Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann vom CDT

Der Mann vom CDT

Titel: Der Mann vom CDT
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
 
Die Wahlkampagne
     
1.
     
    Zweiter Sekretär Retief von der Terrestrischen Botschaft trat aus seinem Hotel auf die beflaggte Straße, auf der es von eingeborenem Volk wimmelte: geschäftige, pelzige Geschöpfe mit hocherhobenen, buschigen Schwänzen, die übergroßen Eichhörnchen glichen, zwischen dreißig Zentimetern und einem knappen Meter hoch. Aus einer Seitenstraße erschien eine Gruppe von Plakatträgern, drängte sich durch die Menge, riß politische Plakate von den Hauswänden und ersetzte sie durch ihre eigenen. Der Gegenschlag erfolgte sogleich durch eine Gruppe von Flugblattverteilern, die sich daranmachten, die neuen Plakate mit Schnurrbärten, Rauschebärten und Schielaugen zu verzieren. Die Passanten begannen sich nun auch zu beteiligen. Manche malten Warzen auf kleine Knopfnasen und schwärzten Zähne aus; andere ergriffen die Pinsel der Gelegenheitskünstler und fuhren den vorherigen Besitzern damit über das Gesicht. Fäuste erhoben sich; der Lärm schwoll an.
    Retief spürte ein Zupfen am Knie; ein kleiner Oberonianer in blauer Kniehose und fleckiger weißer Schürze blickte mit großen, ängstlichen Augen zu ihm auf.
    »Bitte, edler Herr«, piepte das kleine Geschöpf mit schriller Stimme, »kommen Sie schnell, bevor alles verloren ist!«
    »Was ist denn passiert?« fragte Retief. Er bemerkte Mehl auf der Wange des Oberonianers und einen Tupfen rosa Eiscreme auf seiner Nasenspitze. »Brennen die Küchlein?«
    »Schlimmer als das, edler Herr – die Tsuggs sind da! Diese großen Rüpel werden den ganzen Laden auseinandernehmen! Aber folgen Sie mir und sehen Sie selbst!« Der Oberonianer drehte sich flink um und schoß davon.
    Retief folgte ihm die steile, kopfsteingepflasterte Gasse entlang. Die Häuser standen dicht aneinandergedrängt, und Retiefs Kopf befand sich auf gleicher Höhe mit den Balkonen des zweiten Stockwerks. Durch die offenen Fenster konnte er einen Blick auf das puppenhausähnliche Innere erhaschen, vollständig mit Spielzeugtischen und Stühlen und etwa briefmarkengroßen Fernsehschirmen. Die kleinen Bewohner drängten sich auf den Balkonen und zwitscherten wie Spatzen, als er vorüberging. Er suchte sich vorsichtig seinen Weg zwischen den Passanten hindurch – den nur dreißig Zentimeter großen Ploots, den vierzig Zentimeter großen Grimbles in purpurnem und hellrotem Leder, den sechzig Zentimeter großen Choobs in Fransenkappen und Schürzen und den etwas über einen Meter großen Blufs in eleganten Rüschen und gelockten rosa Perücken.
    Von weitem schon hörte er schrilles Geschrei, das Klirren zersplitternden Glases und ein dumpfes Wummern. Dann bog er um eine scharfe Kurve und hatte den Schauplatz des Geschehens erreicht.
    Vor einem Geschäft mit einem Schild, das eine gemalte Salami zeigte, hatte sich eine Menge versammelt, die eine Gruppe von sechs Riesen-Oberonianern umringte. Dieser Riesentyp war Retief neu: protzige Dandies in schmutziger Seide, mit abgehackten Schwänzen und Krummsäbeln um die Mitte der in etwa kegelförmigen Gestalt. Einer von ihnen hielt die Zügel ihrer Reittiere – schuppige, stachelmähnige Bestien, die angemalten Rhinozerossen glichen, abgesehen allerdings von ihren hervorstehenden Eckzähnen und den langen, muskulösen Beinen. Zwei andere der übergroßen Planetenbewohner waren damit beschäftigt, mit Stemmeisen die Oberschwelle der Ladentür herauszubrechen, während zwei weitere die angrenzende Wand mit Schmiedehämmern bearbeiteten. Der sechste, der sich durch eine scharlachrote Schärpe hervorhob, in der eine Pistole steckte, stand mit gekreuzten Armen daneben und bedachte die entrüstete Menge mit einem scharfzahnigen Lächeln.
    »Das ist der Kuchen- und Bierladen von Binkster Druzz, meinem Großonkel zweiten Grades«, piepte Retiefs kleiner Führer. »Ein bißchen leichtsinnige Zerstörung, um seine politischen Ansichten klarzumachen, ist ja soweit ganz in Ordnung – aber diese Banditen werden uns in Armut stürzen! Tausend Dank, edler Herr, wenn Sie diese Bestien aufzuhalten vermögen!« Der Kleine eilte voraus und bahnte sich einen Weg durch die Umstehenden.
    Der Rotbeschärpte bemerkte Retief, entfaltete seine Arme und hielt eine Hand in der Nähe des Pistolenknaufs – einer Groaci-Nachbildung einer zweihundert Jahre alten Concordiat-Waffe, wie Retief mit einem kurzen Blick feststellte.
    »Das ist nah genug, Außenweltler«, sagte der Tsugg in einem etwas knarrenden Bariton. »Was willst du hier? Dein Quartier liegt in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher