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Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten

Titel: Wimsey 07 - Fünf falsche Fährten
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Verwunderung an, und der Konstabler schob die Mütze in den Nacken und kratzte sich am Kopf.
    «Und wonach suchen wir, bitte schön?» stellte er die naheliegende Frage.
    (An dieser Stelle erklärt nun Lord Peter Wimsey dem Sergeant, wonach er suchen soll und warum, doch da der intelligente Leser dieses kleine Detail sicher selbst beisteuern kann, bleibt es auf dieser Seite unerwähnt.)
    «Das ist also wichtig, meinen Sie?» fragte Dalziel und machte ein Gesicht wie einer, der hoffnungsvoll durch einen Wald von Finsternis den ersten fernen Schimmer des Offenkundigen erblickt.
    «Wichtig?» rief Wimsey. «Und ob das wichtig ist! Unvorstellbar und über alle Maßen ungeheuer wichtig. Oder glauben Sie, ich rutsche auf diesem infernalischen Felsen herum und mache mich zum Nadelkissen, wenn es nicht wichtig ist?»
    Das Argument schien dem Sergeant einzuleuchten. Er rief seine Streitmacht zusammen, damit sie den Pfad, das Ufer und den Bach nach dem vermißten Gegenstand absuchten. Wimsey spazierte indessen zu dem alten, verbeulten Morris-Viersitzer hinüber, der an der Einmündung des Viehpfades auf der Wiese stand.
    «Ach ja», sagte Konstabler Ross, indem er sich aufrichtete und den Finger zum Mund führte, bevor er ihn wieder in die Dornen steckte, «das ist sein Wagen. Vielleicht finden Sie da, worauf Sie so scharf sind.»
    «Glauben Sie das bitte nicht, mein Lieber», antwortete Wimsey. Dennoch unterzog er den Wagen einer gründlichen Durchsuchung, vor allem die Rücksitze. Ganz besonders interessierte ihn ein schwarzer Teerfleck auf den hinteren Sitzkissen. Er betrachtete ihn aufmerksam durch die Lupe, wobei er fortwährend leise vor sich hin pfiff. Beim Weitersuchen entdeckte er einen zweiten Fleck an der Karosserie, dicht hinterm Fahrersitz. Auf dem Wagenboden fand er eine zusammengelegte Plane. Er schüttelte sie aus und nahm sie Stückchen für Stückchen unter die Lupe. Noch ein Teerfleck und etwas Sand waren der Lohn für seine Mühe.
    Wimsey zückte seine Pfeife und zündete sie nachdenklich an. Dann suchte er weiter, bis er eine Straßenkarte von dieser Gegend fand. Er setzte sich auf den Fahrersitz, breitete die Karte auf dem Lenkrad aus und versank in tiefe Meditation.
    Nach einem Weilchen kam der Sergeant zu ihm, erhitzt und ganz rot im Gesicht, die Ärmel hochgekrempelt.
    «Wir haben das Unterste nach oben gekehrt», sagte er, indem er sich bückte, um das Wasser aus den Hosenbeinen zu wringen, «aber wir finden das Ding nicht. Vielleicht sagen Sie uns jetzt mal, warum es so wichtig ist.»
    «Oh», machte Wimsey. «Sie wirken echauffiert, Dalziel. Ich hab mich hier inzwischen ein wenig abgekühlt. Es ist also nicht zu finden?»
    «So ist es», antwortete der Sergeant mit Betonung.
    «In diesem Fall», meinte Wimsey, «sollten Sie lieber gleich den Untersuchungsrichter einschalten – halt, nein, ihr habt ja hier oben keine Untersuchungsrichter. Bei euch heißt der zuständige Mann Staatsanwalt. Also, gehen Sie zum Staatsanwalt und sagen Sie ihm, daß der Mann ermordet wurde.»
    «Errrmorrrdet?» rief der Sergeant.
    «Jawohl», sagte Wimsey. «Ganz recht. Errrmorrrdet ist genau das rrrichtige Worrrt.»
    «Ross!» rief der Sergeant. «Hierher!»
    Der Konstabler nahte in verhaltenem Galopp.
    «Seine Lordschaft», sagte der Sergeant, «ist der Meinung, daß der Mann ermordet wurde.»
    «Ach nee», fand Ross. «Na so was aber auch. Und wie kommen Seine Lordschaft wohl darauf?»
    «Wegen der Leichenstarre», sagte Wimsey, «und weil ihr nicht findet, wonach ihr sucht. Dazu diese Teerflecken am Wagen und der Charakter des Verblichenen. Ihn hätte doch jeder mit dem größten Vergnügen umgebracht.»
    «So, so, die Leichenstarre», sagte Dalziel. «Das ist aber doch eher Dr. Camerons Sache.»
    «Ich muß zugeben», sagte der Arzt, der soeben hinzukam, «daß ich mich darüber auch schon gewundert habe. Wenn man den Mann nicht nach zehn Uhr heute morgen noch lebend gesehen hätte, würde ich nämlich sagen, daß er eher schon an die zwölf Stunden tot ist.»
    «Ganz meine Meinung», sagte Wimsey. «Andererseits werden Sie gesehen haben, daß die Farbe auf dem Bild, obwohl sie mit schnelltrocknendem Kopalharz aufgetragen wurde, noch ziemlich feucht ist, trotz heißer Sonne und trockener Luft.»
    «Eben», sagte der Doktor. «Das zwingt mich zu der Annahme, daß die Wassertemperatur eine vorzeitige Starre herbeigeführt hat.»
    «So leicht lasse ich mich nicht bezwingen», erwiderte Wimsey.
    «Ich gehe lieber davon
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