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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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verstehen mit dem Spachtel umzugehen, was?»
    «Wer, ich?» fragte Waters. «Sie wissen ja nicht, was Sie reden. Campbell ist hier der einzige, der mit dem Spachtel umgehen kann – sagt er. Er hat sogar die Unverfrorenheit besessen, Gowan einen überlebten alten Pfuscher zu heißen.»
    «Das grenzt an Hochverrat, wie?»
    «Würde ich meinen, Gowan ist ein echter Maler – mein Gott, mir wird ganz heiß, wenn ich bloß daran denke. Das hat er wirklich gesagt, im Kunstverein von Edinburgh, vor ganz vielen Leuten, lauter Freunden von Gowan.»
    «Und was hat Gowan dazu gemeint?»
    «Och, so verschiedenes. Sie reden nicht mehr miteinander. Hol den Kerl doch der Henker. So was dürfte gar nicht leben. Sie haben doch gehört, was er zu mir gesagt hat?»
    «Ja, aber ich mag’s nicht noch einmal hören. Lassen Sie ihn doch in seiner eigenen Schlechtigkeit schmoren. Es lohnt sich nicht, sich seinetwegen graue Haare wachsen zu lassen.»
    «Das ist allerdings wahr. Und so wunderbar malt er auch wieder nicht, daß man ihm sein viehisches Benehmen dafür durchgehen lassen könnte.»
    «Kann er nicht malen?»
    «Doch, malen kann er schon – so halbwegs. Er ist ein – Gowan nennt ihn einen Handelsvertreter. Auf den ersten Blick sind seine Sachen sehr eindrucksvoll, aber das ist nur eine Masche. Jeder kann’s nachmachen, wenn er den Trick kennt. In einer halben Stunde könnte ich Ihnen einen einwandfreien Campbell malen. Warten Sie, ich zeig’s Ihnen.»
    Er warf ein Bein über den Bettrand, aber Wimsey schob es energisch wieder unter die Decke.
    «Zeigen Sie mir das ein andermal. Nachdem ich seine Bilder gesehen habe. Ob eine Fälschung gut ist, kann ich schließlich erst beurteilen, wenn ich das Original kenne, nicht?»
    «Stimmt. Also dann gehen Sie nur mal hin und sehen sich seine Sachen an, anschließend zeig ich’s Ihnen. O Gott, mir ist vielleicht schwummrig im Kopf, so was gibt’s gar nicht mehr.»
    «Schlafen Sie», sagte Wimsey. «Soll ich Mrs. McLeod bestellen, daß Sie morgen durchschlafen wollen, wie man hier sagt? Und zum Frühstück soll sie Ihnen ein paar Aspirin auf Toast servieren?»
    «Nein, nein, ich muß morgen ganz früh raus, das ist es ja. Aber bis dahin geht’s mir schon wieder besser.»
    «Na, dann tschüs, und süße Träume», sagte Wimsey.
    Er machte leise die Tür hinter sich zu und wanderte nachdenklich zu seiner eigenen Behausung zurück.
    Campbell zuckelte über den Hügel heimwärts, der Kirkcudbright von Gatehouse-of-Fleet trennt, und während er das Getriebe mißhandelte, ließ er seinen ganzen Hader mit der Welt in einem mißmutigen Monolog noch einmal Revue spazieren. Dieses verdammte Schwein von einem Waters mit seinem höhnischen, schmierigen Grinsen! Er hatte es doch irgendwie fertiggebracht, ihn aus seiner schönen Überlegenheit zu reißen. Wenn das Ganze wenigstens nicht vor McGeoch passiert wäre! McGeoch würde es Strachan erzählen, und Strachan würde sich in seiner guten Meinung über sich selbst nur noch bestärkt fühlen. «Seht mal», würde er sagen, «ich habe den Mann von der Golfbahn gewiesen, und nun sieht man ja, wie recht ich hatte. Der Kerl kann doch nichts weiter als sich betrinken und im Wirtshaus Streit anfangen.» Die Pest über Strachan, der einen immer in diesem Hauptfeldwebelton zur Schnecke machen mußte! Strachan mit seiner Biederkeit und Korrektheit und seinem Einfluß im Ort steckte eigentlich hinter allem Übel, wenn man sich’s recht überlegte. Nach außen hin sagte er nie ein Wort, aber hintenherum streute er Gerüchte und Verleumdungen aus und hetzte den ganzen Ort gegen einen auf. Und dann war Strachan auch noch mit diesem Farren befreundet. Farren würde es erfahren und die Geschichte zum Vorwand nehmen, um noch ekliger gegen ihn zu sein. Diesen dämlichen Krach heute abend hätte es gar nicht gegeben, wenn Farren nicht gewesen wäre. Diese widerliche Szene vor dem Abendessen! Das war es doch überhaupt, was ihn, Campbell, in die McClellan Arms getrieben hatte. Seine Hand zögerte am Lenkrad. Warum nicht gleich umkehren und dieses Hühnchen mit Farren zu Ende rupfen?
    Aber wozu das Ganze schließlich? Er hielt den Wagen an und steckte sich eine Zigarette in den Mund, die er schnell und wütend rauchte. Und wenn sie alle gegen ihn waren, er haßte sie ja auch. Nur einen einzigen anständigen Menschen gab es hier, und ausgerechnet sie war an diesen Grobian von Farren gekettet. Das Schlimme war ja, daß sie auch noch an ihm hing. Sie kümmerte sich
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