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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ölpapier, an dem Pinsel abgewischt worden waren; dann eine kleine Dose, eklig verklebt um den Schraubdeckel herum und gefüllt mit Harzbinder; drittens schließlich noch einen verbogenen Spachtel, ähnlich dem, der bei der Palette gelegen hatte.
    Das dritte und letzte Fach hatte mehr Abwechslung zu bieten. Zum Vorschein kamen eine Streichholzschachtel mit Zeichenkohle, eine Zigarettenschachtel, ebenfalls mit Zeichenkohle, ein paar Stückchen rote Kreide, ein kleiner Skizzenblock, reichlich ölverschmiert, ein paar Leinwandschneider, an denen Wimsey sich prompt in den Finger stach, ein paar Korken und ein Päckchen Zigaretten, Marke Gold Flakes.
    Wimseys scheinbarer Gleichmut war verflogen. Seine lange, neugierige Nase zuckte wie bei einem Karnickel, als er die Tasche umdrehte und schüttelte, ob nicht doch noch etwas aus ihren verborgenen Tiefen ans Licht käme, aber vergebens. Er stand auf und suchte um Staffelei und Schemel herum aufmerksam den Boden ab.
    Neben der Staffelei lag ein geschmacklos karierter Mantel. Er hob ihn auf und durchsuchte gründlich die Taschen. Er fand ein Taschenmesser mit abgebrochener Klinge, einen halben Zwieback, noch ein Päckchen Zigaretten, eine Schachtel Streichhölzer, ein Taschentuch, zwei Forellenhaken in durchsichtiger Tüte und ein Stück Schnur.
    Er schüttelte den Kopf. Was er suchte war nicht dabei. Er versuchte es noch einmal, die Nase am Boden wie ein Spürhund, dann glitt er, immer noch unzufrieden, die glatten Felsen hinunter. In der Wand waren lauter Spalten und Ritzen, in die leicht etwas hineingefallen sein konnte. Farn, Heidekraut und stachliger Stechginster wuchsen darin. Er tastete in jeden Winkel hinein, stach sich dabei jedesmal in die Finger und fluchte lästerlich. Stechginsterzweige krochen ihm die Hosenbeine hinauf und in die Schuhe. Die Hitze war zum Ersticken. Kurz bevor er unten war, glitt er aus und legte die letzten Meter auf dem Hosenboden zurück, was ihn fuchste. Ein Ruf von oben ließ ihn aufblicken. Der Sergeant grinste zu ihm herunter.
    «Seine Lordschaft rekonstruieren den Unfall?»
    «Nicht direkt», sagte Wimsey. «Moment, warten Sie mal bitte.»
    Er kraxelte wieder nach oben. Die Leiche lag inzwischen so schicklich, wie es ging, auf einer Tragbahre und wartete auf ihren Abtransport.
    «Haben Sie schon seine Taschen durchsucht?» keuchte Wimsey.
    «Noch nicht, Mylord. Dazu ist auf dem Revier noch Zeit. Reine Formsache, Sie verstehen?»
    «Ganz im Gegenteil», sagte Wimsey. Er schob seinen Hut zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. «An der Geschichte ist etwas komisch, Dalziel. Sieht zumindest so aus. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mir seine Habseligkeiten gleich einmal vornehme?»
    «Aber natürlich nicht», antwortete Dalziel im Brustton der Überzeugung. «So eilig haben wir’s auch wieder nicht. Ob wir das jetzt gleich machen oder hinterher …»
    Wimsey setzte sich neben der Bahre auf den Boden, und der Sergeant stellte sich mit seinem Notizblock daneben, um den Befund schriftlich festzuhalten.
    Die rechte Rocktasche enthielt noch ein Taschentuch, einen Hardy-Katalog, zwei zerknüllte Rechnungen und einen Gegenstand, bei dessen Anblick der Sergeant lachend rief: «Was ist denn das? Ein Lippenstift?»
    «Leider nichts derart Pikantes», meinte Wimsey betrübt. «Das ist ein Bleistifthalter – auch noch Made in Germany . Aber immerhin – wo der ist, da finden wir vielleicht auch noch etwas anderes.»
    Die linke Tasche gab jedoch nichts Aufregenderes preis als einen Korkenzieher und etwas Schmutz; in der Brusttasche fanden sich eine Ingersoll-Uhr, ein Kamm und ein halbleeres Briefmarkenheftchen; Wimsey nahm sich ohne große Hoffnung die Hosentaschen vor, denn eine Weste hatte der Tote nicht an.
    Hier nun fand er in der rechten Tasche eine Handvoll loses Geld, Scheine und Münzen achtlos durcheinander, sowie einen Schlüsselring mit Schlüsseln. Links eine leere Streichholzschachtel und eine zusammenklappbare Nagelschere. In der Gesäßtasche ein paar zerfledderte Briefe, Zeitungsausschnitte und ein kleines Notizbuch mit nichts drin.
    Wimsey richtete sich auf und sah den Sergeant an.
    «Es ist nicht da», sagte er, «und das will mir überhaupt nicht gefallen, Dalziel. Passen Sie mal auf, es gibt noch eine Möglichkeit. Das Ding könnte in den Bach gerollt sein. Holen Sie um Himmels willen Ihre Leute zusammen und suchen Sie es – sofort. Verlieren Sie keine Sekunde.»
    Dalziel sah den aufgeregten Engländer mit einiger
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