Waters solche Sachen an den Kopf zu werfen, überhaupt kein Rrrecht. Eine Schande ist das – eine rrrichtige Schande.»
    «Tut mir leid, wenn ich was gegen die Schotten gesagt habe», meinte Waters. «Das wollte ich nicht, aber ich kann den Burschen nun mal um alles in der Welt nicht ausstehen.»
    «Ach ja, ist schon rrrecht», sagte McAdam. «Sie haben’s ja nicht bös gemeint, Mr. Waters. Was möchten Sie trinken?»
    «Einen doppelten Scotch», antwortete Waters mit reichlich beschämtem Grinsen.
    «So ist’s richtig», sagte Wimsey. «Ersäufe den Kummer im Weine des Landes.»
    Ein Mann mit Namen McGeoch, der sich aus dem
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